Zu meinem herzlichen Bedauern müssen wir diesmal auf Dich, wenigstens für die ersten Tage Deines hiesigen Aufenthaltes in unser Haus als Gast aufzunehmen verzichten. Du hast einen Konkurrenten in Lieschen von Harsdorf erhalten, die im letzten Oktober zu ihrer Ausbildung in das Elisabeth-Krankenhaus als Elevin eingetreten war, und nun nach Vollendung dieser Aufgabe sich zunächst nach Stralsund zum Besuch des Fräulein von Lundblat, Schwester der Frau von Mellenthin, Schwiegermutter von August von Tucher begeben hat. Wir empfangen so eben von ihr die Nachricht, daß Frl. von Lundblat in diesen Tagen ihren Umzug in eine andere Wohnung bewirkt und sie in Folge dessen übermorgen, Donnerstag hierher zurükkommen und als Gast in unser Haus einkehren wird. Das letztere beruht auf einer längst getroffenen Verabredung, daß sie nach ihrem Ausscheiden von Elisabeth noch einige Tage bei uns in Freiheit verweilen möchte, um sich doch auch Berlin etwas anzusehen, von dem sie bis jetzt kaum mehr als einige Hauptstraßen kennen gelernt hat. In der Charwoche beabsichtigt sie noch zum eigentlichen Abschied wieder als Gast auf einige Tage in Elisabeth einzukehren, um in dieser ihr lieb gewordenen Gemeinschaft das Osterfest1 zu verleben und will dann nach München ins Elternhaus zurükkehren, wo sie mit Sehnsucht erwartet wird. Dieser Plan hat sich erst jetzt endgültig fixirt, und da wir vorher erwarten durften, daß beide Besuche sich auf einander folgen und vereinigen würden, so konnte ich auch ohne Reserven meine Einladung an Dich ergehen lassen. Nun kündigst Du aber Deine Ankunft auf den 10 – 11 dieses Monats und Lieschen ihre auf den 8ten an, so daß eine Karambulage2 nicht mehr zu vermeiden ist. Wenn ihr Aufenthalt sich abkürzt und der Deinige sich verlängert, so wird es uns eine große Freude machen, wenn Du als ihr Nachfolger zum Schlusse noch unser Gastzimmer beziehen möchtest. Zunächst aber wird es auch Deine bekannte Galanterie verlangen, daß dem jungen noch unmündigen Fräulein und noch dazu einer halben Diakonissin der Vortritt eingeräumt werde. Wir bitten Dich aber doch jedenfalls uns baldigst den Tag Deiner Ankunft uns anzuzeigen und zu benachrichtigen, in welchem Gasthof ich Dir Quartier bestellen kann. Ich empfehle Dir dazu in unserer Nähe entweder Friederich3 in der Potsdammerstraße oder das etwas entferntere Thiergarten-Hotel oder den Fürstenhof am Potsdammerthor; unter allen Umständen ist die Vorausbestellung des Quartiers zweckmäßig.
In der Erwartung Deiner weiteren Nachricht und in der Hoffnung unseres Wiedersehens