Für mich ziehe ich bis jetzt immer Nieten auf der Post und gehe betrübt und ungeduldig fort, für Euch bin ich zwei Mal glücklich gewesen.
La Sua Excellenza1, die liebe Victorie, an die der eine Brief aus Sorrent gerichtet war, wird mir nicht übel nehmen, daß ich den halboffnen Brief ganz eröffnet habe, um ihn aus seiner schwerfälligen Hülle herauszunehmen und leichter zu machen. Den Korb von portogalli kann ich leider nicht mitschicken, weil ihn die Post nicht hieher gebracht hat; Schade, daß Jemandem der Mund oder das Mündchen danach vergebens wässern wird! Und à propos der naive B. B! Doch ich verrathe mich, daß meine ungeweihten Augen zu viel gelesen haben, aber das Lesen ist ihnen zur Gewohnheit geworden, wo sie das unverwehrt Geschriebene sehen.
Ich bin hier bald aus einer für mich lästigen Einsamkeit herausgekommen, die mir nach der Trennung von Euch doppelt drückend gewesen wäre, – durch die Bekanntschaft mit Dr. Gaye, da wir uns gleich mit Zuneigung aneinander angeschlossen haben. Der Gaye ist Hollsteiner und hat das Ehrenhafte und Gediegene von Dahlmann undBeseler; an letzteren erinnert er mich sehr oft in Haltung undGebehrden und einzelnen Hollsteinischen Ausdrücken. Er ist seit vier Jahren hier, seit 9 Jahren in Italien, hat die Kunstgeschichte Italiens in den Archiven und in den Kunstwerken überall aufs gründlichste studiert und eine Reihe von interessanten Briefen und Documenten für diese gesammelt, welche er in drei Bänden2 demnächst herausgeben wird.3
Mir war er gefällig und nützlich darin, daß er mich in die Bibliothek eingeführt hat und in die Donnerstagsgesellschaften bei Vieusseux, wo die hiesigen und fremden Litteraten zusammenkommen, worauf Du mich aufmerksam gemacht hast. Capponi war leider nicht da; mit einigen Andern habe ich mich nur besehen und beschnüffelt |Repetti, der ein Dizionario überToskana schreibt, ist immer bereit einem Artikel aus demselben herzusagen. Diese Gelehrten, wie die meisten, hören am liebsten sich selber. So auch Micali.
Übel, daß die Bibliotheksstunden mit denen der Gallerien zusammenfallen! So war ich seit Eurer Abreise nur einmal in den Uffizien und einmal im Pitti. Aber ich merke, daß überhaupt mein Interesse für Sachen der Kunst, obgleich noch groß genug, nicht mehr so feurig ist, wie vor 6 Jahren, da ich dafür schwärmte, und 14 Tage lang in Dresden fast nur in der Gallerie war. Es müssen die reiferen Jahre sein, die die bloßen Liebhabereien abwerfen, und das politische und historische Interesse, welches das Übrige absorbiert.
Meine Wünsche und Hoffnungen sind alle für Deutschland und nichts ist mir wichtiger, als was dort geschieht, und von dorther kommt. Der brave Dahlmann steht wie der Wächter auf dem Thurme über Hannover und Deutschland. Hast Du gelesen, daß er die Gutachten der drei Juristenfacultäten bekannt gemacht hat – ich hoffe 3 Nägel am Sarge des Königs von Hannover! Jetzt reist er in Deutschland herum, war in Frankfurt, Stuttgard, Tübingen – er versichert sich seiner Freunde und der Freunde Deutschland’s. – Ich bitte Dich dringend, was Du von ihm und über ihn und von Beseler hörst, mir ausführlich zu berichten.
Von Rom habe ich Niemanden hier gesehen, auch Müller, der Dröseler, ist noch nicht angekommen. Nach einem Brief, den Gaye von Reumont bekommen, sollten Boisserées in diesen Tagen von Rom abreisen; auf welchem Weg, ist nicht gesagt.
Ich habe die Bitte an Dich, daß Du mir schreibst, was die Hauptsachen in Siena sind. Damit ich gleich weiß, wohin ich zuerst zu gehen habe. Wenn ich den Gaye drum frage, wie ich auch thun werde, | so fürchte ich, wird er mir zu viel sagen. Auch müsste ich von Dir wissen, wo ich in Venedig einzukehren habe, oder ob Du mir eine Privatwohnung dort empfehlen kannst. In meiner hiesigen bin ich sehr gut, ich esse auch mit meinen Wirthsleuten. – Abends gehe ich mit Gaye gewöhnlich in die Cascinen, wo dann die Sonne immer sehr schön hinter den Bergen untergeht und Himmel und Berge mit den schönsten Farben überzieht, und wir reden dabei eines und anderes an den grünen Wassern des Arno, worin sich das Abendroth spiegelt.
