Zu lange schon habe ich meine Antwort auf Deinen Brief aus Venedig1 anstehen lassen; daran sind theils andre Briefe, die ich nach Berlin schreiben mußte, Schuld, theils meine Arbeiten2 hier, die mich fast zu sehr in Anspruch nehmen. Indessen hast Du die Badekur in Gastein ausgehalten, und ich wünsche das Allerbeste von den Wirkungen derselben für Deine Gesundheit recht bald zu hören. Ich bin ferner begierig zu hören, wie Du über unsre neudeutsche Kunst in München urtheilst und was meine liebe Geburtsstadt Nürnberg für einen Eindruck auf Euch zurückgelassen hat. Gern hätte ich Dir einen Brief an meine Verwandten dort geschickt, wenn ich sicher gewesen wäre, Dir damit einen Dienst zu leisten.
Wenn ich Dir von meinem Treiben hier berichte, so hoffe ich von Dir, die ganze Theilnahme einer gleichgesinnten und befreundeten Mitschabe nicht nur, sondern einer Ehrenschabe, eines Senators unter den Schaben zu finden. Wer war es, der den Katalog einer Auction in Villa Mattei studierte? wer war es, der den Herder in Tivoli und Subiacoexcerpirte? Wer seufzte auf mancher Römischer Gallerie, weil dort Bilder und keine Bücher waren? Das kriegst Du vorweg, damit ich hernach weder von Dir, noch von Deiner Frau Vorwürfe hören muß. Ich will sehen, ob auch ich zünftig werde in der Schaben- und Mottenzunft; und dazu habe ich hier den Anfang gemacht. Aber nun zur Sache!
Eine kleine Zeit ging ich noch dem Duca Valentino auf der Fährte nach, konnte ihm aber nicht weit verfolgen, da ich merkte, daß er im Vatikanischen Archiv steckt, wie der Fuchs im Loch. Die Relazionen aus der Zeit, die ich hier unter Manuscripten zu finden hoffte, sind wie absichtlich ausgemerzt und entfernt. Die Titel habe ich gefunden, aber nicht die Manuscripte. Cavalcanti undMachiavelli brachten mich auf Florentinische Verfassungsfragen, und ich begann, diesen weiter nachzugehen. Ich traf in den späteren Werken der Florentiner, die sich auf gelehrte Weise mit ihrenvaterländischen Dingen beschäftigt haben, nur die kümmerlichsten Nachrichten darüber. | Dann stieß ich auf einen gedruckten GesetzcodexFlorentinischerStatuten, vom Jahr 1415, (in vorigen Jahrhundert unter Peter Leopold gedruckt) der wohl dem Namen nach von Einigen hier, aber dem Inhalte nach weder von diesen, noch von den Früheren kaum oberflächlich gekannt ist. Denn was die florentinischen Statuten angeht, und die florentinischeVerfassung, so denken die Leute hier, die die vaterländische Geschichte gründlich zu kennen behaupten: das gehe die Juristen an. Und die Juristen haben dazu vor praktischen Geschäften keine Zeit, oder schieben es den Historikern zu. So weiß keiner was davon. Ich habe mich nun nicht ohne Mühe dahineingearbeitet – das Statutenlatein ist abschreckend, der Mangel an Ordnung in denselben, die unendliche Breite und Trockenheit sehr hinderlich und ermüdend; dennoch fand ich reichliche Aufschlüsse genug, um mir ein vollständige Bild der florentinischen Verfassung jener Zeit entwerfen zu können. Während ich dies in der Bibliothek betrieb, fing ich zu Hause die Florentinischen Historiker von vorn an, um dem Entwicklungsgang der Verfassung zu folgen. Das Hauptstück, die Villani’s, ist nun auch abgefertigt, und mit den folgenden Historikern bin ich nun bis in’s 15te Jahrhundert angelangt.
