Erlangen 19 September 1870.
Lieber Manuel!
Gestern erhielt ich Deine persönliche Erklärung. Sie war offenbar eine notgedrungene; sie ist einem leidenschaftlichen Gebahren gegenüber ruhig, überlegen und nachdrücklich. Der eingewurzelte Particularismus und Preußenhaß geht mit dem gehässigen Eifern gegen die Union zusammen, in welchem letzteren das eigenthümliche Leben des Lutherthums unserer Tage hauptsächlich sich zu bekunden strebt. Ich meine das Lutherthum der Theologen, denn die Gemeinden wissen nichts von solcher Feindschaft, wenigstens hier bei uns nicht das mindeste, ebenso wenig wie in Mecklenburg wo auch eine rein lutherische Kirche besteht. Ich werde Deine persönliche Erklärung gelegentlich meinen theologischen Collegen Thomasius und von Zezschwitz mittheilen, falls sie sie noch nicht gelesen haben; besonders dem letzteren gönne ich sie.
Was die Abneigung und den Neid gegen Preußen betrifft, so sind sie fühlbar im Abnehmen begriffen, seitdem man durch den gegenwärtigen über alles Erwarten glorreichen Feldzug | aufs neue davon belehrt worden ist, daß der preußischen Macht, Intelligenz und Disciplin unbestritten die Führerschaft in Deutschland zuerkannt werden muß. Überdies ist Bayern mehr als befriedigt durch den eigenen Antheil des Ruhmes, welcher in unseren Zeitungen, wie mir scheint, sehr über die Gebühr verherrlicht wird und die Prätensionen ehr zu steigern als herabzustimmen geeignet ist. Minister
Delbrück wird davon in München jetzt die Erfahrung machen und eine Probe dieser Art gab ein anscheinend offiziöser Artikel in der Augsburger Allgemeine
Zeitung vom letzten Sonnabend den 17. September über die Bedingungen, unter welchen Bayern sich dem Deutschen Bund anschließen könnte; natürlich wird auch Würtemberg Ähnliches verlangen; ich erwarte nicht, daß Bismark sich darauf einlassen, der König von Preußen die gewohnte Großmuth so weit treiben wird.
In unserem stillen Winkel hier war es uns leider nicht vergönnt durch eigene Anschauung von jubelnden Truppendurchzügen und stolzen Gefangenentransporten mächtig anziehende Eindrücke von dem Wesen dieser großen Zeit zu gewinnen. Nur Verwundete bekommen wir auch hierher, zuerst von dem Schlachtfeld von Wörth meist Franzosen und eine Anzahl Turecs Tuaregs, wenige Preußen und Bayern, gestern und heute lauter Bayern | von Sedan. Doch auch der Jubel von Sedan ist natürlich bis zu uns gedrungen.
Hoffentlich hast Du weitere gute Nachricht von Willi bei Metz erhalten. Es ist doch sehr beruhigend, ihn dort in einer gewissen Sicherheit zu wissen, da der in seiner Höhle eingeschlossene Bär keine neuen Angriffe mehr zu wagen und die Ereignisse nur abzuwarten scheint. Willis anziehenden und gut geschriebenen Bericht unter der Überschrift Göttingen hatte ich bereits in der Kreuzzeitung erkannt und gelesen, als wir die Nummer von Dir zugesendet erhielten. Hoffentlich werden ihm unterdessen auch die wärmeren Kleidungsstücke, die Ihr ihm schicktet, zugekommen sein und sie waren bei det fortdauernd nassen und kalten Witterung gewiß sehr nöthig.
Michelets Einladung zum improvisirten Hegelfest lege ich bei. Du hast gewiß Recht gethan Dich ihr nicht ganz zu entziehen und ebenso, Dich nicht bloß schweigend dabei zu verhalten. In den Berliner Zeitungen habe ich nur einen kurzen und ganz unverfänglichen Bericht in der Kreuzzeitung gefunden. Doch weiß ich nicht, ob nicht die Volkszeitung etwas darüber gebracht hat, da ich sie gewöhnlich nicht ansehe.