Dies schreibe ich Euch zum ersten Mal wieder aus der Ferne, auch mit wehmüthigem Herzen über unsre Trennung. Ihr sollt immer ausführliche Nachrichten über mein Thun und Treiben erhalten, und bitte dafür auch um baldige Nachricht von Euch. Für Dich werden immer meine wärmsten Empfindungen rege sein, liebster Freund; und das liebe Menschchen habe ich so lieb gewonnen, wie ich nur meine Schwester lieb haben würde und da mir der Himmel eine solche versagt hat4, so mag sie mir gestatten, sie dafür ansehen zu dürfen, wobei ich mich auch auf die Meinung der Leute in Tivoli, Olevano undPalästrina berufe. –
Lebt wohl.
Euer treuer Hegel
P.S. Nachdem ich dieses geschrieben, habe ich zum Fenster hinaus auf den Platz, wo eben eine militärische Revüe, vorgenommen wurde und erkenne in einem Mann mit schwarzem Mantel, gelbem Strohhut und schwarzem Schnurrbart unsren Dröseler, Müller, den ich anrufe, der mich erkennt, heraufkommt und mir sagt, daß er gestern Abend (Sonnabend) über Siena mit Heus und seiner Frau5 angekommen sei. Morgen wollen sie nach Pisa, und bis gegen Ende des Monats hier bleiben, dann nach Venedig, wo sie Euch also nicht mehr treffen, wenn Ihr den Aufenthalt dort nicht bis in den Mai hinein ausdehnt. Er läßt herzlich grüßen. Von Rom brachte er nichts Neues, als einen Skandal, den er mit dem PreußischenAssessor Böhme6, (Gaurath7 bei Lépré8) gehabt! Florenz kommt ihm sehr gering vor nach Rom.
1Italienisch für: „Ihre Exzellenz“. 2Es handelt sich hier um die sogenannten „Künstlerbriefe“ Johann Wilhelm Gayes (1804-1840), welche in drei Bänden, die letzten beiden postum, erschienen. 3Vgl. dazu Neuhaus, Helmut: Karl Hegels Gedenkbuch, S. 128.4Karl Hegel (1813-1901) hatte eine Schwester Susanna (*, † 1812), die jedoch als Baby verstarb. 5Es handelt es sich hier sehr wahrscheinlich um den Maler und Mediziner Eduard Heuß (1808-1880) und seine Frau Amalie (1814-1853), geb. Kraetzer; das Ehepaar reise nach seiner Vermählung im Jahr 1837 über die Schweiz und Frankreich nach Italien, wo es für mehrere Jahre, vornehmlich in Rom, verweilte. 6Unsichere Lesart, ggf. auch Böhner oder auch Böhmer. 7Unsichere Lesart, eventuell auch Kürzung von „Geheimrath“; es könnte sich auch um einen Ortsnamen handeln; hier der Lesart bei Baar, Flucht ins Land der Schönheit, S. 76 folgend. 8Unsichere Lesart, wie ebd.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Florenz43.7698712,11.2555757Hauptstadt im Zentrum des Großherzogtums Toskana im Norden der Apenninen-Halbinsel circa 300 Kilometer nördlich von Rom gelegen.
UB Heidelberg
.
UB Heidelberg1000
Baar
, Regina (Hg.): Flucht ins Land der Schönheit. Briefwechsel zwischen Georg Gottfried Gervinus und Karl Hegel auf ihrem Weg aus den politischen Konflikten des deutschen Vormärz nach Italien – und zurück (1837–1839). Aus den Beständen der Universitätsbibliothek Heidelberg, hg. von
dems.
(= Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Bd. 14), Heidelberg 2008.
Baar
, Flucht ins Land der Schönheit
2008
Neuhaus, Helmut: Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013
.
Neuhaus, Helmut: Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.2013
GervinGervin, siehe: Gervinus, Georg Gottfried jun (1805–1871).