Indessen sprachen mir diese Historiker, wo sie auf Verfassungsverhältnisse zu reden kamen, trotz meines Statutenstudiums noch so unverständlich, daß ich nach neuen Aufschlüssen ungeduldig wurde; und da fand ich mich zuletzt immer von den zugänglichen Bibliotheken auf das unzugängliche Archivio delle Riformagioni zurückgeführt, von abgeleiteten Bächen auf eine verborgene, reichhaltige Quelle. War ich einmal so weit gegangen, so wollte ich auch weiter und zu Ende. Also wandte ich mich kurz und gut an meinen Gesandten und ließ durch denselben höheren Orts eine Petizion einreichen, um die Statuten im Archiv einsehen zu dürfen.3 Auf den Bescheid mußte ich über zwei Wochen warten; endlich bin ich seit der vorigen Woche hineingekommen. Ich fand dort 4 frühere Gesetzsammlungen, außer jener gedruckten, wovon die erste mit 1292 anfängt, die kein Mensch, scheint’s, seit der Republikgekannt hat. | Es sind fast Alles Originalmanuscripte; die Freude, womit ich drüber hier bin, ist gewiß nicht geringer als die der vorgängigen Motten, die ihre runden Löcher durch und durch gefressen haben, vom ersten Blatt bis auf’s letzte. Bis über 3 Uhr Nachmittags sitze ich im Archiv undexcerpire, ich hoffe sie in einigen Wochen durchzuarbeiten, und wenn mein Genius mir günstig ist, so nehme ich die Zunftstatuten, die in einem andern Archiv liegen, auch noch durch. Ich hoffe dann daraus eine vollständige und gründliche Arbeit machen zu können. Dazu ist mir aber auch ein gewisses Studium der Politik und andrer mittelalterlicherStadtverfassungen nöthig, um eine allgemeine Ansicht und ein historisches Urtheil über meinen Gegenstand zu gewinnen. Ich bitte Dich um Deine Meinung über diese Arbeit, zu der mich halb Vorsatz, (nicht ganz, denn sie hätte mir zu groß geschienen, um sie für einen kurzen Aufenthalt zu unternehmen und auch Gaye meinte, es gehörten Jahre dazu), halb der oben erzählte Fortgang ein gewisses Glück gebracht haben.
Auch nach Machiavelli ist alles menschliche Thun halb Willen, halb Glück und Geschick. So wird’s mir auch von Berlin aus. Angetragen wird mir durch die Güte meiner Freunde und meiner Mutter ein Nachschub von ein paar hundert Thalern zu Reisekosten und eine noch nicht gewisse Aussicht auf eine Geschichtslehrerstelle mit4 600 Thalern Gehalt in Berlin. Um beides habe ich erst geschrieben, nachdem es mir angeboten worden.
Du kannst Dir denken, daß mir für Florenz und seine Genüsse nicht viel Zeit übrig bleibt, außer Abends zu lieblichen Spaziergängen. Doch bin ich mit einer liebenswürdigen Englischen Frau, Namens Cranford bekannt geworden; die Italiänischen, auch Florentinischen sogenannten Gelehrten sind mit wenigen Ausnahmen Charlatane, ärger als die Franzosen. Ich behaupte, daß die Franzosen viel mehr werth sind, als die Italiener; denn jene haben noch das point d’honneur, das ihnen zu vielen Tugenden, wenn auch scheinbaren, verhilft; diese haben auch das nicht und sonst nichts, als eine gewisse Naivität, die sie bisweilen liebens-, bisweilen verachtungswürdig macht. Gewandtheit und Geist haben die Franzosen auch mehr. Von den Deutschen aus Rom sind hier an mir vorübergegangen erst Boisserées, Ende April, die nur 8 Tage hier blieben, und Euch sehr grüßen ließen, dann die gute, aber etwas lahme Paste5, Müller aus Eisenach mit dem Ehepaar Heuß, ich lachte ihn aus über den Tausch, den er gemacht, hinsichtlich der Reisegesellschaft. Er meinte, so ein Lasciapassare, wie jene hätten, wäre doch auch was werth. Höfler wird seit 4 Wochen immer erwartet. Er hat jetzt einen Orden vom Pabst bekommen – der Schlaufuchs! wenn auch der König von Baiern und der katholische Fanatismus seines Bruders dazu mit gewirkt. –
Deine Kunstfreude an den Venezianern hat mich sehr gefreut, fast überrascht. Ob Du was darüber drucken lässest?
