Ich muß Ihnen doch noch vor Eintritt des Herbstes schreiben, sonst argwöhnen Sie ich wollte sie nicht bei mir haben. Ich denke daß Sie dieser Brief in mediis rebus finden wird, wünschte wenigstens, Sie machten Ihr Examen jetzt schnell ab und können dann bald. Sind Sie Ende August fertig, oder lieber noch früher, so kommen Sie doch ja so gleich. Ich wünschte nämlich am wenigsten, daß Sie grade auf die Jubiläumstage 17. – 20. September einträfen, weil wir da so gut wie nichts von einander haben würden, getrennt aber Sie Langeweile und ich Verdruß. Kommen Sie also ja geraume Zeit früher, dann ertragen wir, wenn wir erst wieder heimisch zusammen sind, die Last des Festes zusammen. Meine Frau will gleich nach dem Feste zu ihrer Schwester, und ich muß sie meiner Arbeiten wegen dann allein ziehen lassen. So wollte ich denn gerne, daß Sie uns erst noch recht lange zusammen sähen; alsdann treiben wir noch eine Weile unser Wesen für uns. Dann könnte vielleicht auch für eine Harzparthie Rath werden; lieber wäre mir eine nach Thüringen, weil ich im Harz neulich erst auf ein Paar Tage war. Dann könnten Sie es noch so einrichten, daß Sie von Quedlinburg aus den Unterharz bereisten, den ich vorzugsweise besuchte, ehe Sie hierherkommen (über Nordhausen); dann verspräche ich Ihnen, den Oberharz mit Ihnen zu besuchen und zwar zu Fuß versteht sich. – Ende September wollte dann auch Beseler eintreffen, den Sie also in jedem Falle treffen. Sie haben aus der Zeitung oder von ihm erfahren, daß er einen Ruf nach Rostock angenommen hat; dahin geht er dann. Es ist mir lieb daß er den deutschen Verhältnissen wieder gegeben und uns näher gerückt ist. Auch wird ihn die Nähe bei seinem Vaterlande angezogen haben. Was sagen Sie aber zu des Jungen unverschämten Glück?
Ich will Ihnen herzlich wünschen, daß Sie die Spannung los werden, an der Sie noch leiden müssen; kommen Sie mir nur nicht allzu abgespannt hierher. Vielleicht behalte ich soviel Zeit übrig, bei meinen Druckgeschäften am 3ten Bande, daß wir manches zusammen lesen, z. B. Ihres Vaters
Philosophie der Geschichte, das erste Buch von ihm | an das ich mich wagen will. Die italienische Reise braucht Ihnen vorerst keine Sorge zu machen; könnten wir auch sonst, so könnten wir der Cholera wegen nicht. Sie ist also nothwendig bis auf Ostern vertagt; dann aber können Sie ja wohl ½ Jahr geschenkt erhalten von Ihrer Vicarienzeit? –
Ihr Aufsatzthema hat meinen ganzen Beifall. Wenn Sie ihn drucken lassen, so bringen Sie mir ja ein Exemplar mit; Sie arbeiten mir ja damit in die Hände. Ich wollte Sie thaten das mit noch mehreren Aristotelicis. Sonderbar, daß für diese beiden Männer auf einmal Alles wieder rege wird. Ich wollte ich hätte recht freie Muße, auf die Alexandrische Arbeit freute ich mich wie ein Kind; ich möchte so gerne an einem so reinen Stoffe einmal versuchen, zu wie reiner Form man sich in der Geschichte neuerdings heben könnte. Mit meiner Gesundheit geht es leidlicher etwas, die Dampfbäder thun einige Wirkung, wenn gleich nicht viel und keine entscheidende, und dieß ist mir das Empfindlichste. Mein Übel, lieber Erich, liegt entweder in einer allgemeinen Abspannung, und dann denke ich mich zu ermannen, oder es liegt in der Lunge und dann vermuthe ich daß ich meinem Bruder und meiner Mutter bald folgen werde. Das bischen Leben hat mich nie so gereizt daß ich darüber zaghaft werden sollte! aber das sollte mir wehe thun, daß mich der Himmel so auf kurze Zeit zu meinem lieben Weibe geführt hätte, um ihr einen so langen Schmerz zu bereiten. Ich bin übrigens zur Zeit noch aller guten Hoffnung voll, indem sich noch keinerlei bedenkliche Symptome gezeigt haben, es müßte denn ein gewisser Mangel an der Freudigkeit sein, die Sie wohl in Heidelberg in mir bemerkt haben. Aber dieß kann eben so wohl geistig sein und von den Verhältnissen herrühren, in die wir hier gestellt sind, und die sich dann nun täglich verschlimmern.