Die beiden Photographien sind mir von Schauer auf Deine Bestellung zugeschickt worden. Das Brustbild ist, wie Du schon schriebst, recht befriedigend ausgefallen, | nicht so das vollständige Bild. Ich bitte Dich die Rechnung für mich zu bezahlen, womit Herr Schauer zugleich erfährt, daß die Bilder gut angekommen sind. Es freut mich, daß die Gräber unserer theuren Eltern an dem Festtage von Euch schön geschmückt worden sind, woran ich meinen Antheil gleichfalls in Anspruch nehme.
Von Rosenkranz erhielt ich vor 8 Tagen ein Schreiben, worin er sich nach der Edition des Briefwechsels erkundigte und zugleich noch etwas Neues anregte, durch Köstlin in Tübingen dazu veranlaßt. In Rosenkranz‘ Biographie sind einige Auszüge aus einem Aufsatz über die Verfassung Deutschlands gegeben, welche auf das Ganze, wiewohl auch dieses nur Fragment ist, begierig machen. Die Bekanntmachung desselben würde sich gewiß verlohnen. Rosenkranz fordert mich nun dazu auf, und ich bin mit Freude darauf eingegangen, d. i. vorläufig nur auf die Idee, da ich die Schrift selbst erst kennen muß. Denn im Fall sie zur Veröffentlichung geeignet ist, würde sie sich sehr gut an das Übrige aus dem Nachlaß anschließen. Sei also so gut und hole noch einmal die Kiste mit der schriftlichen Hinterlassenschaft vom Boden, um mir das Stück herauszusuchen; was Rosenkranz gehabt hat, ist ja wohl besonders zusammen gelegt und bald zu finden.
Mit dem Briefwechsel bin ich übrigens noch nicht | über die Vorbereitungen hinausgekommen und es ist gut, daß er jetzt noch nicht erschienen ist. Ich wünschte noch einiges Andere herbeizuschaffen, namentlich die Briefe an Paulus, welche Reichlin Meldegg in Paulus‘ Leben zum Theil abgedruckt hat, erhielt aber von diesem, an welchen ich mich deshalb wandte, einen kurzen und schnöden Abschlag; ich erkundigte mich ferner in Frankfurt vergeblich nach Carové‘s Hinterlassenschaft; ich beabsichtigte an Barthélemy-St. Hilaire in Paris zu schreiben wegen der Briefe an Cousin, dessen Nachlaß in seinem Besitz ist, habe aber leider die rechte Zeit vor dem Kriege versäumt. Die Hauptsache aber war, daß ich vom Frühjahr an bis jetzt mit meinem 2. Band Straßburg scharf unter der Presse war und alle meine freie Zeit für diese dringende Arbeit zusammennehmen mußte. Jetzt hat es damit freilich auch keine Eile, da der Verleger den Band doch erst später veröffentlichen will, bis der Krieg vorüber und
Straßburg, so Gott will, wieder eine deutsche Stadt geworden ist. Du kannst Dir denken, welchen nahen Antheil ich an dem entsetzlichen Schicksal von dieser nahm, deren Vergangenheit ich besser als irgendein Anderer kenne, deren literarische Schätze ich ausgebeutet und damit zu einem freilich sehr geringen Theil vielleicht allein gerettet habe. Doch noch kann ich es mir nicht als möglich denken, daß man nicht wenigstens die kostbarsten Handschriften sicher vor der Zerstörung geborgen haben sollte! |
Die Historische Commission wird bei alle dem auch in diesem Jahre am 1. October in München zusammenkommen. Ich begebe mich schon übermorgen auf die Reise, um auch noch etwas über meinen engen Winkel in die Welt hinaus zu kucken; bin ich ja doch jetzt ein ganzes Jahr lang still zu Hause gesessen und es ergreift mich endlich die Ungeduld. Ich will vorerst nach Frankfurt und Mainz und von dort nach Stuttgart und Tübingen, welches letztere ich noch nicht kenne, und bis zum 30. September in München sein.
Seit 8 Tagen ist die Mimi wieder bei uns, nachdem sie ein Jahr lang aus dem Hause war. Anna ging ihr entgegen, beide blieben einen Tag bei der Tante in Schweinfurt. Anna consultirte auch Tröltsch in Würzburg, der leider ihren Zustand gar nicht günstig fand und noch eine Kur im October mit ihr versuchen will. Marie hat sich in ihrer Eigenart wenig verändert und ist auch kaum gewachsen, ihrer Mutter sehr ähnlich. Sie soll noch den Winter über in Friedrichsdorf bleiben.