Deine liebe Victorie ist von mir herzlich gegrüßt. Du schreibst mir von ihr nicht ein Wort, nicht einen Gruß. Hat das was zu bedeuten?
Hier werde ich unmöglich eher fertig als Anfang Juli, Mitte Juli bis gegen Ende hin bin ich inVenedig. Dann in Wien, wo ich mit meinem Bruder zusammenzutreffen gedenke. Schreibt mir recht bald, Euer Hegel.
1Vgl. dazu hier: Brief 18390429_01. 2Dies bezieht sich auf seine Studien vornehmlich zur Geschichte von Florenz; vgl. einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 61 ff., hier besonders S. 74 ff.3Zu den Hilfestellungen des preußischen Geschäftsträgers in Florenz Karl Gotthard Schaffgotsch (1794-1865), vgl. einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 79 f.4Hier wie im Folgenden immer wieder durch Papierverlust notwendige Rekonstruktionen. 5Eventuell bezogen auf das Frühneuhochdeutsche „paste“ in der Bedeutung von Pastete bzw. Pastetenteig, also: Teig, gebraucht im Sinne von teigig, träge; es handelt sich demnach wohl um einen despektierlichen Ausdruck zur Charakterisierung der nachgenannten Persönlichkeit, welche in der Hegelschen Korrespondenz an anderer Stelle auch als „Drösler“ bezeichnet wurde; vgl. dazu hier auch Brief 18390421_01.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Florenz43.7698712,11.2555757Hauptstadt im Zentrum des Großherzogtums Toskana im Norden der Apenninen-Halbinsel circa 300 Kilometer nördlich von Rom gelegen.
UB Heidelberg
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UB Heidelberg1000
Baar
, Regina (Hg.): Flucht ins Land der Schönheit. Briefwechsel zwischen Georg Gottfried Gervinus und Karl Hegel auf ihrem Weg aus den politischen Konflikten des deutschen Vormärz nach Italien – und zurück (1837–1839). Aus den Beständen der Universitätsbibliothek Heidelberg, hg. von
dems.
(= Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Bd. 14), Heidelberg 2008.
Baar
, Flucht ins Land der Schönheit
2008
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
GervinGervin, siehe: Gervinus, Georg Gottfried jun (1805–1871).
Herder, Johann Gottfried11854955317441803Herder, Johann Gottfried (1744–1803), war evangelischer Theologe, Dichter, Philosoph sowie Kunst- und Literaturhistoriker.
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Borgia, Cesare11851355914751507Borgia, Cesare (1475–1507), war ein italienischer Renaissancefürst, Feldherr und Kardinal; er war der uneheliche Sohn von Rodrigo Borgia (1431–1503), dem späteren Papst Alexander VI. Cesare Borgia, wurde der erste Herzog von Valentinois, genannt: il Valentino oder wie von Karl Hegel (1813–1901) so bezeichnet „Duca Valentino“ und der Romagna et al.
Cavalcanti, Guido118519778um 12551300Cavalcanti, Guido (ca. 1255–1300), war ein aus Florenz stammender italienischer Dichter und zeitweiliges Ratsmitglied seiner Kommune.
Machiavelli, NiccolòNiccolò Machiavelli11857577514691527Machiavelli, Niccolò (1469–1527), in Florenz geborener Politiker, Diplomat, Schriftsteller und Philosoph.
Leopold II. (Kaiser)11857187717471792Leopold Peter (1747–1792), neuntes Kind Maria Theresias von Österreich (1717–1780) und des römisch-deutschen Kaisers Franz Stephan von Lothringen (1708–1765), war von 1765 bis 1790 Großherzog von Toskana, von 1790 bis 1792 als Leopold II. Kaiser des Heiligen römischen Reiches sowie König von Böhmen, Kroatien und Ungarn.
