Gott sei Dank daß Dir das Schulmeistern gefällt, denn es wäre wirklich ein Jammer gewesen, wenn ich Dich immer hätte in Misere sitzend denken sollen. Aber Du packst es an den rechten Enden. Das Alles was Dich nach Deinem letzten Briefe an Deiner Jugend fesselt, war es auch was mir die wenige lieb machte und ich will Dir nur bessere Erfahrung wünschen als mir. Nicht daß ich so schlecht von der Jugend überhaupt dächte, aber wohl von der in großen Städten wie Berlin und Frankfurt. Was in meiner Praxis mit 10-12 Jahren am meisten versprach hielt im 18-20tenLebensjahr am wenigsten, und das ist traurig. Die Erfahrung in meiner Schule in Darmstadt war die, daß die früherhin Langsamen gewöhnlich später mehr Energie übrig hatten, in Frankfurt war es umgekehrt und das ist das Zeichen der Entartung, die wenig Lust zu Beobachten macht.
Deine Recension1 hab ich gelesen. Es ist schwer daß wir darüber schreiben und reden. Du hast dabei Pietät zu beobachten, ich habe diese zu respectiren, und habe dazu wenig Gabe. Wenn Du Dich einmal recht auf die bloße Pietät vor der Wahrheit isolirst, was gewiß und wahrhaftig nicht so leicht ist, so wirst Du finden, daß in den zwei Hauptpuncten, wo Du differirst, meinen Gründen gar nicht zu antworten ist. Daß nämlich die Lyrik da wo sie am selbständigsten ist, d. h. im Lied und in der Ode, einerseits (im Liede) der Musik zufällt, liegt doch in der ganzen Geschichte klar, wo nie ein Lied anders als gesungen worden ist, und nur bei uns unklar, wo man zu der Unnatur kam, Lieder zu lesen und Dramen zu lesen, statt zu singen und darzustellen; und daß sie andrerseits (in der Ode), die Musik blos copirt, habe ich bei Klopstock so deutlich als nur möglich ist zu machen gesucht, mehr mit Herders Warten, als meinen eignen, der dort sehr fein gewittert hat. (Diesem Satze war auch ein Musiker in den Jahrbüchern der BerlinerDeutschen Gesellschaft2 – ich glaube von 1836 – sehr nah auf der Spur.) (Erek! soll ich Dich schulmeisternden Menschen noch Logik lehren! ich Unphilosoph! Als ob die ächteGeschichtsschreibung eine Gattung wäre und3 nicht ein Grad! Als ob ich nicht deutlichst gesagt hätte, daß der ChronistThukydides und der MemoiristMachiavellächte|Historiker wären, weil sie eben nicht bloße dürre Chronisten und Memioristen sind! und folgerecht – als ob das Drama die allein ächtePoesiegattung wäre! als ob nicht ebenso jeder Epiker und Dramatiker nicht Kraft der Form sondern Kraft des Grades seiner Fähigkeit ein ächter Dichter sein könnte! Und was das Verhältniß von Philosophie und der Geschichte angeht, so kann ich auch da nicht über das Vielwiederholte weg: wo Geschehenes als geschehen, d. h. in Reihenfolge erzählt wird, gleichviel ob kurz oder lang, resumirend oder detaillirt, speculirend oder anschauend raisonnirend oder referirend, da ist und bleibt Geschichte, höchstens philosophische Geschichte, wie Dein Vater selbst sein Buch nennt, Philosophie allgemein ausgesprochen ward. Diese Einleitung erkenne ich gerne als meine bedeutende Zugabe zur Begründung einer Philosophie der Geschichte, nur würde diese letztere, vollständig, vieles nicht voraussetzen, in dem Dein Vater auf andere Theile seines Systems verweist, und ausgeführt würde sie nicht die Weltgeschichte verfolgen sondern seciren, schon deßhalb weil das Gesetz der Entwicklung im Gange der Menschheitsgeschichte wohl am vollkommensten studirt werden kann, aber nicht am selbständigsten, da die Geschichte noch nicht zu Ende ist. – Wie kommts denn daß sich die Hallischen Jahrbücher auch gegen Deinen Vater richten? ich dachte die stünden auf Eurer Seite? Hast Du denn auch gehört, daß Gutzkow, mein geschworener Feind, der jetzt in Prosa und Versen gegen mich wüthet, auch Dich angegriffen hat gleich bei Deinem ersten Ausritt? Da hast Du’s! Dies ist Deine Nemesis.