Du willst wissen, was ich für Marie ausgelegt habe? Ich lege den Zettel bei. Auf das Hochzeitgeschenk hat Theodor noch mit keinem Wort reagiert; dafür bleibt uns die Zufriedenheit eines guten Gewissens. Das Hochzeitgeschenk für Anna in München steht noch bevor.
Ich komme dismal leider nicht, wie ich wollte, nach Berlin. Doch bleibt mein Besuch nur aufgeschoben. Bei der künftigen Siegesfeier in Berlin bitte ich Euch einen Winkel in Eurer Behausung für mich aufzusparen.
Ich lege die neueste Photographie von mir bei, die von Susi hat Marie, wie ich glaube, schon mitgenommen. |
Herzliche Grüße an Klara, Marie und Klärchen. Gebt uns bald Nachricht von Willi.
Treulichst
Dein Bruder Karl.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
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Privatbesitz
1000
Rosenkranz, Karl: Georg Wilhelm Friedrich Hegels Leben, Berlin 1844
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Rosenkranz, Karl: Georg Wilhelm Friedrich Hegels Leben, Berlin 1844.
1844
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 9, Die Chroniken der oberrheinischen Städte. Straßburg, bearb. von Karl
Hegel
, Bd. 2, Leipzig 1871. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59556/edition/55556 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 9, Straßburg, Bd. 2
1871
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Thomasius, Gottfried11735025718021875Thomasius, Gottfried (1802–1875), aus der Nähe des fränkischen Neustadt an der Aisch stammender evangelisch-lutherischer Theologe und Nachfahre des frühaufklärerischen Philosophen Christian Thomasius (1655–1728), der von 1821 bis 1825 Theologie und Philosophie an den Universitäten Erlangen, Halle und Berlin studierte und dann zunächst Pfarrer und Gymnasiallehrer in Nürnberg wurde. Von 1842 bis zu seinem Tode war er ordentlicher Professor der Theologie an der Universität Erlangen und Universitätsprediger. Der Ehemann der Caroline Sophie Lehmus war zusammen mit seinem Kollegen Johannes Hofmann (1810–1877) einer der maßgeblichen Theologen der Erweckungsbewegung.
Zezschwitz, Karl Adolf GerhardKarl Adolf Gerhard Zezschwitz11877267818251886 Zezschwitz, Karl Adolf Gerhard (1825–1886), in Bautzen geborener evangelisch-lutherischer Theologe, der nach seinem Studium an der Universität Leipzig Pfarrer wurde. Er habilitierte sich 1857 in Leipzig, wurde dort außerordentlicher Professor, wechselte 1861 nach Neuendettelsau und diente innerhalb der Inneren Mission. Im Jahre 1865 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Gießen, 1866 an der Universität Erlangen, dort dazu ab 1867 Universitätsprediger. In zweiter Ehe war er ab 1856 mit der Nürnbergerin Julie Zezschwitz, geb. Meier (1832–1906), verheiratet.
Delbrück, Rudolph Martin Friedrich11905939818171903 Delbrück, Rudolph Martin Friedrich (1817–1903), in Berlin geborener preußischer Staatsmann, der nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Berlin 1837 in den preußischen Staatsdienst eintrat. 1867 wurde er Präsident des Bundeskanzleramtes des Norddeutschen Bundes und blieb enger Vertrauter Bismarcks (1815–1898), der ihn 1871 auch zum Präsidenten des Reichskanzleramtes des Deutschen Reiches machte.
Bismarck, Otto11851136X18151898Bismarck, Otto (1815–1898), in Schönhausen an der Elbe geborener preußischer und deutscher Politiker, der 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments war, von 1862 bis 1890 preußischer Ministerpräsident, zugleich von 1867 bis 1871 einziger Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis 1890 erster Reichskanzler des Deutschen Reiches.
Wilhelm I., König von Preußen, Deutscher KaiserWilhelm I., König von Preußen, Deutscher Kaiser11863288417971888Wilhelm I. (1797–1888), Prinz von Preußen, König von Preußen von 1861 bis 1888, ab 1871 auch Deutscher Kaiser.