Villani, Giovanni11876848412801348Villani, Giovanni (1280–1348), war ein italienischer Geschichtsschreiber, Chronist, Kaufmann, Politiker sowie der ältere Bruder von Matteo Villani (1290–1363).
Villani, Matteo11580595812901363Villani, Matteo (1290–1363), war ein italienischer Kaufmann, Geschichtsschreiber und Chronist sowie Bruder von Giovanni Villani (1280–1348), dessen Florentiner Chronik er nach dem Tod des Bruders weiterführte.
Schaffgotsch, Karl Gotthard11710082X17941865Schaffgotsch, Karl Gotthard (1794–1865), Ehemann von Fredine Ledebur-Wicheln (1805–1890), von 1816 an Diplomat in Diensten des Königreichs Preußen, zunächst Legationssekretär in Stockholm, München, in der Schweiz und in Lissabon, von 1832 bis 1841 Geschäftsträger in Florenz, von 1840 bis 1848 u. a. ebendort Minister-Resident.
Gaye, Johannes WilhelmJohann Wilhelm Gaye10405672XGaye, Johannes Wilhelm (1804–1840), im holsteinischen Tönning geborener Kunsthistoriker, der nach seinem Studium an den Universitäten Kiel und Berlin ab 1830 ein Jahrzehnt lang in italienischen Archiven und Bibliotheken forschte und in Florenz starb.
Tucher, Maria Helena Susanna, verh. HegelMaria Helena Susanna Tucher, verh. HegelMutter Karl Hegels11657082217911855Tucher, Maria Helena Susanna (1791–1855), Ehefrau des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Mutter Karl Hegels (1813–1901), Schwester Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), des Vaters Susanna Maria Hegels (1812–1878), Onkels und Schwiegervaters Karl Hegels, Gründer der Tucher-Brauerei in Nürnberg. Siehe auch: Hegel, Maria Helena Susanna.
Cranford, N. N.-Cranford, N. N., war die Ehefrau des englischen Gentlemans John Cranford, mit dem sie überwiegend in Florenz lebte, wo auch ein 1846 geborener Sohn zur Welt kam.
Boisserée, Johann Sulpiz Melchior DominikusSulpiz Boisserée11851301X17831854Boisserée, Johann Sulpiz Melchior Dominikus (1783–1854), in Köln geborener Kunst- und Architekturhistoriker sowie Besitzer einer umfangreichen Gemäldesammlung; er war ein Bruder Melchior Boisserées (1786–1851) und zusammen mit ihm einer der Initiatoren der Fertigstellung des Kölner Domes.
Rapp, Mathilde, verh. Boisserée11623390717971876Rapp, Mathilde war seit 1828 die Ehefrau des Kunstsammlers Sulpice Boisserée (1783–1854).
Müller, Friedrich117580104 10416179517791849Müller, Friedrich (1779–1849), aus Kunreuth bei Forchheim stammend, war Jurist, Goethe-Freund und zuletzt Kanzler in Weimar.
Kraetzer, Amalie Barbara, verh. Heuß (Heus)-18141853Kraetzer, Amalie Barbara (1814–1853), war die Tochter des Jakob Kraetzer, Kaufmann, Großhändler und Gutsbesitzer in Mainz, und der Maria Sophia Theresia Schick sowie seit 1837 Ehefrau des hessischen Hofmalers und promovierten Mediziners Eduard Heuß (Heus) (1808–1880).
