Mögen Sie nicht einen Mangel an Theilnahme darin erkennen, daß ich erst so spät dazu komme, Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zu der erfreulichen Vermehrung Ihrer Familie2 durch die Geburt eines Knäblein auszusprechen, welche Sie so freundlich waren mir sofort anzuzeigen. Auch meine Frau hat sich herzlich darüber gefreut und schließt sich meinem Glückwunsch an. Möge Ihnen und Ihrer lieben Frau dies Kindlein durch glückliches Gedeihen fortdauernd nur Freude bereiten!
Ich hoffte Ihnen den beiliegenden Band meines Handexemplars von Closener schon viel früher zusenden zu können, doch mochte ich mich immer noch nicht davon trennen, um noch dies und jenes anzumerken. Sie haben mir bereits freundlich zugesagt, den Text durchlesen zu wollen, um mich vor der Vergleichung desselben mit dem Original auf diejenigen Punkte in sprachlicher Beziehung noch bestimmter hinzuweisen, auf welche besonders das Augenmerk zu richten wäre. An Fehlern der Abschrift und des Abdrucks ist, wie Sie finden werden kein Mangel: Manches habe | ich bereits angemerkt. Sie werden noch Anderes finden, was Sie gefälligst gleichfalls mit Bleistift auf den durchschossenen Blättern notiern wollen. Ich ersuche Sie ferner um Ihr Urtheil über die Grundsätze der sprachlichen Behandlung, welche Schott S. X ff des Vorworts aufgestellt hat; im Ganzen werden Sie wohl mit denselben einverstanden sein. Auch ich würde Bedenken tragen eine gleichförmige Schreibweise durchzuführen wo es nicht gerade nöthig ist. Wenn z. B. Closener bald Strasberg, bald Stroßeberg schreibt; warum sollte man das nicht beibehalten? Da die eine Form vor der andern wohl kaum den Vorzug verdient.
Es würde mir lieb sein, wenn ich mein Handexemplar bald wieder zurückbekommen könnte.
Leider bin ich durch die Vorlesungen und andre Universitätsgeschäfte, die mir reichlich aufgebürdet sind, am raschen Fortschreiten meiner Arbeit verhindert; das Beste in dieser Beziehung muß man sich für die Ferien vorbehalten.
Weizsäcker wird uns allem Anschein nach verlassen, obwohl er mit seiner langen Verhandlung mit der württembergischen Regierung immer noch nicht ganz im Reinen ist; längst entschieden ist, daß Delitzsch zum Herbst weggeht, | ein großer Verlust für unsre Universität, der nicht zu ersetzen sein wird.
Mir und den Meinigen geht es wohl und wünsche ich von Herzen, daß es ebenso bei Ihnen stehen möge!
1In dem folgenden Brief geht es vornehmlich um die von Karl Hegel (1813-1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München geleitete Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier vornehmlich um die projektierte Herausgabe der Straßburger Chroniken, die 1870 und 1871 als Bände 8 und 9 der Gesamtreihe erschienen; vgl. dazu und in dieses Unternehmen einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff., insbesondere zur Erarbeitung der Straßburger Chroniken-Bände auch S. 263 ff. 2Zur Genealoge Matthias Lexers (1830-1892) vgl. DB . 3Bislang noch nicht aufgefunden.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Hackmann, Auguste, verh. Lexer-18451919Hackmann, Auguste (1845–1919), Tochter des Nürnberger Kaufmanns Erich Hackmann und der Louise Racer, heiratete 1864 den Germanisten und Mitarbeiter Karl Hegels Matthias Lexer (1830–1892), mit dem sie zwei Söhne und zwei Töchter hatte.
Closener, Fritsche118669567erwähnt 1349vor 1373Closener, Fritsche (erwähnt 1349, † vor 1373), war ein Straßburger Chronist und katholischer Geistlicher, als dessen wichtigstes Werk seine deutschsprachige Straßburger Chronik angesehen wird, in der die bischöfliche und Stadtgeschichte Straßburgs mit der Welt- und Reichsgeschichte verknüpft dargestellt werden. Die Chronik wurde von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen des von ihm geleiteten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 1870 im ersten Straßburger Band, zugleich Band 8 der Gesamtreihe, veröffentlicht; überdies verfasste Karl Hegel in der ADB einen Artikel über Closener. Vgl. DB .
Schott, Albert Lucian Constans11692313X18091847Der Volkskundler, Volkserzählungs-Sammler, Sprach- und Geschichtsforscher sowie Gymnasialprofessor Albert Lucian Constans Schott (1809–1847) gab 1842 in Stuttgart die „Strassburgische Chronik von Fritsche Closener“ heraus, die später auch in dem Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erneut erschien, das Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München leitete.