Hegel, Wilhelm (Willi)Wilhelm Hegel13593263718491925Hegel, Wilhelm (Willi) (1849–1925), in Berlin geborener Sohn Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels (1822–1861), Ehemann Armgard Hegels, geb. Wulffen (1862–1928), und Neffe Karl Hegels. Er war hoher preußischer Verwaltungsbeamter, u. a. von 1886 bis 1890 Landrat des Kreises Jerichow I, von 1895 bis 1905 Regierungspräsident von Gumbinnen, von 1905 bis 1908 in Allenstein, von 1908 bis 1917 Oberpräsident der Provinz Sachsen. Es war von 1887 bis 1890 Mitglied des Deutschen Reichstages und wurde im Jahre 1909 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Michelet, Karl LudwigKarl Ludwig Michelet11858216X18011893Michelet, Karl Ludwig (1801–1893), Professor der Philosophie an der Universität Berlin, Gründungsmitglied des „Vereins der Freunde des Verewigten“, der die erste Ausgabe der Werke Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831) ab 1832 besorgte.
Schauer, Gustav11711183X18261902Schauer, Gustav (1826-1902) In Beeskow bei Frankfurt an der Oder geborener Volksschullehrer, Daguerreotypist und (Hof-)Fotograf mit eigenem Atelier und Verlag in Berlin, nach 1877 auch als Maler tätig und zum Professor ernannt.
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Rosenkranz, Johann Karl FriedrichKarl Rosenkranz11860272118051879 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich (1805–1879), in Magdeburg geborener Philosoph und Sohn des Steuerbeamten Johann Heinrich Rosenkranz (1757–1830) und seiner Ehefrau Marie-Katharine Rosenkranz, geb. Gruson (1770–1824). Er war von 1831 bis 1833 außerordentlicher Professor an der Universität Halle, von 1833 bis 1874 ordentliche Professor an der Universität Königsberg und Verfasser der ersten Biographie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831).
Köstlin, Karl ReinholdKarl Reinhold Köstlin11630166X18191894Köstlin, Karl Reinhold (1819–1894), im schwäbischen Urach geborener evangelischer Theologe und Literaturhistoriker, der von 1837 bis 1841 an der Universität Tübingen studierte und anschließend in den Kirchendienst eintrat. Im Jahre 1849 zum Dr. phil. promoviert, wurde er Privatdozent und 1853 außerordentlicher Professor an der Universität Tübingen. 1858 übernahm er den Lehrstuhl für Ästhetik und Kunstgeschichte in der Philosophischen Fakultät und wurde 1863 Ordinarius, im Jahre 1877 war er Dekan.
Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob11536836117611851Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761–1851), in Leonberg geborener evangelischer Theologe, der nach seinem Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Tübingen 1789 Professor der orientalischen Sprachen an der Universität Jena und dort von 1793 bis 1803 ordentlicher Professor für Theologie war, dann an der Universität Würzburg. Nach Schul- und Kirchenverwaltungsaufgaben in Bamberg, Nürnberg und Ansbach wurde er 1811 Geheimer Kirchenrat und Professor an der Universität Heidelberg.
Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Maria11926133218011877Reichlin-Meldegg, Karl Alexander Maria (1801–1877), in Grafenau geborener Philosoph und Theologe, der nach seinem Studium an der Universität Freiburg im Breisgau dort 1830 ordentlicher Professor für Kirchengeschichte wurde. 1832 konvertierte der katholische Priester zum Protestantismus und wechselte in die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg, wo er 1840 Ordinarius für Philosophie wurde.
Carové, Friedrich Wilhelm11953586617891852Carové, Friedrich Wilhelm (1789–1852), in Koblenz geborener deutscher Jurist und Philosoph, der zunächst in Justiz und Verwaltung im Rheinland tätig war. In Heidelberg lernte er Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) kennen und folgte ihm 1818 nach Berlin. Beruflich erfolglos, wurde er Privatgelehrter und Publizist.
Barthélemy-Saint-Hilaire, Jules11606861218051895Barthélemy-Saint-Hilaire, Jules (1805–1895), in Paris geborener französischer Gelehrter, Journalist und Staatsmann, der von 1838 bis 1852 Professor am Collège de France war. Er wurde 1871 Mitglied der Nationalversammlung, 1876 Senator und 1880/81 Außenminister. Als Gelehrter mit einem umfangreichen Gesamtwerk trat er vor allem mit seiner großen Aristoteles-Übersetzung hervor.