Es kann den geschichtlichen Beobachter weiter nicht beunruhigen, wenn in einem europäischen Winkel ein brutaler König anfängt seiner Brutalität Lauf zu lassen. Menschlich freilich berührt es den in die Nähe Gestellten übel und mir macht weniger des Mannes grader Angriff Verdruß, als die sittliche Erbärmlichkeit und politische Dummheit der Minister und Behörden, die sich von einem offenbar ziemlich simplen Regenten und einer schlechten Creatur die er sich gemacht hat, hinters Licht führen lassen. Denn daß ein nur einigermaßen festes Benehmen von Ständen und Ministern dem ganzen Spiel gleich Anfangs ein Ende | gemacht hätte, bin ich noch fest überzeugt. Nun wollte ich daß Alles recht lustig drauf los gehe, dem dummen Volk die Haut über die Ohren zu ziehen, damit sie einmal merkten, daß auch schlechte Stände noch immer was Gutes seien. Ich fürchte nur, daß Alles den Weg der Halbheit geht, der schon den Machiavelli zu paradoxen Formen seiner planen Weisheit empörte, eine Erscheinung, die mir jeden Tag verständlicher wird. Mit dem practischen Leben kann doch Niemand versöhnt werden, der nicht selbst Macht in der Hand hat, es sei denn der der nicht sieht daß Andere Macht über ihn üben. Wenn Preußen Nutzen ziehen wollte von den Umständen, so finge es nicht an mit Ottfried Müller, der hier zu verwachsen und zu aristokratisch ist, sondern mit so vortrefflichen Talenten wie Gervinus, Dahlmann, Grimm, Albrecht, die Alle ohne Anfrage, wenn nur recht ist, in jede preußische
Universität überwandern und damit dem Göttinger Eber auf einmal ein Ende machen würden. Nicht alle hiesigen
Professoren haben schlechte Rollen bei dieser Sache gespielt, obwohl die Majorität. Es ist im ganzen viel Erbitterung im Lande, allein keine populare. Der ganze Verfassungskram in Norddeutschland ist bloß Theorie der Gebildeten, und die grade verderben Alles.
Lassen Sie mich möglichst in Zeiten wissen, wie Sie es machen werden, wenn Sie kommen – u.s.w. Wir freuen uns herzlich darauf. Unter vielen herzlichen Grüßen an Sie, Ihre liebe Mutter und Ihren Manuel.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
UB Heidelberg
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UB Heidelberg
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Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Aristoteles118650130384 v. Chr.322 v. Chr.Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph.
Alexander III., der Große118501828356 v. Chr.323 v. Chr.Alexander der Große (356 v. Chr.-323 v. Chr.), war von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod als Alexander III. König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes.
