Ich habe einen meiner Mitarbeiter nach Köln geschickt, Dr. Carl Schröder, um dort Kölnische Chroniken zu bearbeiten. Der hat nun in sichere Erfahrung gebracht, daß im Düsseldorfer Archiv ein paar alte Chronikenfragmente aus dem 13. oder 14. Jahrhundert aufbewahrt sind, deren Benutzung dringend zu wünschen ist. Allein solche Benutzung ist nicht möglich ohne höhere Erlaubniß, und Dr. Schröder hat sich deßhalb an den Reichskanzler gewendet. Ich weiß nicht, ob das die rechte Stelle ist, doch hat man ihn in Düsseldorf vermuthlich an diese gewiesen. Nun sitzt er in Köln, von wo er sich im Fall die erbetene Erlaubniß kommt nach Düsseldorf wenden will und harrt vergeblich auf Antwort. Vielleicht ist es nicht gar lange, aber lange doch für uns, weil mein Mitarbeiter unterdeß auf Kosten der Historischen Commission mehr braucht als mir lieb ist.
Vielleicht kostet es Dich nur eine Anfrage im Vorbeigehen bei dem Staatsministerium oder bei dem Hauptstaatsarchiv um die Angelegenheit zu betreiben. Du würdest mir einen besonderen Gefallen damit thun.
Der Siegeseinzug in Berlin ist, vom Himmel begünstigt wie selten in diesem Jahr, glanzvoll vorübergegangen.1 Wie bedaure ich, ihn nicht gesehen zu haben! Doch die Beschreibungen habe ich in einer Reihe von Blättern gesehen. Uns hier steht der festliche Empfang der Truppen in der nächsten Woche bevor, wenn es auch nur ein Jägerbataillon ist! Erlangen wird sich schmücken, so gut es kann: Magistrat und Universität und andere Behörden werden dabei durch Deputationen erscheinen, auch Ehrenjungfrauen in blau und weiß – 12 an der Zahl – und Ehrenmütter nicht fehlen. Meine Frau und Tochter2 haben wegen der Trauer die ihnen zugedachte Stelle abgelehnt. Abends gibt es dann wie natürlich ein Fest an den Bierkellern mit Beleuchtung. Wollte uns nur auch das Wetter so günstig sein! Jetzt haben wir immerfort Regen und Wind und Kälte!
Susanna ist gestern von Nürnberg, wo sie eine Woche war, um die liebe Mutter in der Sorge und Krankenpflege bei der Familie Crailsheim zu unterstützen. Die Schwester Sophie schwebte von schwerem Typhus ergriffen seit 3 Wochen zwischen Tod und Leben, dabei hatten sämmtliche Kinder die Masern und endlich bekam sie auch mein Schwager Max und mußte sich legen. Damit die Mutter nicht immer dort sei, löste meine Frau sie immer einen halben Tag ab, unterdeß sich die Mutter im Garten ausruhte. Die eigene Mutter von Max ist mit ihrem Mann dem Forstmeister, der sehr schwach geworden ist, fern auf dem Lande und kann diesen nicht verlassen. So liegt diese Last allein auf unserer Mutter, die selbst der Erholung so sehr bedurft hätte, und bei ihr lösen sich die Töchter ab sie zu unterstützen, mit Ausnahme von Marie in Schweinfurt, die ihr Mann nicht fortläßt – zuerst war Luise aus München da, jetzt ist es Caroline aus Ingolstadt. Gottlob scheint nun die bessere Wendung bei Sophie eingetreten zu sein, doch werden die kalten Bäder noch fortgesetzt, nachdem sie davon bis gestern nicht weniger als 76 bekommen hatte.
Von unseren Töchtern Anna in Kreuznach und Luise in München sind gute Nachrichten da. Anna hat auch angenehmen Umgang in Kreuznach gefunden, nach Münster am Stein ist sie noch nicht gekommen um von Clarens Empfehlung Gebrauch zu machen; die Kur und die Truppendurchzüge haben sie verhindert.
Wann denkt Ihr zu reisen? bis besseres Wetter eintritt? ist Marie Meyer angekommen?
Ich habe viel mit Prorectoratsgeschäften zu thun. Duelluntersuchungen und andere Disciplinarsachen; meine Strenge hat mich bei den Corpsburschen sehr in Verruf gebracht und mein Name figurirt in dem schlechtesten Schmutzblatt Nürnbergs: oderint dum metuant!3 denke ich mit Vergnügen. Außerdem berathen wir über unsere vornehmsten Universitätsbedürfnisse, um sie an den bevorstehenden Budget-Landtag zu bringen.
Meine herzlichen Grüße an Clara und Eure Kinder. Meine Frau, die gleichfalls grüßt, sagt mir eben daß sie aus Nürnberg an Clara geschrieben habe; also habe ich oben Unnöthiges mitgetheilt.