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Gaye, Johannes WilhelmJohann Wilhelm Gaye10405672XGaye, Johannes Wilhelm (1804–1840), im holsteinischen Tönning geborener Kunsthistoriker, der nach seinem Studium an den Universitäten Kiel und Berlin ab 1830 ein Jahrzehnt lang in italienischen Archiven und Bibliotheken forschte und in Florenz starb.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Vieusseux, Giovan Pietro (Jean Pierre)11880450217791863Vieusseux, Giovan Pietro (Jean Pierre) (1779–1863), aus Ligurien gebürtiger und aus schweizerisch-französischer Familie stammender italienischer Schriftsteller und Verleger, der im Jahre 1819 in Florenz das „Gabinetto scientifico letterario“ als kulturellen Treffpunkt gemäßigt-liberaler Intellektueller eröffnete und mehrere weit wirksame Zeitschriften gründete. Mit mehr als 6000 Personen stand er in brieflichem Kontakt.
Capponi, Gino11644804017921876Der Marchese Gino Capponi (1792–1876) war ein in Florenz geborener italienischer Politiker, Historiker und Dichter sowie einflussreicher Repräsentant der Florentinischen Gelehrtenszene seiner Zeit, in welcher auch Karl Hegel (1813–1901) während seiner italienischen Studienreise in den Jahren 1838/39 verkehrte.
Repetti, Emanuele11752260017761852Repetti, Emanuele (1776–1852), war ein aus dem toskanischen Carrara stammender und in Florenz verstorbener Historiker, Geograph und Naturforscher, der das „Dizionario Geografico Fisico Storico della Toscana“ in sechs Bänden zwischen den Jahren 1835 bis 1847 herausgegeben hatte.
Micali, Giuseppe11701311017691844Micali, Giuseppe (1769–1844), war ein aus Livorno stammender und in Florenz verstorbener Archäologe und Historiker.
Cavalcanti, Guido118519778um 12551300Cavalcanti, Guido (ca. 1255–1300), war ein aus Florenz stammender italienischer Dichter und zeitweiliges Ratsmitglied seiner Kommune.
Vasari, Giorgio11862621315111574Vasari, Giorgio (1511–1574), war ein Hofmaler und Architekt der Medici sowie Biograph italienischer Künstler.
Dante AlighieriDante
https://www.deutsche-biographie.de/pnd118523708.html
11852370812651321Dante Alighieri (1265–1321), in Florenz geborener italienischer Dichter und Philosoph.
Ernst August I., König von HannoverErnst August I., König von Hannover11853092517711851Ernst August I. von Hannover (1771–1851), König von Hannover von 1837 bis 1851, Sohn König Georgs III. von Großbritannien und Irland (1738–1820) und der Herzogin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz (1744–1818), gebürtiger Herzog von Braunschweig-Lüneburg, in Großbritannien 1. Duke of Cumberland and Teviotdale, war ein britischer Prinz aus dem Haus Hannover aus einer Nebenlinie der Welfen stammend. Seit 1714 wurde Hannover, zunächst als Kurfürstentum, ab 1814 als Königreich, bis zum Tod des britischen Monarchen Wilhelm IV. (1765–1837; Haus Hannover) in Personalunion mit Großbritannien regiert. Mit der Thronbesteigung der Königin Victoria (1837–1901; Haus Hannover) als seiner Nachfolgerin in England endete diese Personalunion, da das Erbrecht in Hannover keine Frau auf dem Thron zuließ. Daher wurde dort der 66jährige Tory und Onkel Victorias neuer König, der sogleich bei seinem Amtsantritt 1837 das erst 1833 erlassene relativ freiheitliche Staatsgrundgesetz abschaffte, um absolutistisch herrschen zu können. Hierauf erfolgte der Protest der sogenannten „Göttinger Sieben“ Professoren, die infolgedessen allesamt von der Universität Göttingen entlassen wurden. Zu ihnen zählte neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) auch Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860).
Müller, Friedrich117580104 10416179517791849Müller, Friedrich (1779–1849), aus Kunreuth bei Forchheim stammend, war Jurist, Goethe-Freund und zuletzt Kanzler in Weimar.
Reumont, AlfredAlfred Reumont11645093218081887Reumont, Alfred (1808–1887), war ein in Aachen geborener Staatsmann, Publizist, preußischer Diplomat in Italien sowie Historiker, der sich viel mit italienischer Geschichte, Geschichtsschreibung und Literatur befasste; er gehörte zu den einflussreichen Personen der Florentiner Gelehrtenwelt um Gino Capponi (1792–1876), in welcher auch Karl Hegel (1813–1901) während der Zeit seiner Studienreise durch Italien (1818/39) verkehrte. Seit den 1840er Jahren war er Redakteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung, für die er im Laufe seines Lebens über 1.000 Artikel, darunter auch viele aus dem Bereich der italienischen Geschichtswissenschaft bzw. Kultur verfasste.
