Erlangen, 28. November 1869.
Lieber Manuel!
Ich denke mir, daß Du gegenwärtig durch die Provinzial
Synode vollauf in Anspruch genommen bist, von deren Verhandlungen ich aus der Kreuzzeitung Kenntniß erhalte. Der Verlauf scheint zufrieden stellend zu sein, der Ton ist würdig, die Opposition vereinzelt, gefährliche Klippen, wo sie sich zeigen, werden lieber klug umgangen, als daß man sich die Köpfe daran zerstößt. Ich meine, damit wird das Kirchenregiment wohl auskommen können.
Deine Broschüre über die Gemeinde Wahlen und was damit zusammenhängt habe ich mit Interesse gelesen und daraus ersehen, um was es sich hierbei handelt. Bei uns hier nehmen alle ansässigen Gemeindeglieder an solchen Wahlen Theil und die Indifferenz sorgt dafür, daß sie nicht ganz schlecht ausfallen; freilich scheint das Institut der Kirchenvorstände selbst sehr todt zu sein und man erfährt sonst nichts von ihm außer wenn man den Wahlzettel ins Haus geschickt bekommt.
Von unseren politischen Wahlen wirst Du in den Zeitungen gelesen haben. Die Aufregung im ganzen Lande war groß | genug; nur bei uns hier in Mittelfranken war sie diesmal geringer als im Mai, weil das Resultat, nämlich der Sieg der Fortschrittspartei, hier zum voraus gesichert war. Bei uns heißt Fortschritt, was in Preußen nationalliberal, und bedeutet Anschluß an den norddeutschen Bund. Den Gegensatz bilden die Patrioten, die ihre Stärke in den Clericalen und in den Particularisten haben und denen sich auch die schwache Demokratische oder sog. Volkspartei anschließt. Da man die Wahl nur zwischen beiden hat, so bin ich natürlich Fortschrittsmann und habe sogar die Ehre gehabt als Vertrauensmann dieser Partei in einem Wahlausschuß zu sitzen wobei ich Gelegenheit hatte, die ganze Misére des allgemeinen Stimmrechts noch näher als sonst in Augenschein zu nehmen. Ich lege übrigens schon seit langem kein großes Gewicht mehr auf den Wahlmodus, über den man sich in Frankreich 1789 und bei uns 1848 so viel hin und hergestritten hat. Die herrschende Ansicht dringt so oder so durch. Bei uns hat das Ministerium geglaubt, mit einer neuen zum Vortheil der Liberalen Partei kürzlich berechneten Eintheilung der Wahldistricte viel ausrichten zu können, und das Ergebnis der neuen Wahlen war fast ganz das gleiche, wie bei den vorigen; ja die Parteien haben sogar noch eine Stimme mehr in der Abgeordnetenkammer gewonnen. Vermuthlich wird das Ministerium Hohenlohe dadurch vom König gehalten werden und bleiben, obwohl es so entschieden für die Liberalen | Partei ergriffen hat und sich nun einer feindlichen Majorität in der Kammer gegenüber sieht; denn diese selbst mit ihren katholischen Priestern und von diesen geleitsüchtigen Bauern ist schwerlich regierungsfähig.
Wir leben hier in Erlangen, was die Universität und geselligen Umgang betrifft, wie sonst angenehm und friedlich. Einige neu berufene jüngere Collegen, Professor
Ehlers mit Frau aus Göttingen, Zoolog, Kraus aus Würzburg, Botaniker, Schöne aus Leipzig, Philolog, Lommel der Physiker fügen sich gut in unsere Verhältnisse und bringen neue Anregungen für unsere Gesellschaft. Man bleibt auch an einer kleinen Universität im Connex mit dem ganzen Deutschland.