Höfler, Constantin (Konstantin)11877465418111897Höfler, Constantin (Konstantin) (1811–1897), war Historiker, Politiker und Schriftsteller. Er wirkte zunächst an der Universität München seit 1838 als Privatdozent, seit 1841 als Ordinarius; 1847 wurde er Vorstand des Bamberger Staatsarchivs, wo er sich um die Edition fränkischer Geschichtsquellen kümmerte und die einzelnen Geschichtsvereine zu einem zentralen Gesamtverein zusammenschloss. Überdies trat er mit Arbeiten zur böhmischen Geschichte hervor, wodurch er korrespondierendes Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften wurde, um schließlich 1851 als ordentlicher Professor an die Universität Prag berufen zu werden; Höfler war auch auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Weiterhin war er Verfasser einer Publikation, die Theodor Kern (1836–1873) im Rahmen seiner Editionsarbeiten für das Städtechroniken-Projekt unter der Leitung Karl Hegels (1813–1901) benötigte, erschienen unter dem vollständigen Titel: „König Ruprecht von der Pfalz genannt Clem römischer König. 1400–1410. Von Karl Adolf Konstantin Höfler. Freiburg im Breisgau 1861“.
Gregor XVI. (Papst)11854189717651846Gregor XVI. (1765–1846), eigentlich: Bartolomeo Alberto Cappellari, war von 1831 bis 1846 Papst der römisch-katholischen Kirche.
Ludwig I., König von Bayern11857488417861868Ludwig I. (1786–1868), bayerischer König von 1825 bis 1848.
Höfler, N. N.im 19. Jahrhundert wirkendHöfler, N. N., war wohl ein Bruder des Historikers Karl Adolf Konstantin Constantin (Konstantin) Höfler (1811–1897).
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Heidenheim48.6767637,10.152923Etwa 100 Kilometer östlich von Tübingen und etwa 35 Kilometer nördlich von Ulm an der Brenz gelegen Stadt.
Würt(t)embergVon 1806 bis 1918 Königreich, ab 1815 im Deutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Reich.
Venedig45.4371908,12.3345898Im Nordosten der Apenninen-Halbinsel am Adriatischen Meer gelegen. Die Stadt wurde 1830 Freihafen und kam 1866 an das neu gegründete Königreich Italien.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Bad GasteinKurort im Gasteinertal in Österreich.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Tivoli (Rom)41.960922,12.798884In der Mitte Italiens etwa 30 Kilometer östlich von Rom gelegene Stadt.
SubiacoIn etwa 70 Kilometer östlich von Rom, und ca. 38 Kilometer östlich von Tivoli gelegener Ort.
Rom (Roma)41.8933203,12.4829321 Nahe der Westküste der Apeninnen-Halbinsel in Mittelitalien gelegene Hauptstadt des antiken Römischen Reiches, die 1871 Hauptstadt des neuen Königreiches Italien wurde. Der Vatikan als Stadtteil Roms war zugleich Sitz des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Eisenach50.9747134,10.3193565Im nordwestlichen Thüringer Wald etwa 60 Kilometer westlich von Erfurt gelegene ehemalige Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Eisenach, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen mit der oberhalb gelegenen Wartburg zu einem Ort der Beschwörung der deutschen Einheit wurde.
Wien48.2083537,16.3725042An der Donau gelegene Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich.
Gebr[üder] Zoeppritz1828 gegründetes, noch heute bestehendes deutsches Unternehmen („zoeppritz since 1828“), welches sich auf die Herstellung von Wolldecken und Flannell spezialisiert hat.
BadekurSeit dem 17. Jahrhundert belegter Begriff für Balneotherapie als Heilbehandlung mit Hilfe medizinisch indizierter Bäder oft an bestimmten Kurorten mit dort vorhandenem speziellen Heilwasser; im 19. Jahrhundert verstärkt auch aufkommend im Sinne einer ganzheitlichen medizinischen Therapiemaßnahme, die auch psychosomatische Erkrankungen mit einschließt.
AuctionskatalogKatalog, der zum Zweck einer Auktion erstellt wird.