Ernst August I., König von HannoverErnst August I., König von Hannover11853092517711851Ernst August I. von Hannover (1771–1851), König von Hannover von 1837 bis 1851, Sohn König Georgs III. von Großbritannien und Irland (1738–1820) und der Herzogin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz (1744–1818), gebürtiger Herzog von Braunschweig-Lüneburg, in Großbritannien 1. Duke of Cumberland and Teviotdale, war ein britischer Prinz aus dem Haus Hannover aus einer Nebenlinie der Welfen stammend. Seit 1714 wurde Hannover, zunächst als Kurfürstentum, ab 1814 als Königreich, bis zum Tod des britischen Monarchen Wilhelm IV. (1765–1837; Haus Hannover) in Personalunion mit Großbritannien regiert. Mit der Thronbesteigung der Königin Victoria (1837–1901; Haus Hannover) als seiner Nachfolgerin in England endete diese Personalunion, da das Erbrecht in Hannover keine Frau auf dem Thron zuließ. Daher wurde dort der 66jährige Tory und Onkel Victorias neuer König, der sogleich bei seinem Amtsantritt 1837 das erst 1833 erlassene relativ freiheitliche Staatsgrundgesetz abschaffte, um absolutistisch herrschen zu können. Hierauf erfolgte der Protest der sogenannten „Göttinger Sieben“ Professoren, die infolgedessen allesamt von der Universität Göttingen entlassen wurden. Zu ihnen zählte neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) auch Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860).
Machiavelli, NiccolòNiccolò Machiavelli11857577514691527Machiavelli, Niccolò (1469–1527), in Florenz geborener Politiker, Diplomat, Schriftsteller und Philosoph.
Müller, Karl Otfried11954153X17971840Müller, Karl Otfried (1797–1840), deutscher Altertumswissenschaftler und einer der Begründer der Klassischen Archäologie und der Alten Geschichte als wissenschaftlichen Disziplinen, zuletzt Ordinarius an der Universität Göttingen.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Grimm, JacobJacob Grimm
HiKo
11854225717851863Grimm, Jacob (1785–1863), Bruder Wilhelm Grimms (1786–1859), war Jurist, Sprach- und Literaturwissenschaftler. Er war einer der „Göttinger Sieben“, die am 12. Dezember 1837 von der Universität Göttingen fristlos entlassen wurden. Von 1841 an wirkte er in Berlin und wurde Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Albrecht, Wilhelm EduardEduard Wilhelm Albrecht11864439418001876Albrecht, Wilhelm Eduard (1800–1876), in Elbing geborener Rechtswissenschaftler und Politiker, der 1837 zu den „Göttinger Sieben“ gehörte. Nach seinem Studium an den Universitäten Berlin, Göttingen und Königsberg wurde er am Pregel 1825 außerordentlicher und 1829 ordentlicher Professor, bevor er 1830 als Ordinarius an die Universität Göttingen wechselte. Nach seiner dortigen Entlassung Ende 1837 wurde er im Folgejahr Privatdozent, 1840 Professor an der Universität Leipzig und war 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Tucher, Maria Helena Susanna, verh. HegelMaria Helena Susanna Tucher, verh. HegelMutter Karl Hegels11657082217911855Tucher, Maria Helena Susanna (1791–1855), Ehefrau des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Mutter Karl Hegels (1813–1901), Schwester Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), des Vaters Susanna Maria Hegels (1812–1878), Onkels und Schwiegervaters Karl Hegels, Gründer der Tucher-Brauerei in Nürnberg. Siehe auch: Hegel, Maria Helena Susanna.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
ThüringenLand zwischen Harz im Norden und Fränkischem Bergland im Süden sowie den Städten Eisenach im Westen und Altenburg im Osten.
HarzMittelgebirge im Norden Deutschlands zwischen Göttingen, Halberstadt und Halle an der Saale gelegen.
Quedlinburg51.7855428,11.1519933Stadt an der Nordostseite des Harzes, circa 60 Kilometer südwestlich von Magdeburg gelegen.