Unser Hausbau4 fängt nun bald an. Hoffentlich wird’s eine allerliebste Besitzung. Lage, Gegend, alles ist einzig. Die Beschäftigung im Freien thut mir einzig wohl und es geht mir diesen Winter sehr leidlich. Ich arbeite fleißig und rasch am 1. Theil 2te Auflage; und am 4ten Theil die so ziemlich zusammen erscheinen werden.5Klopstock, Wieland und Lessing, sind mir wohl leidlich gerathen. Hier doch hätte ich gewünscht einen andren Ton, knappere Behandlung wählen zu können, allein nun muß doch das ganze Opusuno tenore durchgeführt sein. Wenn ich das Handbuch nach meinen Gedanken durchzuführen tauglich und geduldig genug bin, soll es in schöner reiner Form die höchsten Resultate zusammenstellen, einfach und plan, für die Jugend verständlich und für den Kenner verständig und gründlich. Kannst Du was thun für seine Einführung auf euren Schulen, so soll michs freuen; es ist mir doch wesentlich für meine Subsistenz, denn ich komme täglich tiefer in | den Lieblingsgedanken, meinen elysischenWeinberg nicht mehr zu vertauschen.
Ida ist lange verheirathet.6 Wir sehen beide oft. (Ich glaube Du hast sie zu hoch taxirt. Ich finde sie die bedeutendste unter all den hiesigen Frauen ohne weiteres. Allein – but yet a woman7. Du deutetest mir einmal sehr sicher an, daß sie nicht Herr Ihres eigenen Willens in dieser Sache gewesen sein könne, Einflüssen anderer Personen gewesen perge perge. Das ist aber grade umgekehrt; die Mutter war ganz damit unzufrieden. Respectabel übrigens ist sehr, wie sie sich in ihren Mann findet, der unter ihr steht und ihr gegenüber immer unter sie rückt, sogar in seinem eigenen Gefühl. Das muß sie schlau machen. Für klug halte ich sie auch noch mehr als für weise.) Sie ist uns die liebste von Allen, Victorie hat sie sehr gern, wir sehen uns wenigstens alle 8 Tag Samstag Abends – künftig sind wir ja nahe Nachbarn. Victorie geht’s gut, sie lernt eifrig französisch und italienisch, spielt Clavier, ist in Thibauts Singverein, hört Geschichtscollegien und bildet sich jetzt. Was wird das für Gelehrsamkeit werden!
Grüße die Mutter schönstens. Von Gans’ Tod haben wir ja schnöder Weise kein Wort geredet! und von Gaudys! eure Berliner müssen nicht nach Italien gehen!
1 Vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 87 ff.2Vgl. wohl: Germania (Zeitschrift). 3Hier wie im Folgenden teilweise verblasste Stellen. 4Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) hatte 1839 das „Haus Felseck“ an der Chaussee, Adresse 1880: Neuenheimer Landstraße 48, Neuenheim bei Heidelberg, heute Neuenheimer Landstraße 38, als frühere „Wirthschaft zum Steinbruch“ erworben, entsprechend umgebaut und Weinberge dazu gekauft; er verkaufte sein Eigentum wieder im Jahr 1844 an den Rechtswissenschaftler und liberalen Politiker Karl Theodor Welcker (1790-1869); vgl. dazu Universität Heidelberg (Homepage), s.v.: https://www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/philosophie/zegk/vlgk/personen/gervinus_felsVL.html ; das zu bauende Haus sollte nach Gervinus’ Willen „Villa Victoria“ nach seiner Frau, die er sonst Victorie (geb. Schelver) (1820-1893) nannte, heißen; vgl. dazu hier Brief 18391218_01. 5Dies bezieht sich auf die mehrbändige und in verschiedenen Auflagen erschienene „Literaturgeschichte“ Gervinus’. 6Tilgung: Ihr Mann ist gut und ehrlich, sonst nicht viel. 7Englisch für: „aber noch eine Frau“.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
UB Heidelberg
.
UB Heidelberg1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Klopstock, Friedrich Gottlieb 11856338617241803Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1802), war ein deutscher Dichter und bedeutender Vertreter der „Empfindsamkeit“.
Herder, Johann Gottfried11854955317441803Herder, Johann Gottfried (1744–1803), war evangelischer Theologe, Dichter, Philosoph sowie Kunst- und Literaturhistoriker.
Thukydides1029538557Thukydides (vor 454–399/396 v. Chr.), antiker griechischer Geschichtsschreiber.