Villa MatteiAls „Villa Mattei“ wird eine Parkanlage in Rom bezeichnet, die auch bekannt ist unter ihrem früheren Namen: „Villa Celimontana“; „Villa Mattei“ heißt überdies ein Landgut in Parma.
excerpirenexzerpieren, zusammenfassenden Auszug aus einem Schriftstück herstellen.
römischZu Rom gehörend, auf Rom bezogen, Rom zuzuordnen.
vatikanisches ArchivDas „Vatikanische Geheimarchiv“, lateinisch: „Archivum Secretum Apostolicum Vaticanum“, italienisch: „Archivio Segreto Vaticano“, seit 2019 „Vatikanisches Apostolisches Archiv“ ist die zentrale Archivierungs-Stelle des Vatikans.
vaticanisch, vatikanischAuf den Vatikan bezogen, zu ihm gehörend, ihm zuzuordnen, in ihm gelegen.
Vatican, VatikanVatikan als Kurzform von: Staat Vatikanstadt, Staat der Vatikanstadt, Vatikanstadt oder Vatikanstaat als absolutistischer, kleinster allgemein anerkannter Staat der Erde, innerhalb der Stadt Rom gelegen mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, dem Papst, als Staatsoberhaupt und dem Römischen Katholizismus als Staatsreligion, zugleich Residenz des Papstes und oberste Behörde der römisch-katholischen Kirche.
RelazionenRelationen, hier auch im Sinne von: Verbindungen, Beziehungen, Verhältnissen.
Manuscript, ManuskriptManuskript; Manuskript hier auch bezogen auf die Edition von Stadtchroniken Karl Hegels (1813-1901) im Sinne einer Niederschrift des editionsreifen Textes als Vorlage für den Setzer.
VerfassungsfragenFragen in Bezug auf die Verfassung eines Landes, Staates etc.
FlorentinerMännliche Einwohner von Florenz; auch Künstler, Schriftsteller, Geschichtsschreiber etc. aus dieser Stadt.
vaterländischAuf das „Vaterland“ bezogen, ihm zuzuordnen, zu ihm gehörend etc.; im 19. Jahrhundert auch gebräuchlich für die politische Gesinnung derjeniger Menschen, die sich ein vereintes Deutschland im Sinne eines Bundesstaates wünschten.
VerfassungHerbeiführung eines geordneten Zustands sowie der Zustand selbst, insbesondere die gesamtpolitische Gestalt eines Staates, auch einer Stadt etc.; Zustand.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
StatutenlateinAuf Gesetzestexte hin angewendetes und spezielles, mitunter auch schwer zu verstehendes Latein bzw. entsprechende Variation des Lateinischen.
VerfassungsverhältnisseArt und Umstände bezüglich der Verfassung eines bestimmten Staates, Landes, von Kommunen etc. auch unter komparatistischen Gesichtspunkten.
Archivio delle Riformagioni (Florenz) Während Karl Hegels (1813-1901) „Italienischer Reise“ (1838/39) noch eigenständiges Archiv in Florenz, welches 1852 Teil der „Zentralen Staatsarchivdirektion“ wurde, dem Vorläufe der heutigen „Archivio di Stato di Firenze“ (Staatsarchiv Florenz).
Quelle/-nUrsprünglich für aus der Erde austretenden Wasser, im Metaphorischer Sprachgebrauch stehend für: Lebensquelle/Kraftquelle/Ursprung; auch: Informationen, (amtliche) Nachrichten aus erster Hand.
Quelle(n), historischeTexte als Quellen und andere Zeugnisse wie Sachquellen, Bildquellen, auch Zeitzeugenberichte und Ähnliches sowie abstrakte Quellen, die die vergangene Geschichte unmittelbar erleuchten und dabei helfen, bei historisch-kritischer Behandlung, die Vergangenheit entsprechend zu beleuchten, zu rekonstruieren, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen sowie einordnen und bewerten zu können; eindeutig abgegrenzt werden die Quellen von der fachwissenschaftlichen Literatur in Form sogenannter Darstellungen, in der Germanistik auch als Sekundärliteratur im Gegensatz zur Primärliteratur bezeichnet.
Gesandte, GesandterUnterhändler im zwischenstaatlichen Verkehr.
Gesetzessammlung, GesetzessammlungenSammlung(en) von Gesetzestexten.
