Augsburg Sonntag früh.
21. August 1864
Liebste Susi! Ich wünsche Dir und den lieben Kindern guten Morgen und schreibe dieses in den „Drei Mohren“. Wie oft habe ich schon gestern Mittag und Abend und heute morgen an Dich, liebe Susi, gedacht, wie Du mich damals hier in Augsburg zur Reise und abholtest und wie wir da so vergnügt mit einander waren, und wie es uns so gut in den Mohren gefiel! Ich wohne hoch oben über drei Stiegen und übersehe die Maximiliansstraße. Das Wetter ist zweifelhaft, wie es gestern war, als ich Mittags hier ankam. Dr. Frensdorff empfing mich auf dem Bahnhof; Nachmittags war ich beim Caffe in einem Kreise seiner Bekannten von hier und ebenso Abends; dazwischen haben wir mehrere Stunden über die Chroniken verhandelt. Heute bleibe ich noch hier.
Die gute Mutter wird Dir schon gestern geschrieben haben, was wir mit einander verabredet. Sie war mit unseren Absichten und Vorschlägen ganz einverstanden und erbot sich freundlichst den Jungen nicht bloß, sondern auch von den Mädchen, Luischen und welche Du sonst | los werden willst, aufzunehmen. Abends fanden wir uns bei den Bratwürsten im Glockenhof zusammen, Lina, Crailsheim’s, Scheinding’s, Dr. Jester, Teuffenbach, August und
Maria waren dort; der Großvater recht heiter und sehr befriedigt von Manuel, an den er mir herzliche Grüße auftrug unter Bedauern, daß sein Aufenthalt in Nürnberg so verkürzt wurde.
Ich werde mich heute noch hier in Augsburg umsehen und weiter mit Frensdorff besprechen; morgen früh nach Immenstadt fahren und vermuthlich in Sonthofen einen Tag bleiben, dann weiter nach Oberstdorf gehen oder fahren. Ich bitte Dich mir dorthin zu schreiben, da ich dort jedenfalls mich daselbst etwas aufhalten werde und wenn das Wetter gut ist, Parthien von dort aus machen will.
Berichte mir ausführlich von den Kindern, die ich innigst grüße: wie die vier Schulkinder ihre Ferien zu genießen angefangen; ehe der Junge nach Nürnberg geht, laß ihn die Menagerie sehen und die Seiltänzer. Dafür soll er aber auch recht fleißig sein und seine Ferienarbeiten zu meiner | Zufriedenheit machen. Wer wird ihn nach Nürnberg bringen? oder ihn und Luischen? ich denke am besten Du selbst, wenn Du abkommen kannst, und das wird doch wohl auf einen Tag leicht angehen. Ich küsse die Kleinen, Wiwi und
Mundulus, den allerliebsten munteren Zappeler! Lebe wohl mein innigstgeliebtes Suschen und schreibe mir ungesäumt, damit ich übermorgen Deinen Brief in Oberstdorf erhalte, und vergiß nicht mir anzuzeigen, ob Du Aushängebogen aus Leipzig Ort erhalten und an Kern abgeschickt hast.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher
Susanna Maria Hegel, geb. Tucher116146891918261878Hegel, Susanna Maria Karoline Henriette, geb. Tucher (1826–1878), häufig „Susette“ genannt, Tochter Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871) und Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876), Ehefrau Karl Hegels (1813–1901); siehe auch: Tucher, Susanna Maria.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Privatbesitz
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Privatbesitz
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Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Jester, N. N.Jester-Jester, N. N., Dr.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Hegel, Sophia (Sophiechen)Sophie Hegel-18611940Hegel, Sophia (Sophiechen) (1861–1940), vierte und jüngste Tochter Karl und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878); sie blieb unverheiratet und absolvierte Stationen in München und Göttingen in den Haushalten der Schwestern Luise Lommel, geb. Hegel (1853–1924), und Anna Klein, geb. Hegel (1851–1927), später eine ca. 20 Jahre währende Tätigkeit als Lehrerin/Erzieherin an einem englischen Mädchenpensionat in Malvern, ab 1910 wieder in der Familie ihrer schwerhörigen Schwester Anna Klein lebend und dort vor allem in der Erziehung und Krankenpflege helfend; spätere Arbeit im sozialen Bereich in Göttingen.
Hegel, Sigmund (Mundel, Mundulus, Munerle)Sigmund Hegel11657085718631945Hegel, Sigmund (1863–1945), sechstes Kind (zweiter Sohn) Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), Mitglied des Corps Onoldia in Erlangen, Chemiker, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat am Reichspatentamt in Berlin.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Immenstadt47.561006,10.2201663Stadt im Allgäu, seit 1806 zum Königreich Bayern gehörend.
Sonthofen47.5135363,10.281931Stadt im Allgäu, seit 1803 zum Kurfürstentum, seit 1806 zum Königreich Bayern gehörend.
Oberstdorf47.4104347,10.2774409Markt und Kurort im bayerischen Oberallgäu, 1865 durch eine Feuersbrunst weitgehend zerstört.
Hotel „Drei Mohren“ (Augsburg)Bis ans Ende des 15. Jahrhunderts zurückreichendes Gasthaus, das sich bis ins 18. Jahrhundert zu einem weithin bekannten Hotel im Zentrum Augsburgs entwickelte und unter dem Hotelier Johann Georg Deuringer (1774-1854) im 19. Jahrhundert in der aufstrebenden Industriestadt große Bedeutung als Beherbergungsstätte erlangte.
Maximilianstraße (Augsburg)Repräsentative Hauptstraße Augsburgs.
Glockenhof (Nürnberg)Seit 1765 gehörte der südöstlich vor der Nürnberger Altstadt gelegene Herrensitz der Familie von Grundherr.
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.