Machiavelli, NiccolòNiccolò Machiavelli11857577514691527Machiavelli, Niccolò (1469–1527), in Florenz geborener Politiker, Diplomat, Schriftsteller und Philosoph.
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Gutzkow, Karl Ferdinand11854383018111878Gutzkow, Karl Ferdinand (1811–1878), war einer der ersten Berufsschriftsteller im 19. Jahrhundert, überdies Zeitschriftenredakteur, Dramaturg und Mitbegründer der Schillerstiftung sowie streitbarer liberaler Publizist; sein Pseudonym war: Leonhard Falk.
Wieland, Christoph Martinhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz31202.html#adbcontent11863247717331813Wieland, Christoph Martin (1733–1813), war Dichter, Übersetzer, Publizist und bedeutender Schriftsteller der Aufklärung.
Lessing, Gotthold EphraimGotthold Ephraim Lessing11857212117291781Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781), deutscher Dichter.
Becher, Ida, verh. WeberIda Becher11716469018041880Becher, Ida (1804–1888), verh. Weber, war Tochter des Juristen und Schriftstellers Georg Ludwig Becher (1775–1815) und der Majorstochter Caroline Schunck (1779–1870); seit 1839 war sie mit dem Historiker und Pädagogen Georg Weber (1808–1888) in Heidelberg verheiratet; das Ehepaar hatte eine Tochter und vier Söhne.
Schunck, Caroline, verh. Becher-17791870Schunck, Caroline (1779–1870), war Tochter des Majors und Klosteramtmanns Johann Carl Schunck (1745–1800) aus Hessen und der Pfarrerstochter Wilhelmine Christine Hartmann (1746–1830). Sie heiratete den Advokaten und Schriftsteller Georg Ludwig Becher (1775–1815); ihre Tochter Ida Becher (1804–1888) war seit 1839 mit dem Historiker und Pädagogen Georg Weber (1808–1888) in Heidelberg verheiratet.
Weber, Georg11715900X18081888Weber, Georg (1808–1888), in Bergzabern geborener Gymnasiallehrer, der von 1828 bis 1832 Theologie, Klassische Philologie und Geschichte an den Universitäten Erlangen und Heidelberg studierte und 1832 dort zum Dr. phil. promoviert wurde. Ab 1835 war er an verschiedenen Schulen Gymnasiallehrer und von 1850 bis 1872 Gymnasialdirektor in Heidelberg. Er war mit Ida Becher (1804–1888), Tochter des Juristen und Schriftstellers Georg Ludwig Becher (1775–1815) und der Majorstochter Caroline Schunck (1779–1870) seit 1839 verheiratet; das Ehepaar hatte mehrere Kinder.
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Tucher, Maria Helena Susanna, verh. HegelMaria Helena Susanna Tucher, verh. HegelMutter Karl Hegels11657082217911855Tucher, Maria Helena Susanna (1791–1855), Ehefrau des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Mutter Karl Hegels (1813–1901), Schwester Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), des Vaters Susanna Maria Hegels (1812–1878), Onkels und Schwiegervaters Karl Hegels, Gründer der Tucher-Brauerei in Nürnberg. Siehe auch: Hegel, Maria Helena Susanna.
Gans, EduardEduard Gans11868947917971839Gans, Eduard (1797–1839), Jurist und Rechtsphilosoph, wurde 1826 außerordentlicher, 1828 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Berlin.
Gaudy, Franz Bernhard Heinrich Wilhelm10423443118001840Gaudy, Franz Bernhard Heinrich Wilhelm (1800–1840), war adeliger Dichter, Schriftsteller und Übersetzer, der zu jenen Aristokraten zählte, die sich, „im Widerstand gegen Reaktion und Bourgeoistum, dem jungdeutschen oppositionellen Liberalismus anschlossen und mit ihm für ein allerdings vages human-soziales Freiheitsideal kämpften“ (Martini, Fritz, „Gaudy, Franz Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 95–96 [Online-Version]; URL: DB ).
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Darmstadt49.872775,8.651177Etwa 30 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegene Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen.
ItalienDie in der Form eines Stiefels als Apeninnen-Halbinsel ins Mittelmeer hineinreichende Landschaft von den Alpen bis Sizilien war politisch bis ins 19. Jahrhundert vom Nebeneinander einer Vielzahl von Staaten und von Fremdherrschaft geprägt. Im Zuge der italienischen Nationalbewegung (Risorgimento) kam es erst 1861 zur Gründung des Königreiches Italien als eines Nationalstaates mit König Viktor Emanuel II. (1820-1878) an der Spitze.