In voriger Woche wurde ich überrascht durch den Besuch eines englischen Philosophen, Dr. Collyns Simon, der mich als Sohn meines Vaters kennen lernen wollte und sich mit großer Verehrung für ihn und seine Philosophie aussprach. Ich war genöthigt, mich mit ihm in englischer Sprache zu unterhalten, und fand mich bald zu ihm hingezogen: ein Mann in den Fünfzigern mit leuchtendem Auge und mächtigem grauen Bart und nachdenklichem Ernst in den Zügen. Er hatte, schon seit länger Wittwer, seine einzige erwachsene Tochter bei sich, eine schlanke hohe Gestalt, voll Grazie und natürlicher Lebendigkeit; sie sprach ganz gut deutsch und gefiel meiner Frau und Töchtern ganz ausnehmend wohl. Sie waren während der drei Tage ihres hiesigen Aufenthalts jeden Abend mit uns, und als sie uns verließen, bedauerten wir ihr Scheiden | wie das von alten Freunden. Sie sind nach Dresden gegangen und haben versprochen uns noch einmal auf der Durchreise nach Constantinopel zu besuchen.
Die Unterhaltung mit dem englischen Philosophen, der sich auch als Schriftsteller bekannt gemacht hat, führte mir das Lebensbild unseres Vaters lebhaft vor Augen. Auf ihn bezieht sich auch der anliegende Brief von Rosenkranz, den ich vorgestern erhielt. Ich theile Dir ihn mit, um Deine Meinung darüber zu hören. Gegen das Project an sich hätte ich nichts einzuwenden; doch nehme ich Anstoß an dem Zusatz: zum besten des Denkmals, weil es mir nicht passend scheinen will, daß gewissermaßen unser Vater selbst zu seinem Denkmal Beiträge herbeischaffen soll und weil wir seinen Namen selbst damit bloßstellen, wenn aus dem Denkmal, wie ich erwarte, nichts wird. Leider weiß ich nichts von Professor
Märker, außer daß er mit Michelet geht und die Denkmalsangelegenheit betreibt – ich weiß nicht ob man ihm vertrauen darf, daß er die Herausgabe der Briefe mit richtigem Takt und Geschmack besorgen wird. Ich bitte Dich mir über das Project Deine Meinung recht bald mitzutheilen, damit ich Rosenkranz antworten kann.
Familiennachrichten werden Euch die Meinigen mittheilen. Im Hause geht es gut. Nur Anna war in der letzten Woche, weil sie sich auf einem Ball in der Harmonie erkältet hat, heiser. Unser Kleinster, der freundliche blonde Lockenkopf, Gottlieb ist in voriger Woche zwei Jahre alt geworden. Von Mariechen aus Friedrichsdorf haben wir gute Nachricht. Luise ist hübsch herangewachsen und wird als erwachsenes Mädchen mit eingeladen. Georg ist ein Schafskopf, Sophiechen sehr aufgeweckt und talentvoll, Mundel brav und munter, wenn er nicht gerade heult! |
Deinen Willi will ich mit Anzeigen an Thöl empfehlen, wenn er es wünscht und braucht. Henle ist verdrießlich und verstimmt, daß Göttingen nun preußische Universität geworden ist, doch sind Töchter im Hause, mit denen Willi sich vielleicht besser unterhält: hast Du ihn dort empfohlen?
Leb wohl! Ich grüße Clara und Eure Kinder –
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Hegel
, Karl: Briefe von und an Hegel, 2 Bde. (= Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke. Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden und Verewigten, Bde. 19.1/19.2), Leipzig 1887.
Hegel
, Briefe von und an Hegel
1887
Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig Carl Victor11870631418191901 Hohenlohe-Schillingsfürst, Chlodwig Carl Victor (1819–1901), in Rotenburg an der Fulda geborener Jurist und Politiker im Königreich Bayern und im Deutschen Reich. In Bayern war er von Ende 1866 bis 1870 Vorsitzender des Ministerrats (Ministerpräsident) und Außenminister des Königreiches, im Königreich Preußen von 1894 bis 1900 Ministerpräsident, dazu gleichzeitig Reichskanzler.
Ludwig II., König von BayernKönig Ludwig II. von Bayern11857489218451886Ludwig II. (1845–1886), bayerischer König von 1864 bis 1886.
Ehlers, Ernst Heinrich11905944418351925Ehlers, Ernst Heinrich (1835–1925), in Lüneburg geborener Mediziner und Zoologe, der nach seinem 1857 begonnenen Studium der Medizin an der Universität Göttingen zum Dr. med. promoviert wurde und als Arzt praktizierte. Nach seiner dortigen Habilitation im Jahre 1863 für Anatomie, vergleichende Anatomie und Zoologie sowie seiner Tätigkeit als Privatdozent war er von 1869 bis 1874 ordentlicher Professor der Zoologie, vergleichenden Anatomie und Veterinärmedizin an der Universität Erlangen und anschließend bis 1920 an der Universität Göttingen.
Ehlers, Marianne, geb. Hasse
-1865Ehlers, Marianne, geb. Hasse (*1865), Tochter des Göttinger Pathologen Karl Ewald Hasse (1810–1902) und Ehefrau des Arztes und Zoologen Ernst Heinrich Ehlers (1835–1925).
Kraus, Gregor11898944818411915Kraus, Gregor (1841–1915), im hessischen Orb geborener Botaniker, der nach seinem Studium der Naturwissenschaften und der Medizin im Jahre 1866 promoviert wurde und sich 1867 an der Universität Würzburg habilitierte. Von 1869 bis 1872 war er Ordinarius an der Universität Erlangen und Direktor ihres Botanischen Gartens, wechselte dann an die Universität Halle und ging 1898 als ordentlicher Professor an die Universität Würzburg.
Schöne, Alfred Curt Immanuel11686498218361918Schöne, Alfred Curt Immanuel (1836–1918), in Dresden geborener Klassischer Philologe, war nach seinem Studium der Philologie an der Universität Leipzig zunächst Gymnasiallehrer in seiner Heimatstadt und habilitierte sich 1864 in Leipzig, wo er drei Jahre später außerordentlicher Professor wurde. Von 1869 bis 1874, als er aus den Diensten des Königreiches Bayern entlassen wurde, war er Ordinarius für Klassische Philologie an der Universität Erlangen und vertrat auch das Fach „Alte Geschichte“. Bis 1884 absolvierte er verschiedene Forschungsaufenthalte in Frankreich, Italien und Deutschland und wurde dann Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Göttingen. Von 1887 bis 1892 lehrte er als Professor an der Universität Königsberg, anschließend bis 1902 an der Universität Kiel.
Lommel, Eugen Cornelius JosephEugen Lommel10427615018371899Lommel, Eugen Cornelius Joseph (1837–1899), in der Rheinpfalz geborener Physiker und Mathematiker, der von 1854 bis 1858 an der Universität München studierte, Lehrer in der Schweiz und dann Privatdozent an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich wurde. 1867/68 war er Professor an der land- und forstwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim und von 1868 bis 1886 Ordinarius an der Universität Erlangen, schließlich an der Universität München. Er war der Ehemann Luise Hegels (1853–1924), der zweitältesten Tochter Karl und Susanna Maria Hegels (1826–1878).
Simon, T. CollinsSimon, T. Collins, Dr., englischer Philosoph.
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Simon, AugustaSimon, Augusta, Tochter des englischen Philosophen T. Collins Simon.
Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher
Susanna Maria Hegel, geb. Tucher116146891918261878Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher (1826–1878), häufig „Susette“ genannt, Tochter Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871) und Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876), Ehefrau Karl Hegels (1813–1901); siehe auch: Tucher, Susanna Maria.