Nordhausen51.5051574,10.7925317Ehemalige Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches am südwestlichen Harz, Stadt des kurzzeitig bestehenden Königreichs Westfalen, dann des Königreichs Preußen, etwa 20 Kilometer südwestlich von Stolberg und circa 70 Kilometer östlich von Göttingen gelegen.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Rödemis54.4686548,9.0596743Rödemis bei Husum, heute Stadtteil der Stadt Husum in Nordfriesland an der Nordsee gelegen.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
NorddeutschlandBegriff für den nördlich gelegenen Teil des deutschen Gebietes, welcher in verschiedenen Kontexten (geographisch, linguistisch, historisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch etc.) Verwendung findet, ohne dass dabei das Gebiet eindeutig bzw. auch hinsichtlich des jeweiligen wissenschaftlichen Gebrauchs einheitlich definiert ist; es kommt daher auch zu Überscheidungen mit anderen Definitionen innerhalb des deutschen Raumes (z. B. mit Mittel-, West-, Ostdeutschland); oftmals bezieht sich dieser Begriff auch auf das Norddeutsche Tiefland, wo früher allgemein die niederdeutsche Sprache gesprochen wurde.
Erich, auch: Erec/Erek/ErikSpitz- bzw. Kosename für Karl Hegel (1813-1901) von seinem Jugendfreund Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) verwendet.
in mediis rebusLateinische Wendung für: mitten drin, darin.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
Ruf (Universität)Berufung in ein hohes wissenschaftliches Amt, hier speziell auf einen Lehrstuhl an einer Universität.
VaterlandHeimatland, Geburtsland.
DruckgeschäfteAlle Arbeiten, die im Zusammenhang mit der Veröffentlichung eines Buches, einer Schrift etc. stehen.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen („Literärgeschichte“)Zwischen 1835 und 1842 veröffentlichte Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) in Leipzig fünf Bände seiner „Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen“, teilweise bereits in zweiter umgearbeiteter Ausgabe.
Philosophie der GeschichteEdition Karl Hegels (1813-1901) aus dem väterlichen Werk unter dem Titel: „Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“, 1840 in Berlin bei Dunker und Humblot erschienen; auch: Edition durch den Berliner Rechtsphilosophen, Juristen und Historiker Eduard Gans (1797-1839) bereits 1837 in Berlin unter dem Titel: „Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“ (= Georg Wilhelm Friedrich Hegel’s Werke. Vollständige Ausgabe durch den Verein von Freunden des Verewigten, Bd. 9); überdies: Geschichtsphilosophie.
Italiänische/italienische Fahrt/Reise (1838/39)Forschungsreise Karl Hegels nach Italien in den Jahren 1838/39, die er teilweise mit dem Ehepaar Gervinus, Georg Gottfried (1805-1871) und Victorie (1817-1893), unternahm.
CholeraAuch Asiatische Cholera genannte schwere bakterielle Infektionskrankheit mit verschiedenen Ausprägungen, die verbreitet im 19. Jahrhundert epidemisch und pandemisch auftrat.
VicarienzeitHilfslehrerzeit nach dem Lehramtsexamen, in etwa vergleichbar mit dem heutigen Referendariat.
AlexandrischAuf Alexander den Großen (356 v. Chr.-323 v. Chr.) bezogen.
StoffLiterarischer, bestimmter thematischer oder wissenschaftlicher Stoff als Grundlage einer entsprechenden Darstellung, Behandlung, Gestaltung, Forschung; Material; etwas, worüber man nachdenken, berichten, sich unterhalten oder lustig machen kann (z. B. Gesprächsstoff).
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
DampfbadHeißluftbad, Sauna, Schwitzbad.
geschichtlichBezogen auf die Geschichte als Wissenschaft sowie auf die Geschichte im Allgemeinen; historisch, auch historisch fundiert anhand von Quellen etc. als Beleg.
KönigAuf das Althochdeutsche zurückgehender Begriff („kuning“ zu „kunni“ für „Geschlecht“) als Bezeichnung für einen Träger des Königstitels in seiner Funktion als höchster (nach dem Kaiser) weltlicher Herrscher oder Repräsentant einer Monarchie.
