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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 27. Februar 1887

Lieber Manuel!

Am Ende der jetzt begonnenen Woche steht die Hochzeit Deines trefflichen Sohnes Willi bevor. Es ist dies ein höchst erwünschtes und Glück bringendes Ereignis auch für Dich und die Deinigen, an dem ich den innigsten Antheil nehme. Leider muß ich es mir versagen, an dem schönen Feste selbst theilzunehmen, zu dem ich durch Frau Anna von Wulffen freundlichst eingeladen worden bin. Es wäre mir zu beschwerlich die weite Reise jetzt zu machen und nach einem Monat sie bis Berlin zu wiederholen. Überdies leide ich augenblicklich an einer Erkältung, die sie mir noch beschwerlicher machen würde. Ich hoffe das junge Paar in Berlin um Ostern zu begrüßen. Wenn Willi in der Stichwahl durchkommt und Reichstagsabgeordneter wird, so wird er dann mit seiner jungen Frau in der nächsten Zeit häufig in Berlin sein. Aber wie viel nimmt er jetzt auf einmal auf sich, und wie drängen sich für ihn die wichtigsten Entscheidungen in wenigen Tagen zusammen! Man möchte wünschen, daß er die Hochzeit noch um 4 Wochen verschoben hätte, um nicht gerade die Flitterwochen im Reichstage zuzubringen.

Der Briefwechsel unseres Vaters ist bis zu Ende fertig gedruckt. Ich weiß nicht, warum die Verlagsbuchhandlung in den letzten Wochen Correcturen und Revisionsbogen zurückgehalten hat; namentlich schien ihr die Zeit der Kriegs- und Wahlaufregung1 nicht günstig, um das Werk auszugeben und zu versenden.

Aus München und Göttingen habe ich fortdauernd gute Nachrichten erhalten. Anna und Felix nehmen viel an der Geselligkeit unter den Professoren theil, und das durch Felix ins Leben gerufene Professorium gibt dazu wiederholt Gelegenheit.

Ich habe an Frau von Wulffen auf ihre Einladung geschrieben und ihr auch meine innigen Glück- und Segenswünsche für das junge Paar übermittelt. Ich bitte Dich gleichfalls dasselbe herzlich von mir zu grüßen. Am 5. März werde ich seiner und Eurer viel gedenken.

Dein Bruder Karl