Rosenkranz, Johann Karl FriedrichKarl Rosenkranz11860272118051879 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich (1805–1879), in Magdeburg geborener Philosoph und Sohn des Steuerbeamten Johann Heinrich Rosenkranz (1757–1830) und seiner Ehefrau Marie-Katharine Rosenkranz, geb. Gruson (1770–1824). Er war von 1831 bis 1833 außerordentlicher Professor an der Universität Halle, von 1833 bis 1874 ordentliche Professor an der Universität Königsberg und Verfasser der ersten Biographie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831).
Märcker, Karl Friedrich Traugott10083899518111874 Märcker, Karl Friedrich Traugott (1811–1874), in Meiningen geborener Archivar und Historiker, der nach seinem Philologie- und Geschichtsstudium an den Universitäten Leipzig, Jena und Breslau im Jahre 1835 promoviert wurde. Nach verschiedenen wissenschaftlichen Gehilfentätigkeiten wurde er 1848 königlicher Hausarchivar der Hohenzollern, 1852 Archivrat und 1855 Geheimer Archivrat sowie Mitglied des Heroldsamtes.
Michelet, Karl LudwigKarl Ludwig Michelet11858216X18011893Michelet, Karl Ludwig (1801–1893), Professor der Philosophie an der Universität Berlin, Gründungsmitglied des „Vereins der Freunde des Verewigten“, der die erste Ausgabe der Werke Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831) ab 1832 besorgte.
Hegel, Gottlieb (Friedrich)Gottlieb Friedrich Hegel-18671874Hegel, Gottlieb (Friedrich) (1867–1874), achtes und jüngstes Kind Karl und Susanna Maria Hegels (1826–1878). Er wurde am 22. November 1867 im elterlichen Haus in Erlangen geboren und starb dort am 31. März 1874 an der Bräune.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Hegel, Sophia (Sophiechen)Sophie Hegel-18611940Hegel, Sophia (Sophiechen) (1861–1940), vierte und jüngste Tochter Karl und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878); sie blieb unverheiratet und absolvierte Stationen in München und Göttingen in den Haushalten der Schwestern Luise Lommel, geb. Hegel (1853–1924), und Anna Klein, geb. Hegel (1851–1927), später eine ca. 20 Jahre währende Tätigkeit als Lehrerin/Erzieherin an einem englischen Mädchenpensionat in Malvern, ab 1910 wieder in der Familie ihrer schwerhörigen Schwester Anna Klein lebend und dort vor allem in der Erziehung und Krankenpflege helfend; spätere Arbeit im sozialen Bereich in Göttingen.
Hegel, Sigmund (Mundel, Mundulus, Munerle)Sigmund Hegel11657085718631945Hegel, Sigmund (1863–1945), sechstes Kind (zweiter Sohn) Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), Mitglied des Corps Onoldia in Erlangen, Chemiker, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat am Reichspatentamt in Berlin.
Hegel, Wilhelm (Willi)Wilhelm Hegel13593263718491925Hegel, Wilhelm (Willi) (1849–1925), in Berlin geborener Sohn Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels (1822–1861), Ehemann Armgard Hegels, geb. Wulffen (1862–1928), und Neffe Karl Hegels. Er war hoher preußischer Verwaltungsbeamter, u. a. von 1886 bis 1890 Landrat des Kreises Jerichow I, von 1895 bis 1905 Regierungspräsident von Gumbinnen, von 1905 bis 1908 in Allenstein, von 1908 bis 1917 Oberpräsident der Provinz Sachsen. Es war von 1887 bis 1890 Mitglied des Deutschen Reichstages und wurde im Jahre 1909 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Thöl, Johann HeinrichJohann Heinrich Thöl11875716418071884Thöl, Johann Heinrich (1807–1884), in Lübeck geborener Rechtswissenschaftler, der von 1826 bis 1829 an den Universitäten Leipzig und Heidelberg studierte, 1829 promoviert wurde und sich 1830 habilitierte. Von 1842 bis 1849 war er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, dann bis zu seinem Tode an der Universität Göttingen. In den Jahren 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Henle, Jakob11854915418091885Henle, Jakob (1809–1885), in Fürth geborener Mediziner, insbesondere Anatom und Pathologe, jüdischen Glaubens, der ab 1827 an den Universitäten Bonn und Heidelberg studierte und nach Promotion und Staatsprüfung (1832/33) seine wissenschaftliche Laufbahn an der Universität Berlin fortsetzte, wo er sich 1838 habilitierte. Von 1840 bis 1844 war er ordentlicher Professor an der Universität Zürich, dann bis 1852 an der Universität Heidelberg und anschließend bis zu seinem Tode an der Universität Göttingen.
Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell
Clara Hegel, geb. Flottwell116570776?18251912Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell (1825–1912), Tochter Eduard Heinrich Flottwells (1786–1865) und Auguste Flottwells, geb. Lüdecke (1794–1862), jüngere Schwester Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), der ersten Ehefrau Immanuel Hegels (1814–1891) und dessen zweite Ehefrau ab 8. September 1865.
Schelling, Friedrich Wilhelm JosephFriedrich Wilhelm Joseph Schelling11860705717751854 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775–1854), im württembergischen Leonberg geborener Philosoph, außerordentlicher Professor an der Universität Jena von 1798 bis 1803, ordentlicher Professor an den Universitäten Würzburg von 1803 bis 1806, München von 1827 bis 1841 und Berlin von 1841 bis 1846 als zweiter Nachfolger Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831). Er war Vater Paul Heinrich Joseph Schellings (1813–1889) und Clara Schellings (1818–1857), verh. Waitz.
Plitt, Gustav LeopoldGustav Leopold Plitt11624565418361880Plitt, Gustav Leopold (1836–1880), in der Nähe Lübecks geborener evangelisch-lutherischer Theologe, der an den Universitäten Erlangen und Berlin studierte, 1861 das Lizentiat erwarb und sich 1862 in Erlangen habilitierte. Von 1867 bis 1875 war er außerordentlicher Professor für Theologie und Kirchengeschichte an der Universität Erlangen, dann dort bis zu seinem Tode Ordinarius. Er heiratete 1866 mit der in Erlangen geborenen Cäcilie Julia Pauline Schelling (* 1843), eine Tochter des Erlanger Rechtswissenschaftlers Paul Heinrich Joseph Schelling (1813–1889), damit auch Enkelin des Philosophen Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) und Nichte Georg Waitz’ (1813–1901).
FrankreichNach der Französischen Revolution von 1789 wurde das in Westeuropa am Atlantik gelegene Frankreich 1791 konstitutionelle Monarchie, 1793 Republik, 1804 Kaiserreich, 1830 Königreich, 1848 wieder Republik, 1852 erneut Kaiserreich und von 1871 bis 1940 zum dritten Mal Republik.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Würzburg49.79245,9.932966Alte Bischofsstadt am Main, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Nürnberg und etwa 110 Kilometer südöstlich von Frankfurt am Main auf der Fränkischen Platte zwischen Steigerwald im Osten und Spessart im Westen gelegen.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
DeutschlandKulturgeschichtlich ist damit der Raum deutscher Nation und Sprache gemeint, wo „Teutschland“ im Laufe der Frühen Neuzeit eine Kurzbezeichnung für das „Heilige Römische Reich teutscher Nation“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ immer mehr zur inoffiziellen Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas, zunächst das Gebiet des 1815 gegründeten Deutschen Bundes, dann des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Dresden51.0493286,13.7381437An der Elbe gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen.
Friedrichsdorf50.2556672,8.6511395Etwa 18 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main und fünf Kilometer nordöstlich von Homburg vor der Höhe am Südosthang des Taunus gelegener Ort, der infolge der Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich im Jahre 1687 mit Erlaubnis des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633-1708) von Hugenotten gegründet wurde.