Cousin, Victor11852247717921867Cousin, Victor (1792–1867), in Paris geborener französischer Philosoph, der im Jahre 1817 in Heidelberg Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) begegnete und dessen Philosophie in Frankreich bekannt machte. Er war Mitglied der Preußischen, Bayerischen und Göttinger Akademie der Wissenschaften. Der Briefwechsel zwischen beiden Philosophen beschäftigte Karl Hegel im Zusammenhang seiner Arbeiten an der Ausgabe der Briefe von seinem Vater und an ihn, die im Jahre 1887 in zwei Bänden erschien.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Tröltsch, Anton Friedrich11742021218291890Tröltsch, Anton Friedrich (1829–1890), in Schwabach bei Nürnberg geborener Sohn des späteren Appellationsgerichtsrates Christian Friedrich Tröltsch (1780–1851) und seiner Ehefrau Susanne Tröltsch, geb. Haller von Hallerstein († 1840), der nach seinem Abitur in Nürnberg zunächst an der Universität Erlangen Rechtswissenschaften studierte. Nach zwei dem Studium der Naturwissenschaften gewidmeten Semestern an der Universität München studierte er von 1849 bis 1853 Medizin an der Universität Würzburg und bildete sich, in Würzburg promoviert, bis 1856 in verschiedenen europäischen Städten (Berlin, Prag, Dublin, Glasgow, London, Paris) weiter, immer mehr der Augen- und Ohrenheilkunde zugewandt. Ab 1857 praktizierte er vornehmlich als Ohrenarzt, habilitierte sich 1861 an der Universität Würzburg und wurde dort 1864 außerordentlicher Professor der Ohrenheilkunde.
Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher
Susanna Maria Hegel, geb. Tucher116146891918261878Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher (1826–1878), häufig „Susette“ genannt, Tochter Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871) und Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876), Ehefrau Karl Hegels (1813–1901); siehe auch: Tucher, Susanna Maria.
Hegel, Marie (Maria), verh. BitterMarie Hegel, verh. Bitter103810830618481925Hegel, Marie (1848–1925), Tochter Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), Ehefrau des Juristen, hohen preußischen Verwaltungsbeamten, Kronsyndikus und Politikers Rudolf Bitter (1846–1914), siehe auch: Bitter, Marie.
Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell
Clara Hegel, geb. Flottwell116570776?18251912Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell (1825–1912), Tochter Eduard Heinrich Flottwells (1786–1865) und Auguste Flottwells, geb. Lüdecke (1794–1862), jüngere Schwester Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), der ersten Ehefrau Immanuel Hegels (1814–1891) und dessen zweite Ehefrau ab 8. September 1865.
MecklenburgNeben dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin gab es das kleinere Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
DeutschlandKulturgeschichtlich ist damit der Raum deutscher Nation und Sprache gemeint, wo „Teutschland“ im Laufe der Frühen Neuzeit eine Kurzbezeichnung für das „Heilige Römische Reich teutscher Nation“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ immer mehr zur inoffiziellen Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas, zunächst das Gebiet des 1815 gegründeten Deutschen Bundes, dann des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Bayern (Baiern)Das Königreich Bayern bestand von 1806 bis 1918.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Würt(t)embergVon 1806 bis 1918 Königreich, ab 1815 im Deutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Reich.
Wörth (an der Sauer)48.9399476,7.7432539Etwa 40 Kilometer nördlich von Straßburg gelegene Gemeinde im Unterelsaß, bei der am 6. August 1870 eine siegreiche Schlacht deutscher gegen französische Truppen stattfand.
Sedan49.7033759,4.9433409Etwa 250 Kilometer nordöstlich von Paris und etwa 900 Kilometer südwestlich von Berlin an der Maas gelegene Stadt, bei der am 2. September 1870 die entscheidende Schlacht im „Deutsch-Französischen Krieg“ von 1870/71 stattfand. Der französische Kaiser Napoleon III. (1808-1873) wurde mit einem Großteil seiner Soldaten gefangen genommen.