Boisserée, Johann Sulpiz Melchior DominikusSulpiz Boisserée11851301X17831854Boisserée, Johann Sulpiz Melchior Dominikus (1783–1854), in Köln geborener Kunst- und Architekturhistoriker sowie Besitzer einer umfangreichen Gemäldesammlung; er war ein Bruder Melchior Boisserées (1786–1851) und zusammen mit ihm einer der Initiatoren der Fertigstellung des Kölner Domes.
Rapp, Mathilde, verh. Boisserée11623390717971876Rapp, Mathilde war seit 1828 die Ehefrau des Kunstsammlers Sulpice Boisserée (1783–1854).
Hegel, SusannaSusanna Hegel-18121812Hegel, Susanna (* † 1812), Tochter Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1880–1831) und Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1891–1855), Schwester Karl Hegels (1813–1901).
Heuß (Heus), Franz Eduard11678450418081880Heuß, (Franz) Eduard (1808–1880), studierte Medizin und Malerei, war großherzoglicher hessischer Hofrat und Hofmaler und hielt sich mehrmals in Italien auf, so z. B. Ende der 1830er Jahre in Begleitung seiner frisch angetrauten Frau Amalie Barbara (1814–1853), geb. Kraetzer (seit 1837 auf der gemeinsamen Hochzeitsreise über die Schweiz, Frankreich und Italien mit einem sich anschießenden mehrjährigen Aufenthalt in Rom).
Sorrent40.624906,14.374836Auf das 7. Jahrhundert v. Chr. zurückgehende Küstenstadt im Süden Italiens gelegen an der Bucht von Neapel auf der gleichnamigen Halbinsel Sorrent.
ItalienDie in der Form eines Stiefels als Apeninnen-Halbinsel ins Mittelmeer hineinreichende Landschaft von den Alpen bis Sizilien war politisch bis ins 19. Jahrhundert vom Nebeneinander einer Vielzahl von Staaten und von Fremdherrschaft geprägt. Im Zuge der italienischen Nationalbewegung (Risorgimento) kam es erst 1861 zur Gründung des Königreiches Italien als eines Nationalstaates mit König Viktor Emanuel II. (1820-1878) an der Spitze.
Toscana (Toskana)In der Antike ursprünglich von den Etruskern („Tusci“, so namengebend) besiedelte Region in Mittelitalien, nördlich angrenzend an Ligurien und Emilia-Romagna, im Süden an Latium, im Osten an Umbrien und Marken und bedeutende kulturelle-historische Landschaft, Kernland der Renaissance, auch für die Entwicklung der italienischen Standardsprache bedeutend.
Dresden51.0493286,13.7381437An der Elbe gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Sachsen.
DeutschlandKulturgeschichtlich ist damit der Raum deutscher Nation und Sprache gemeint, wo „Teutschland“ im Laufe der Frühen Neuzeit eine Kurzbezeichnung für das „Heilige Römische Reich teutscher Nation“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ immer mehr zur inoffiziellen Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas, zunächst das Gebiet des 1815 gegründeten Deutschen Bundes, dann des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Hannover (Königreich)Das Königreich Hannover, nördlich und westlich des Königreichs Preußen gelegen, entstand 1814 auf dem Wieder Kongreß als Nachfolgestaat des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg und bestand bis 1866, als es im Zuge des „Deutschen Krieges“ von Preußen annektiert wurde und als preußische Provinz Hannover fortbestand.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Stuttgart, auch: Stuttgard48.7784485,9.1800132Am Neckar gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg.
Tübingen48.5236164,9.0535531Stadt am Neckar im Königreich Württemberg mit 1477 gegründeter Universität, etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Rom (Roma)41.8933203,12.4829321 Nahe der Westküste der Apeninnen-Halbinsel in Mittelitalien gelegene Hauptstadt des antiken Römischen Reiches, die 1871 Hauptstadt des neuen Königreiches Italien wurde. Der Vatikan als Stadtteil Roms war zugleich Sitz des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Siena43.3185536,11.3316533Stadt im Zentrum der Toskana, etwa 50 Kilometer südlich von Florenz und etwa 180 Kilometer nordwestlich von Rom gelegen.
Venedig45.4371908,12.3345898Im Nordosten der Apenninen-Halbinsel am Adriatischen Meer gelegen. Die Stadt wurde 1830 Freihafen und kam 1866 an das neu gegründete Königreich Italien.
Cascinen (Florenz)Auf das Landgut „Cascine dell’Isola“ zurückgehende Parkanlage in Florenz, welche als „Cascine“ im frühen 19. Jahrhundert ein öffentlicher Park wurde, der noch heute besteht.
ArnoIm Apennin entspringender Fluß in der nördlichen Toskana, der über circa 240 Kilometer hinweg an Florenz vorbei bei Pisa in das Tyrrhenische Meer als Teil des Mittelmeeres mündet.
Tivoli (Rom)41.960922,12.798884In der Mitte Italiens etwa 30 Kilometer östlich von Rom gelegene Stadt.
OlevanoEs gibt drei italienische Orte mit dem Namen „Olevano“: „Olevano di Lomellina“ bei Pavia, „Olevano sul Tusciano“ bei Salerno und „Olevano Romano“ bei Rom. Da Karl Hegel (1813-1901) während seiner Italienreise 1838/39 auch „Tivoli“ und „Palästrina“, beide jeweils bei Rom, besuchte und diese im Kontext mit Olevano nannte, ist davon auszugehen, dass es sich hier um „Olevano Romano“ handelt.
Palestrina (Palästrina)Palestrina geht auf das antike „Praeneste“ zurück und ist heute eine bei Rom (37 Kilometer südöstlich davon entfernt) gelegene Kleinstadt.
Pisa43.7159395,10.4018624Am Arno und nahe dessen Mündung in das Ligurische Meer des Mittelmeeres gelegene Stadt in der Toskana westlich von Florenz.
Post Gasthaus in Berchtesgaden; Synonym für Postwesen als Überbegriff für die gewerbliche Beförderung und Verteilung schriftlicher Nachrichten durch entsprechende zuständige Institutionen (z. B. privates Unternehmen, staatliche Einrichtung etc.); erste Errichtung von Poststationen bereits in der römischen Antike unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.); im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Post im 16. Jahrhundert geläufig; auch: Postkutsche zum Personentransport.
La Sua ExcellenzaAus dem Italienischen für: Eure/Ihre Excellenz als ehrenvolle Anrede, hier in verehrender, neckender, leicht ironischer Intention innerhalb des persönlichen Freundes- oder Bekanntenkreises für bestimmte Personen.
Portogallen, portogalli„Portogallen“ oder „protogalli“ ist ein altes Synonym für „Orangen“, welche zunächst nur als bittere Früchte bekannt waren, bevor sie von portugiesischen Seegefahren im 16. Jahrhundert in ihrer süßen Variation von China nach Portugal gelangten und dort kultiviert wurden, weshalb im übrigen Europa nach ihrem Anbaugebiet „Portugal“ also: „Protugalli“, benannt wurden; in einigen arabischen Sprachen bedeutet der Name „Protugal“ auch die Farbe „Orange“.
À proposApropos, französisch: „à propos“ für: der Sache, dem Thema angemessen, im Gebrauch ähnlich wie: notabene, also: beiläufig, nebenbei bemerkt, übrigens et al.
Hollsteiner, Holsteiner, holsteinischZu Holstein gehörend, Holstein zuzuordnen, auf Holstein bezogen; Einwohner Holsteins, von Holstein Stammender.
GebehrdenGebärden, Verhalten, Auftreten; im äußeren Auftreten zum Ausdruck gebrachte innere Haltung; Körperbewegungen.
KunstgeschichteWissenschaft von der geschichtlichen Entwicklung der bildenden Kunst als Teilgebiet der Kunstwissenschaft.
Künstlerbriefe (Gaye)Dreibändiges Werk auf Italienisch des Kunsthistorikers Johannes Gaye (1804-1840) unter dem Titel „Carteggio Inedito d'Artisti dei Secoli XIV“ (Künstlerbriefe aus dem 14. Jahrhundert), wovon der erste Band 1839 erschien, die anderen beiden aufgrund des frühen Todes des Editors postum.
Bibliothek (Florenz)„Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze“ ist eine der beiden großen (neben derjenigen in Rom) und zentralen Nationalbibliotheken im heutigen Italien; sie war als „Medicea pubblica“ die erste öffentliche Bibliothek der Welt und wurde 1441 in Florenz gegründet; unter dem Namen „Biblioteca Magliabechiana“ wurde sie 1747 dann auch für die Allgemeinheit geöffnet; 1861 erfolgte die Zusammenlegung mit Beständen des „Palazzo Pitti“ zur Nationalbibliothek.