SynodeVersammlung von gewählten Laien und Geistlichen zur Leitung und Verwaltung der evangelischen Kirchen auf verschiedenen Ebenen, u. a. Stadt-, Provinzial- und Generalsynoden.
KreuzzeitungAls Neue Preußische Zeitung im Jahre 1848 gegründete konservative Tageszeitung im Königreich Preußen, die wegen des Eisernen Kreuzes im Titel von Anfang an kurz „Kreuzzeitung“ genannt wurde. Zu ihren Initiatoren gehörten u. a. der preußische Politiker, Publizist und Jurist Ernst Ludwig von Gerlach (1795-1877) und sein Bruder Leopold von Gerlach (1790-1861), preußischer General und konservativer Politiker, sowie der hohe preußische Verwaltungsbeamte Ernst Karl Wilhelm Senfft von Pilsach (1795-1882) und der Jurist, Philosoph und Politiker Friedrich Julius Stahl (1802-1861).
Norddeutscher BundNach dem sog. „Deutschen Krieg“ im Jahre 1866 und der Auflösung des seit 1815 bestehenden Deutschen Bundes gründete das Königreich Preußen in dem „Augustbündnis“ vom 18. August 1866 mit 18 weiteren Monarchien und drei Stadtstaaten (Bremen, Hamburg, Lübeck) Nord- und Mitteldeutschlands eine neue Vereinigung, den Norddeutschen Bund. Der Reichstag des Norddeutschen Bundes wurde am 12. Februar 1867 gewählt und von König Wilhelm I. (1797-1888) am 24. Februar 1867 in Berlin eröffnet. Die Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 16. April 1867 trat zum 1. Juli 1867 in Kraft.
Bayerische PatriotenparteiIm Jahre 1869 gegründete politische Partei im Königreich Bayern, die großdeutsch, katholisch und konservativ ausgerichtet war und 1887 zur Bayerischen Zentrumspartei wurde. Schon vor ihrer Gründung stellten „Patrioten“ die meisten Abgeordneten aus Bayern im Zollparlament.
Demokratische VolksparteiIm Jahre 1864 gegründete liberale Partei, die eine demokratisch-föderalistische Lösung der deutschen Frage anstrebte und vornehmlich im deutschen Südwesten, vor allem im Königreich Württemberg aktiv war. Die Anhänger der abgespaltenen Württembergischen Volkspartei waren Gegner des sog. Deutschen Krieges von 1866. Sie wurde ein Landesverband der 1868 konstituierten Deutschen Volkspartei, die auf Reichsebene agierte.
LiberalismusNeben dem Sozialismus und dem Konservativismus die dritte große politische Ideologie im 19. Jahrhundert, deren vielfältige Programme und Erscheinungsformen keine eindeutige Definition zulassen.
Abgeordnetenkammer (Bayern)Die „Kammer der Abgeordneten“ war ab 1819 neben der „Kammer der Reichsräte“ die zweite Kammer des Landtages des Königreichs Bayern. Ihre Mitglieder wurden vom Volk nach dem Zensuswahlrecht gewählt.
Harmonie (Erlangen)Gesellschaftshaus, in dem sich seit dem 18. Jahrhundert das höhere Bürgertum einer Stadt zu gesellschaftlichen und kulturellen Ereignissen versammelte. In Erlangen gründete sie – allgemein als „Clubb“ bezeichnet – 1788 der Rechtswissenschaftler Johann Ludwig Klüber (1762-1837), ab 1794 war es die „Mittwochsgesellschaft“ und ab 1809 die „Gesellschaft Harmonie“ als Geselligkeitsverein zur Pflege von Kultur und Kunst, mit dem sich eine Lesegesellschaft und die 1791 organisierte „Musikalische Gesellschaft“ verbanden. Die Erlanger „Harmonie“ verfügte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts über ein eigenes Haus am Holzmarkt in der Stadtmitte nahe der Hugenottenkirche.