MinisterAus dem Lateinischen für: „Diener“ herkommende Bezeichnung und auf mittelalterliche Hofämter zurückgehender Titel, der sich bis zum 19. Jahrhundert für Inhaber der höchsten Regierungsämter eines Landes bzw. Staates durchsetzte.
RegentInhaber einer Regentschaft.
CreaturVon göttlicher Macht geschaffenes Wesen oder Geschöpf; bedauernswerter, verachtenswerter Mensch; willenlos-gehorsames Werkzeug eines anderen Menschen.
StändeLandstände innerhalb eines Ständestaates, die zunehmend an der Herrschaft partizipierten; auch seit dem späten Mittelalter sich herauskristallisierender Begriff für Stände, die hauptsächlich von Adel, Klerus und Stadtbürgertum gebildet wurden.
Volk, VölkerGewachsene, durch gemeinsamen kulturellen, auch sprachlichen Hintergrund verbundene große Gemeinschaft von Menschen; Bevölkerung eines Landes oder Staatsgebiets, Masse der Angehörigen einer Gesellschaft; auch: breite Masse innerhalb der Gesellschaft eines Landes oder Staatgebiets.
paradoxwidersinnig, widersprüchlich.
planflach, eben, nicht gewölbt.
practischPraktisch im Sinne von: wirklich, tatsächlich, auf die Wirklichkeit bezogen, in ihr auftretend, nützlich, zweckmäßig et al.
„Göttinger Sieben“, auch: Sieben aus GöttingenSieben Göttinger Professoren – der Staatsrechtler Wilhelm Eduard Albrecht (1800-1876), der Orientalist Heinrich Ewald (1803-1875), die Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859), Juristen bzw. Sprach- und Literaturwissenschaftler, der Physiker Wilhelm Eduard Weber (1804-1891) und die beiden Historiker Friedrich Christoph Dahlmann (1785-1860) und Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) – protestierten unter Rückgriff auf den von ihnen geleisteten Eid gegen die von König Ernst August I. von Hannover (1771-1851) zum 1. November 1837 verfügte Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes von 1833. Sie wurden daraufhin im folgenden Dezember ihres Universitätsamtes enthoben, Jacob Grimm, Dahlmann und Gervinus zusätzlich des Königreichs Hannover verwiesen.
aristokratischAuf eine Aristokratie bezogen, zu ihr gehörend, ihr zuzuordnen, ihr entsprechend, von ihr stammend, sie betreffend; neuzeitlich auch Synonym für: adelig, edel, vornehm.
preußischZu Preußen gehörend, auf Preußen bezogen, sich auf Preußen beziehend.
Universität, UniversitätenGemeinschaft von Lehrenden und Lernenden der Fächer Theologie, Juristprudenz sowie der vorbereitenden Studien der „artes liberales“ gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Europa (Paris, Bologna, Oxford), Medizin folgte bald darauf als Fach, womit „Universität“ als Gemeinschaft aller Wissenschaften galt („studium generale“); heute in mehrere Fakultäten gegliederte die Gesamtheit der Wissenschaften umfassende Lehr- und Forschungsstätte für wissenschaftliche Ausbildung und Forschung.
GöttingerZu Göttingen gehörend, Göttingen zuzuordnen, auf Göttingen bezogen.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
MajoritätGros, Großteil, der überwiegende Teil, Mehrheit.
popularAuf das Volk als breite Masse bezogen; populär.
VerfassungskramSalopp-umgangssprachliche Wendung für alle Dinge, die mit einer Staatsverfassung zusammenhängen, hier speziell auf die Verfassungskrise im Königreich Hannover im Kontext der „Göttinger Sieben“ (1837) bezogen.
VerfassungHerbeiführung eines geordneten Zustands sowie der Zustand selbst, insbesondere die gesamtpolitische Gestalt eines Staates, auch einer Stadt etc.; Zustand.