Donnerstagsgesellschaft, Donnerstags-Gesellschaft (Vieusseux)Immer Donnerstags stattfindende Gesellschaften des schweizerischen Privatgelehrten, Kaufmanns und Verlegers Giovan Pietro Vieusseux (1779-1863) in Florenz.
Litterat (Literat)Bezeichnung speziell im 19./20. Jahrhundert für einen Schriftsteller, der sich von ‚gewöhnlichen’ Poeten, Dichtern oder auch Autoren abgrenzte und vornehmlich intellektuelle Texte verfasste.
Dizionario (Repetti)Emanuele Repetti (1776-1852) war ein aus dem toskanischen Carrara stammender und in Florenz verstorbener Historiker, Geograph und Naturforscher, der das „Dizionario Geografico Fiscio Storico della Tascana“ in sechs Bänden zwischen den Jahren 1835 bis 1847 herausgegeben hatte.
Magliabec(c)hianaDie „Biblioteca Magliabechiana“, die auf den Gelehrten und Bibliothekar Antonio Magliabechi (1633–1714) zurückgeht, der eine Sammlung von 25.000 Bänden von literarischen, historischen, religiösen und naturwissenschaftlichen Schriften im Jahr 1714 der Stadt Florenz testamentarisch vermacht hatte und die unter seinem Namen als Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde; sie wurde in ihrer weiteren Entwicklung zur „Biblioteca Nationale Centrale“; vgl. hierzu hier auch: Bibliothek (Florenz).
VerfassungHerbeiführung eines geordneten Zustands sowie der Zustand selbst, insbesondere die gesamtpolitische Gestalt eines Staates, auch einer Stadt etc.; Zustand.
UffizienDie Galleria degli Uffizi wurde seit dem 16. Jahrhundert mehr und mehr zum Kunstmuseum von Florenz. Der Großherzog der Toskana, Cosimo I. de‘ Medici (1519-1570), errichtete zur Zusammenlegung seiner Ministerien und Ämter einen Neubau, der auf seiner dritten Etage von seinem Nachfolger Francesco de‘ Medici (1541-1587) auch schon zur Unterbringung seiner Kunstwerke genutzt wurde.
PittiPitti bezieht sich auf den Renaissance-Palast „Pallazzo Pitti“ in Florenz (Oltrarno), in welchem sich in einem Trakt auch die „Galleria Palatina“ befindet, in der hauptsächlich Renaissance-Gemälde zu sehen sind.
Gutachten der drei Juristenfacultäten (Dahlmann)Von dem Historiker, Angehörigen der „Göttinger Sieben“ und einem von Dreien, die des Landes verwiesen worden waren, Friedrich Christoph Dahlmann (1785-1860), 1839 in Jena herausgegebene Gutachten über die Verfassung von Hannover von 1833, welche alle drei bestätigten, dass die Verfassung in gültiger Weise ins Leben gerufen worden war und auch noch aktuell (1839) in Kraft sei unter dem Titel: „Gutachten der Juristen-Facultäten in Heidelberg, Jena und Tübingen, die Hannoversche Verfassungsfrage betreffend“.
KönigAuf das Althochdeutsche zurückgehender Begriff („kuning“ zu „kunni“ für „Geschlecht“) als Bezeichnung für einen Träger des Königstitels in seiner Funktion als höchster (nach dem Kaiser) weltlicher Herrscher oder Repräsentant einer Monarchie.
DröselerTrödler.
PrivatwohnungUnterkunft auf einer Reise von privat anstatt in einem Gasthof, Hotel etc.; Ferienwohnung von privater Vermietung.
MenschchenKosename für Victorie Gervinus (1817-1893), geb. Schelver, von ihrem Ehemann Georg Gottfried Gervinus (1805-1871).
Revüe, militärischeMilitärparade, Truppenschau.
SonnabendSynonym für: Samstag.
preußischZu Preußen gehörend, auf Preußen bezogen, sich auf Preußen beziehend.
AssessorDienstbezeichnung von Universitätsabsolventen, die nach dem Studium das Erste und nach dem Referendariat das Zweite Staatsexamen abgelegt haben.
GaurathOberster Verwaltungsamtsinhaber einer Gau (seit dem 17. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung für eine geographische Einheit unterschiedlicher Größe), zugleich auch das entsprechende Verwaltungsorgan als solches, dem der Gaurat vorstand; bei den Germanen wurden Adelige, die über einen Gau herrschten als Gaukönige (analog zum römischen: „princeps“ gebraucht) bezeichnet.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis