So sehr uns Eure beiderseitigen lieben Briefe2 durch die guten Nachrichten, welche sie uns aus Eurem Hause brachten, erfreuen, so mußten sie uns dagegen durch die Mittheilung über die verschiedenen Todesfälle, welche Euch nahe berührt haben, mit herzlicher Theilnahme erfüllen. Bei dem Heimgang der guten alten Grundherr kann man freilich sagen, daß sie ihres Lebens Aufgabe erfüllt hat, und es ist ihr sowohl durch ihren heiteren Lebensabend, als durch ihr stilles schmerzloses Ende eine reiche Gnade widerfahren.3 Wie vereinsamt muß sich aber der alte Vater finden, und wie schwer wird der Rest der Tage, den er noch zu tragen hat, auf ihm lasten. Wenn Ihr zum Fest4 hinübergeht, so bitten wir Euch, ihm auch unsere innigste Theilnahme auszusprechen. – Den Tod der lieben Frau Harnack, welche nach Eurer warmen und liebevollen Schilderung eine seltene Frau gewesen sein muß5, beklagen wir mit Euch, da eine solche Freundin wohl schwer zu ersetzen ist, und es überhaupt als ein ungewöhnliches Glück bezeichnet werden muß, einen freundschaftlichen Umgang zu besitzen, der eine so tiefe und nachhaltige Befriedigung gewährt.
Das schöne Fest der Weihnachten wird Euch nun Nürnberg hinüberführen. Wir werden Euch am Heiligen Abend uns dort vereinigt denken und uns mit Euch freuen, und wir wünschen von Herzen, daß das Fest in ungetrübter Freude von Euch gefeiert werde. Euer Georg, über dessen fröhliches Gedeihen wir uns herzlich freuen, wird nun auch schon mit seinem Jubel daran Theil nehmen können. Bringt doch Allen im Elternhause, und auch den andern lieben Verwandten, insbesondere Lina und ihrem guten Mann unsere freundlichsten Grüße.
bald mit allen Kindern nach dem lieben Elternhaus inWir werden nach bestehender Gewohnheit den Heiligen Abend erst bei uns feiern, und dann am ersten Feiertag nach Potsdam hinüberziehen. Bei uns ist der Wunsch, daß alle dabei gesund und wohlauf sein möchten, besonders begründet, daß wir solchen Störungen Nicht ausgesetzt sind. Friederike war in diesem Monat wieder öfters leidend; nach ihrer Grippe überfiel sie ein rheumatisches Fieber, welches uns dadurch erschreckte, daß sich wieder die alten Schmerzen in der Seite eingestellt hatten. Durch Blutegel bekämpft, verzogen sie sich jedoch bald wieder; indessen hat sie seitdem noch mehrere Fieberanfälle gehabt, welche rasch vorübergehend wechselfieberartige wurden. Seit Mittwoch6 ist keiner wiedergekommen und hoffen wir denselben vorläufig beseitigt zu haben. Im Uebrigen ist Friederike, wenn sie auf ist, lebendig und thätig im Hause und in ihren Kräften nicht erheblich heruntergekommen. Diese Störungen haben uns aber etwas entmuthigen müssen. – Die Kinder sind, Gott lob!, munter und guter Dinge, und stellen nur die Aufgabe, ihre Munterkeit zu mäßigen. – In Potsdam geht es auch besser; alle waren mehrfach wieder krank, mit alleiniger Ausnahme des Vaters, der sich, unberufen, in gewohnter Rüstigkeit erhalten hat. – Sonst war überall viel Krankheit verbreitet und wegen Agnes Eichhorn, unserer lieben treuen Freundin hatten wir ernstliche Sorge; doch scheint diese jetzt beseitigt zu sein, wenn sie auch noch immer das Bett hüten muß.
In meinem Amt bin ich reichlich beschäftigt, da die Verwaltung des Staatsschatzes eine ordentliche Zugabe an Arbeit gebracht hat; über den pekuniairen Vortheil, der mir dabei in Aussicht gestellt ist7, waltet noch ein ununterbrochenes Stillschweigen, welches sich noch lösen wird, wenn über die neue Organisation eine Entscheidung getroffen wird. Ich habe dem Minister-Präsidenten vor 14 Tagen meine detaillirten Vorschläge in dieser Beziehung überreicht; er hat sich aber darüber noch nicht ausgesprochen und ich erinnere ihn auch nicht daran, da es aussehen könnte, als ob ich nach meiner Remuneration begierig wäre. Inzwischen verwalte ich in guter Zuversicht fort. – Kürzlich war mein Staatsschatz in großer Gefahr, zum Besten der Hamburger angegriffen zu werden.8 Klüclicher Weise hat man sich nicht darauf eingelassen, so verführerisch es auch schien, sich vor der Welt als Retter Hamburger Brücken zu krönen; wenn es mit circa 3 Millionen Talern gethan gewesen, hätte man diese Summe auch wohl bewilligt. Mehr konnten wir nicht füglich geben, ohne unsere eigene Reserve für einen größern Nothstand zu sehr zu schwächen. Wir sind auch bisher mit unserer Bank allen Ansprüchen des Handelsstandes ausreichend gewachsen gewesen, und werden es auch ferner sein; daher die Valadität bei uns keinen ernsten Charakter angenommen und valide Häuser nicht erschüttert hat. Hätten wir aber Geld übrig, um dem Hamburger Schwindel zu Hülfe zu kommen, so hätte unser eigener Schwindel einen näheren Anspruch der Unterstützung. Hamburg hat sich in dieser Krisis schwer kompromittirt.
Mit unserm König geht es wohl besser; aber ob er nach Ablauf der 3 Monate9 wieder regierungsfähig sein werde, erscheint mehr als zweifelhaft. Die Lage des Prinzen von Preußen wird mit längerer Fortdauer des Interregnums immer schwieriger werden.
Friederike hat sich sehr gefreut über Susannes ausführlichen Brief; sie wird ihn bald beantworten.10 An Deinen neuen Aemtern und Würden als Mitglied des Erlanger Verwaltungsraths11 und als Correspondent12 der Göttinger Akademie haben wir herzlich Theil genommen wegen der Anerkennung, welche Du darin finden darfst.
Grüße Deine liebe Susanna und Deine Kinder herzlich; wir wünschen Euch von ganzer Seele ein fröhliches Weihnachtsfest.