Republik FlorenzMittelalterlicher und frühneuzeitlicher Staat in der Toskana, dessen Zentrum Florenz war; als junger Mann befasste sich Karl Hegel (1813-1901) mit der Geschichte der Städteverfassung von Italien, auf seiner Studienreise in Italien 1838/39 hielt er sich zu Forschungszwecken auch längere Zeit in Florenz auf und begründete hier sein späteres zweibändiges, 1846 erschienenes Werk über die „Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts“, mit der er sich in der Fachwelt der Geschichtswissenschaft seinen Namen als Historiker von Rang gemacht hatte.
RepublikStaatsform, bei welcher die Regierung vom Volk oder Repräsentanten des Volkes gewählt wird für eine bestimmte Dauer.
GeniusHöchste schöpferische Geisteskraft eines Menschen bzw. Mensch mit höchster schöpferischer Geisteskraft, siehe auch: Begriff des Genies; römische Gottheit; (besonders im römischen Altertum) beschützender, vor Unheil bewahrender Geist eines Menschen, einer Gemeinschaft, eines Ortes.
ZunftstatutenStatuten der Zünfte, Zunftrollen, Zunftbücher, Zunftordnung.
mittelalterlichAuf das Mittelalter bezogen, ihm zuzuordnen, zu ihm gehörend.
Stadtverfassung, StädteverfassungRechtskräftige Verfassung einer Stadt bzw. mehrerer Städte (Rechtswesen) insbesondere auch als Forschungsgegenstand Karl Hegels (1813-1901).
ReisekostenHier gebräuchlich für Kosten, die während einer Dienstreise entstehen, wozu auch das Fahrgeld, Tagegeld und weitere anfallenden Kosten zählen.
GeschichtslehrerstelleFreie Stelle an einer Schule im Fach Geschichte.
Englisch/englischZu England gehörend, England zuzuordnen, auf England bezogen; englischsprachig; Englisch als Sprache bzw. schulisches oder universitäres Fach.
Italiener, auch: ItaliänerAus Italien stammende(r) (männlicher) Mensch(en), dort lebende(r) (männlicher) Menschen(en); auch: italienische Autoren, Dichter, Schriftsteller etc.
point d'honneurAus dem Französischen für: Ehrenstandpunkt; Ehrensache.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
OrdenAbzeichen, Ehrenzeichen für besondere Verdienste z. B. um Wissenschaft, Kunst, Militär, Religion etc. und von der jeweiligen Institution verliehen (z. B. Staat, Kirche, Militär); (religiöse, klösterliche) Gemeinschaft, deren Mitglieder nach Leistung bestimmter Gelübde unter einem gemeinsamen Oberen bzw. einer gemeinsamen Oberin und nach bestimmten Vorschriften leben; auch weltliche Vereinigungen wie z. B. Ritterorden etc.
Pabst (Papst)Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche, zugleich Bischof von Rom.
SchlaufuchsSalopp-umgangssprachlich für jemanden, der schlau, intelligent und/oder gerissen ist; teilweise auch ironisch-frotzelnd bzw. in ironischer Brechung verwendet.
KönigAuf das Althochdeutsche zurückgehender Begriff („kuning“ zu „kunni“ für „Geschlecht“) als Bezeichnung für einen Träger des Königstitels in seiner Funktion als höchster (nach dem Kaiser) weltlicher Herrscher oder Repräsentant einer Monarchie.
katholischer FanatismusPejorative Beschreibung eines als rigoros und unduldsam empfundenen Eintretens für eine Sache oder Idee den römisch-katholischen Glauben bzw. die römisch-katholische Konfession/Kirche als solches betreffend.
katholischDem katholischen Glauben der römisch-katholischen Kirche innerhalb des Christentums angehörend, auf ihn bezogen, ihm zuzuordnen.
Venetianer, Venezianer, venezianischVenezianer, Einwohner Venedigs (im Plural auch auf dortige Künstler/Maler bezogen); auf Venedig bezogen, Venedig beinhaltend, dazu gehörend, Venedig zuzuordnen.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis