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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Erlangen, 3. April 1875

Lieber Manuel!

Ich nehme Deine vorläufige Zusage zur Hochzeit im August zu kommen, so wie Deine freundliche Einladung bei Dir meine Wohnung in Berlin zu nehmen dankbar an und gedenke am nächsten Dienstag 6. April Nachmittag 12 ¾ Uhr in Berlin einzutreffen, da ich in der Nacht vorher von hier abreisen will.

Felix hat vorgestern Abend von uns Abschied genommen und ist gestern früh nach München abgereist. Die Trennung wird nicht lange dauern, denn er will schon in 3 Wochen zu seinem Geburtstag1 auf einen Tag – glücklich trifft sich’s, daß er auf den Sonntag fällt – wieder herüber kommen.

Am Abend vorher – am 31. März, dem Todestag unseres unvergeßlichen Gottlieb, gab ihm die Universität noch ein solennes Abschiedsessen, bei welchem man mich als den Schwiegervater des mathematisch-physicalischen Instituts leben ließ, weil neben Klein Lommel der andere Director desselben ist.

Heute feiert unsere Tochter Luise Lommel ihr 22jähriges Geburtsfest: ihr kleiner Junge, Gottlieb, sieht prächtig aus und sie selbst strahlt in Heiterkeit.

Morgen wird unser liebes Kind Sophie eingesegnet; eben ist sie zur Beichte2 gegangen. Sie ist ein lebensvolles und fleißiges Mädchen das von Allen gelobt wird und wächst jetzt auch blühend heran, obwohl sie für ihr Alter noch etwas klein ist; sie steht im 14. Lebensjahr, welches sie im Juli vollenden wird.

Also auf Wiedersehen in Berlin!

Herzlich grüßend
Dein Bruder Karl.