Metz49.1196964,6.1763552Etwa 800 Kilometer südöstlich von Berlin und etwa 150 Kilometer nordwestlich von Straßburg an der Mosel gelegene Festungsstadt und Verwaltungssitz des Bezirks Lothringen im Reichsland Elsaß-Lothringen.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Tübingen48.5236164,9.0535531Stadt am Neckar im Königreich Württemberg mit 1477 gegründeter Universität, etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Paris48.8588897,2.3200410217200766An der Seine gelegene Hauptstadt des Kaiserreichs Frankreich.
Straßburg48.584614,7.7507127Ehemalige Reichs-, Universitäts- und Bischofsstadt am Westufer des Rheines und an der Ill zwischen Vogesen im Westen und Schwarzwald im Osten gelegen.
Mainz50.0012314,8.2762513Etwa 40 Kilometer westlich von Frankfurt am Main gelegene alte kurfürstliche Residenz-, Festungs- und Bischofsstadt am Rhein, die ab 1816 zum Großherzogtum Hessen gehörte.
Stuttgart, auch: Stuttgard48.7784485,9.1800132Am Neckar gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg.
Schweinfurt50.0499945,10.233302Etwa 130 Kilometer östlich von Frankfurt am Main und etwa 100 Kilometer nordwestlich von Nürnberg am Main zwischen Steigerwald im Osten und Spessart im Westen gelegene ehemalige Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches, die von 1810 bis 1814 zum kurzlebigen Großherzogtum Würzburg gehörte und dann an das Königreich Bayern fiel. Im Jahre 1852 entstand ein Bahnanschluß.
Würzburg49.79245,9.932966Alte Bischofsstadt am Main, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Nürnberg und etwa 110 Kilometer südöstlich von Frankfurt am Main auf der Fränkischen Platte zwischen Steigerwald im Osten und Spessart im Westen gelegen.
Friedrichsdorf50.2556672,8.6511395Etwa 18 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main und fünf Kilometer nordöstlich von Homburg vor der Höhe am Südosthang des Taunus gelegener Ort, der infolge der Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich im Jahre 1687 mit Erlaubnis des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633-1708) von Hugenotten gegründet wurde.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Evangelische Kirche der altpreußischen UnionDer preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) verordnete am 27. September 1817 die Vereinigung der reformierten und lutherischen Kirchen zu einer Union in seinem Territorium, in dem er das landesherrliche Kirchenregiment ausübte. Nach 1866 wurden die preußischen Eroberungen nicht einbezogen, sodaß neben deren Landeskirchen die „Evangelische Landeskirche der älteren Provinzen Preußens“ fortbestand, zu denen Brandenburg, Ostpreußen, Pommern, Posen, Rheinland, Sachsen, Schlesien, Westfalen und Westpreußen gehörten.
Augsburger Allgemeine (Zeitung)Die von Johann Friedrich Cotta (1764-1832) im Jahre 1798 in Tübingen gegründete „Allgemeine Zeitung“ erschien von 1807 bis 1882 in der alten Reichsstadt Augsburg und entwickelte sich zur bedeutendsten deutschsprachigen Tageszeitung. Ab 1882 wurde München ihr Redaktionsort.
KreuzzeitungAls Neue Preußische Zeitung im Jahre 1848 gegründete konservative Tageszeitung im Königreich Preußen, die wegen des Eisernen Kreuzes im Titel von Anfang an kurz „Kreuzzeitung“ genannt wurde. Zu ihren Initiatoren gehörten u. a. der preußische Politiker, Publizist und Jurist Ernst Ludwig von Gerlach (1795-1877) und sein Bruder Leopold von Gerlach (1790-1861), preußischer General und konservativer Politiker, sowie der hohe preußische Verwaltungsbeamte Ernst Karl Wilhelm Senfft von Pilsach (1795-1882) und der Jurist, Philosoph und Politiker Friedrich Julius Stahl (1802-1861).
Berliner Volks-ZeitungEntstehungsgeschichtlich ins Jahr 1849 zurückreichendes Presseorgan, das wegen kommunistischer bzw. radikaldemokratischer Inhalte mehrmals vom Preußischen Innenministerium verboten wurde, sich in den 1860er Jahren aber sehr auflagenstark entwickelte.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.