Berlin den 29sten Juli 1875
Lieber Karl!
Auf Deinen freundlichen Brief vom 20sten dieses Monats kann ich Dir nun mittheilen, daß wir übermorgen Sonnabend Mittags 2 Uhr abzureisen gedenken, zunächst nach Leipzig, wo wir den längst versprochenen Besuch bei Mangelsdorfs abstatten wollen. Den Sonntag wollen wir in Leipzig zubringen und um 12 Uhr Nachts zum Montag die Reise fortsetzen, so daß wir um 9 Uhr 20 Minuten vormittags am Montag in Erlangen einzutreffen hoffen. Ich bitte Dich im Hause des Wallfisches für uns Quartier zu bestellen. – Klärchen wird auch am Sonnabend Nachmittag über Lübbenau nach Kalkwitz zur Frau Pfarrerin Menzel fahren und Willi dann am Abend nach Waldenburg aufbrechen, um dort Marie zu besuchen und nach einer Wanderung durch das Riesengebirge sich zu Eurem Hochzeitsfest in Erlangen einzufinden. So zerstreut sich die Familie in der Welt, um nach einige Wochen | so Gott will, wohlbehalten und erfrischt sich wieder im Pfarrhause von St. Matthäus zusammenzufinden.
Da wir die Aussicht haben, uns in wenigen Tagen wiederzusehen, so beschränke ich mich darauf noch Dir und den Deinigen unser Aller herzliche Grüße auszusprechen.
Mit den besten Wünschen
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Privatbesitz
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Privatbesitz
1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Mangelsdorf, Edmund-18191879Mangelsdorf, Edmund (1819–1879), Ehemann von Anna Sophia Maria Mangelsdorf, geb. Tucher (1842–1935), Kaufmann in Leipzig, der in einer Leipziger Verlags- und Sortimentsbuchhandlung gelernt hat. Seine erste Ehefrau stammte aus einer alten Leipziger Buchhändlerfamilie.
Menzel, Emma, geb. Dobbelschein
Menzel, Emma, geb. Dobbelschein, Ehefrau des Kalkwitzer Pfarrers Menzel, als Witwe in Gütersloh ansässig.
Hegel, Wilhelm (Willi)Wilhelm Hegel13593263718491925Hegel, Wilhelm (Willi) (1849–1925), in Berlin geborener Sohn Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels (1822–1861), Ehemann Armgard Hegels, geb. Wulffen (1862–1928), und Neffe Karl Hegels. Er war hoher preußischer Verwaltungsbeamter, u. a. von 1886 bis 1890 Landrat des Kreises Jerichow I, von 1895 bis 1905 Regierungspräsident von Gumbinnen, von 1905 bis 1908 in Allenstein, von 1908 bis 1917 Oberpräsident der Provinz Sachsen. Es war von 1887 bis 1890 Mitglied des Deutschen Reichstages und wurde im Jahre 1909 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Lübbenau51.8680114,13.9689477Etwa 100 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene, seit 1815 zum Königreich Preußen gehörende Stadt an der Spree im südlichen Spreewald.
Kalkwitz51.7764154,13.9911082Etwa 120 Kilometer südöstlich von Berlin in der Nieder-Lausitz gelegener Ort.
Waldenburg50.7659054,16.2825424Etwa 75 Kilometer südwestlich von Breslau am Rande des Riesengebirges gelegene, sich rasche entwickelnde Handels- und Industriestadt im Landkreis Waldenburg.
RiesengebirgeGebirgszug entlang der schlesisch-böhmischen Grenze, deren höchster Gipfel mit etwa 1600 Meter Höhe die Schneekoppe ist, etwa 350 Kilometer südöstlich von Berlin gelegen.
Hotel „Walfisch“ (Erlangen)Seit dem 18. Jahrhundert Erlangens vornehmster und teuerster Gasthof in der damaligen Walfischstraße in der Nähe des Bahnhofs.
Matthäuskirche (Berlin)Die am südlichen Rand des Großen Tiergartens in Berlin gelegene evangelische Kirche St. Matthäus, gebaut nach den Entwürfen des Architekten Friedrich August Stüler (1800-1865), wurde am 17. Mai 1846 eingeweiht. Erster Pfarrer war Carl Albert Ludwig Büchsel (1803-1889).