Erich, auch: Erec/Erek/ErikSpitz- bzw. Kosename für Karl Hegel (1813-1901) von seinem Jugendfreund Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) verwendet.
Gott, auch: HerrHier bezogen auf die biblische Schöpfungsgeschichte im Christentum als höchstes gedachtes und verehrtes überirdisches Wesen.
schulmeisternAls Lehrer arbeiten (umgangssprachlich und bezogen auf alle Schularten), belehren.
in misereAus dem Lateinischen bzw. Französischen für: in einer schlimmen Situation, einer ausweglosen Lage; in Not, Elend, schlimmem Zustand.
Recension (Hegel)Rezension Karl Hegels (1813-1901) über die „Historik“ (1837) seines Freundes Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) im Spiegel der väterlichen Philosophie unter dem Titel: „Gervinus, G.G. Grundzüge der Historik. Leipzig 1837, in: Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik 2, Nr. 115 (1839), S. 913-920 (= 1. Teil), Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik 2, Nr. 116 (1839), S. 921-928 (= 2. Teil), Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik 2, Nr. 117 (1839), S. 929-935 (= 3. Teil).
Recension, Recensionen (Rezension/-en)Rezensionen, hier für kritische Besprechungen wissenschaftlicher Publikationen.
respectirenrespektieren.
LyrikEine der drei großen Gattungen der Literatur neben Epik und Drama, wobei sich die Lyrik als literarische Gattung dahingegen charakterisiert, dass in ihr mit den formalen Mitteln von Reim, Rhythmus, Metrik, Takt, Vers, Strophe etc. besonders subjektives Empfinden, Gefühle, Stimmungen oder Reflexionen, weltanschauliche Betrachtungen oder Ähnliches ausgedrückt werden.
OdeLyrisches Strophengedicht (seit der Antike) sowie innherhalb der antiken griechischen Tragödie Gesangsstück des Chores; zumeist reimlose, kunstvolle lyrische Dichtung in erhabenem Stil und mit entsprechendem Inhalt; innerhalb der Musik auch Komposition nach antikem Versmaß vornehmlich 15./16. Jahrhundert.
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
Berliner, BerlinerinZu Berlin gehörend, auf Berlin bezogen, Berlin zuzuordnen; in Berlin bzw. Preußen lebende, arbeitende und sich damit entsprechend (preußisch) identifizierende Menschen – auch im politischen (kleindeutschen) Sinne.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Germania (Zeitschrift)Wissenschaftliche Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Deutsche Sprache und Altertumskunde unter dem vollen Titel: „GERMANIA. Neues Jahrbuch der Berliner Gesellschaft für Deutsche Sprache und Altertumskunde“.
LogikDies bezieht sich auf die „Wissenschaft der Logik“ als das Hauptwerk des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831); auch: Lehre, Wissenschaft von der Struktur, den Formen und Gesetzen des Denkens; Lehre vom folgerichtigen Denken, vom Schließen aufgrund gegebener Aussagen; Denklehre; Folgerichtigkeit des Denkens; Folgerichtigkeit.
UnphilosophJemand, der Philosophie ganz und gar nicht als sein Metier oder (wissenschaftliches) Betätigungsfeld bezeichnet oder sieht bzw. gar nicht auf diesem Gebiet arbeitet.
GeschichtsschreibungGeschichtliche bzw. historische Darstellung, Abhandlung.
ChronistVerfasser von Chroniken als eine auf die Antike zurückgehende Form der Geschichtsschreibung, in der die Ereignisse in zeitlicher Ordnung, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen aber in größeren Zeitabschnitten erzählt werden.
MemoiristMemoirenschreiber, Verfasser von Denkwürdigkeiten, ggf. auch in Form einer Autobiographie.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
Poёsie, PoesieAus dem Griechischen stammender Begriff für einen bestimmten Text, der traditionell nach der poetischen (literarischen) Gattungseinteilung in Drama, Epik, Lyrik (nach der Poetik als Theorie der Poesie von Aristoteles {384v. Chr.-322v. Chr.}) produziert wurde; auch: Zauber.
EpikerLiteraturwissenschaftliche Bezeichnung für einen Verfasser von Epik-Werken.
DramatikerLiteraturwissenschaftliche Bezeichnung für einen Verfasser von Dramen.
Philosophie der GeschichteEdition Karl Hegels (1813-1901) aus dem väterlichen Werk unter dem Titel: „Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“, 1840 in Berlin bei Dunker und Humblot erschienen; auch: Edition durch den Berliner Rechtsphilosophen, Juristen und Historiker Eduard Gans (1797-1839) bereits 1837 in Berlin unter dem Titel: „Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“ (= Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke. Vollständige Ausgabe durch den Verein von Freunden des Verewigten, Bd. 9); überdies: Geschichtsphilosophie.
raisonniren (räsonieren)Raisonniren steht hier für „räsonieren“, bildungssprachlich für: sich wortreich und tiefschürfend, aber ohne konkretes Ergebnis über etwas äußern.
referirenreferieren.
Philosophische Bibliothek1868 gegründete Buchreihe für die Edition philosophischer Primärliteratur.
PhilosophieWissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Ergründung, Deutung und dem Verständnis der Welt und der menschlichen Existenz auseinandersetzt.
WeltgeschichteAls Universalgeschichte in der Antike wurzelnd, Weltgeschichte an sich entstanden vornehmlich aus dem Geist der Aufklärung mit Postulierung der Gleichrangigkeit außereuropäischer Kulturen entgegen der jüdisch-christlichen Tradition zunächst als rein philosophische Betrachtungsweise, die von der politischen Realität immer weiter eingeholt wurdeÖsterreicher und spätestens seit 1945 sowie der im 20. Jahrhundert zunehmenden Globalisierung und der weltpolitischen Probleme wie politisch-wirtschaftliche globale Zusammenarbeit, internationaler Terrorismus, Klimawandel, Migration etc. unserer Zeit daher immer mehr in den real-politischen und infolgedessen auch (zeit-)historischen Fokus rückt.
secirensezieren.
MenschheitsgeschichteGeschichte der Menschheit von den Ursprüngen bis in die Gegenwart.
Hallische JahrbücherIm Jahre 1838 von Arnold Ruge (1802-1880) und dem Philosophen und Literarhistoriker Ernst Theodor Echtermeyer (1805-1844) gegründete Zeitschrift „für deutsche Wissenschaft und Kunst“, die zum Organ der Junghegelianer wurde. Im Todesjahr Echtermeyers wurde ihr Erscheinen eingestellt.
ProsaSprache ohne formale Bindung durch Reim, Verse, Rhythmus; im metaphorischen Sprachgebrauch auch Synonym für: Nüchternheit, Poesielosigkeit.
VersDurch Metrum, Rhythmus, Zäsuren gegliederte, eine bestimmte Anzahl von Silben, oft einen Reim aufweisende Zeile einer Dichtung in gebundener Rede wie Gedicht, Drama, Epos.
NemesisGriechische Rachegötting.
Literaturgeschichte, Literatur-Geschichte, LitteraturgeschichteBeschäftigung mit den national überlieferten sprachlichen, künstlerisch gestalteten Texten und Zeugnissen in ihrem historisch-zeitlichen Verlauf.
Opus/opusLateinisch für: Werk.
uno tenoreLateinische Wendung für: in einem Zug, ununterbrochen.
Handbuch (Gervinus)Publikation von Georg Gottfried Gervinus (1805-1871): Handbuch der Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen, Leipzig 1844.
elysischparadiesisch, himmlisch von: „Elysium“ (aus der Griechischen Mythologie als das land der Seligen in der Unterwelt; im dichterisch-metaphorischen Sprachgebrauch auch: Zustand des vollkommenen Glückes), demnach also auch dazu gehörend.
WeinbergZumeist in Terrassen ansteigendes, mit Weinreben bepflanztes und entsprechend landwirtschaftlich bewirtschaftetes Land.
taxirenTaxieren; hier im Sinne von: kritisch prüfen, betrachten, abschätzen, bemessen, einschätzen hinsichtlich der Drucklegung bezüglich der Anzahl der Druckbogen eines unveröffentlichenden Druckwerks durch den Verlag; auch: „einschätzen“ im Allgemeinen.
Perge! Perge!/perge! perge!/perge perge (Abkürzung: P.P., pp. et al.)Fahre fort!, sowie als Abkürzung im Sinne von „et cetera pp.“ für: und so weiter, und so weiter.
respectabelRespekt verdienend, achtbar; zu respektierend; beachtlich.
Französisch, französischZu Frankreich gehörend, Frankreich zuzuordnen, auf Frankreich bezogen; Französisch als Unterrichtsfach an Schulen bzw. universitäre Disziplin.
Thibauts Singverein (Heidelberg)Von dem Heidelberger Juristen, Musikwissenschaftler, Musikschriftsteller und Hochschullehrer Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840) gegründeter Musikverein in Heidelberg.