Weizsäcker, Julius Friedrich LudwigJulius Weizsäcker
HiKo
11730804818281889Weizsäcker, Julius Friedrich Ludwig (1828–1889), in Öhringen geborener Historiker, der nach seinem Studium der evangelischen Theologie und seiner Habilitation im Fach „Geschichte“ an der Universität Tübingen im Jahre 1863 ordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Erlangen wurde, 1867 in Tübingen, 1872 in Straßburg, 1876 in Göttingen und 1881 in Berlin. Von 1860 bis 1889 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann Leiter der Abteilung „Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe“ der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, von 1862 bis 1870 deren außerordentliches, darnach deren ordentliches Mitglied.
Delitzsch, Franz JuliusFranz Delitzsch11852455018131890Delitzsch, Franz Julius (1813–1890), in Leipzig geborener Theologe, der nach seiner Habilitation an der Universität Leipzig im Jahre 1842 von 1844 bis 1846 dort außerordentlicher Professor war. Von 1846 bis 1850 war er ordentlicher Professor der evangelisch-lutherischen Theologie (Altes Testament) an der Universität Rostock, dann von 1850 bis 1867 an der Universität Erlangen und von 1867 bis 1890 an der Universität Leipzig.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
HandexemplarBibliothekswissenschaftlicher Begriff zur Bezeichnung eines zum persönlichen Gebrauch bzw. zum Handgebrauch eines Autors, einer Autorin zur Verfügung stehendes Exemplar eines Buches oder anderweitigen Druckwerks (z. B. Noten) von eigenen Publikationen oder von anderen.
Fritsche Closener (Chronik)Fritsche Closener (erwähnt 1349, † vor 1373) war ein Straßburger Chronist und katholischer Geistlicher, als dessen wichtigstes Werk seine deutschsprachige Straßburger Chronik angesehen wird, in der die bischöfliche und Stadtgeschichte Straßburgs mit der Welt- und Reichsgeschichte verknüpft dargestellt wird. Die Chronik wurde von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen des von ihm geleiteten Edition-Unternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 1870 im ersten Straßburger Band, zugleich Band 8 der Gesamtreihe, veröffentlicht; überdies verfasste Karl Hegel in der ADB einen Artikel über Closener, vgl. DB .
Original(e), Originalhandschrift(en); OriginalienUrsprüngliche handschriftliche Quelle(n); Originalschriften; Originalwerk (z. B. literarisches Werk etc.).
BleistiftFrühform bereits bei den Ägyptern nachgewiesen, in der Antike wurden sogenannte Bleigriffel verwendet bzw. auch kleine Bleischeiben zum Zeichnen von Linien; im 16. Jahrhundert erfolgte die Erfindung des Bleistiftes, wie wir ihn noch heute kennen, wobei Ende des 18. Jahrhunderts die Bleigriffel bzw. die echten Bleistifte durch Graphitstifte abgelöst wurden; seit dem 19. Jahrhundert wird die Mine aus einem Graphit-Ton-Gemisch gebrannt, der Stift-Schaft wird in der Regel aus Holz gefertigt. Durch zunehmende Industrialisierung und neuer technischer Verfahren, die auch mit unreinem Graphit aus deutschen und österreichischen Minen arbeiten konnten, kam es durch die Förderung von Seiten der bayerischen Regierung vornehmlich in Nürnberg zur Gründung entsprechend spezialisierter Unternehmen wie Faber-Castell (handwerkliche Herstellung seit 1761), Lyra, Staedtler und Schwan-Stabilo. Die – heute fehlerhafte – Bezeichnung „Bleistift“ hat sich erhalten.
Durchschossene BlätterHier bezogen auf einen Begriff aus dem Druckereiwesen, welcher sich auf ein sogenanntes „Durchschossenes Exemplar“ bezieht; innerhalb der Buchherstellung steht dies für ein Buch oder einen Druck, bei dem auf jedes eingebundene bedruckte Blatt ein leeres eingebundenes Blatt folgt, welches ebenfalls durch die Einbindung „durchschossen“ ist, um auf diesem von Seiten des Benutzers handschriftliche Ergänzungen oder Notizen auf der gegenüberliegenden Seite hinzuzufügen.
Straßburgische Chronik (Schott)Der Volkskundler, Volkserzählungs-Sammler, Sprach- und Geschichtsforscher sowie Gymnasialprofessor Albert Lucian Constans Schott (1809-1847) in Zürich bzw. Stuttgart gab 1842 in Stuttgart die „Strassburgische Chronik von Fritsche Closener“ heraus, die später auch in dem Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften in München leitete, erneut erschien.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
Regierung, württembergische, auch: Staatsregierung, würt(t)embergischeHöchste Institution eines Staates, die die Politik sowohl nach Innen wie nach Außen leitet, lenkt und beaufsichtigt, wobei Regierung allgemein für die Tätigkeit des Herrschens, die Ausübung der Staatsgewalt steht – hier bezogen auf die württembergische Herrschaftsgewalt; Württemberg war von 1806 bis 1918 ein als Königreich unter der Dynastie des Hauses Württemberg bestehender Staat im Südwesten Deutschlands.
Würt(t)embergisch, würt(t)emberger, Würt(t)embergerZu Württemberg gehörend, Württemberg zuzuordnen, auf Württemberg bezogen; in Württemberg lebender oder von dort stammender Mensch.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis