Es freut mich von Herzen, daß Ihnen mein Brief zur Beruhigung gedient hat. Ein offenes vertrauensvolles Aussprechen Ihrer Stimmung würde Ihnen diese große Unruhe, die ich in solcher Weise nicht geahnt habe, gewiß schon früher genommen haben, weil Sie dann erfahren hätten, daß es niemals meine Absicht war, Sie einem ungewissen Schicksal preiszugeben und daß mir Ihr Wohl aufrichtig am Herzen liegt. Als ich Ihnen vor einiger Zeit eröffnete, daß es mir nicht möglich sein würde, Sie noch auf längere Zeit zu beschäftigen, befand ich mich am meisten in der Verlegenheit einen historischen Mitarbeiter für die Augsburger
Chroniken aufzustellen, um Ihre letzten Arbeiten zu nutzen und Ihnen dort weitere Arbeiten zu schaffen, während auf dem Nürnberger Gebiet voraussichtlich, für die nächste Zeit wenigstens, | nicht viel mehr für Sie zu thun war. Um so mehr bin ich darauf bedacht gewesen die Hülfe zu suchen, die mir auch wie Thatwillen nothwendig war und ich bin nun so glücklich, Ihnen mittheilen zu können, daß ich den Mann gefunden habe, dem ich die Bearbeitung der Augsburger Sachen mit vollem Vertrauen übertragen kann und der sie hoffentlich, nach seiner bisherigen Art zu arbeiten, ebenso rasch als gründlich fördern wird; ich habe in diesen Tagen die Zusage des Dr. Usinger (zur Zeit in Göttingen) erhalten und er wird zu Ostern bei uns eintreten.
Es wird mir also nun um so lieber sein, je mehr Sie ihm in der Bearbeitung und auch in der Kritik der Texte, in Ansehung ihres Verhältnisses untereinander, schon den Weg vorbereitet und angebahnt haben. Die Münchner Handschrift haben Sie erhalten, die Augsburger sind noch nicht angekommen.
An Kern sende ich das eben erhaltene kleine Absageverzeichniß morgen wieder zurück. Im Fall er sich wirklich dazu entschließt – wozu ich meine Genehmigung gern voraus ertheilt habe – das große Absageverzeichniß aufzugeben, so wären jetzt noch die Varianten aus B in das kleine einzutragen. Kern vermißt zwar seine Collation, aber ich meine daß er keine Schwierigkeit haben kann, nach Ihrer Randbemerkung auf Bogen 14, diese Varianten aus dem großen Absageverzeichniß, wo Sie sie vorgegeben haben, herüberzunehmen.
Meine Aushängebögen schicke ich an Kern gleichzeitig für Sie mit.
Mit Ihrem Verfahren in Ansehung der Meisterlinschen Handschriften des Archivs bin ich ganz einverstanden und meine, daß es gut wäre sie wenigstens an allen zweifelhalften wichtigen (den Sinn berührenden) Stellen noch zu Rathe zu ziehen. Das Heer der wenig zur Sache austragenden Varianten zu vermindern ist gewiß wünschenswerth.
Die Correcturen der Druckbogen werden sodann Ihnen zugehen und kann Dr. Kerler sie nach Ihnen noch einmal durchgehen. Dieser wird sie mir […] zuschicken. Im Fall eine Revision nöthig erscheint, – was nicht immer nöthig sein wird, da ich finde |daß die neue Druckerei die Correcturen sehr gut ausführt. – werde ich selbst sie nur hier besorgen.
Und nun lassen Sie das alte schöne Verhältniß gegenseitigen Vertrauens unter uns vollkommen hergestellt sein!
Herzlichst
der Ihrige
Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München
1000
Usinger, Rudolf11732235018351874Usinger, Rudolf (1835–1874), in Nienburg geborener Historiker, der von 1857 bis 1861 an der Universität Göttingen studierte, zeitweise an der Universität Berlin tätig war und sich 1863 in Göttingen habilitierte. Von 1865 bis 1868 war er außerordentlicher Professor an der Universität Greifswald, anschließend bis zu seinem Tode Ordinarius an der Universität Göttingen. Seine Anstellung an Karl Hegels (1813–1901) umfassendem Edition-Unternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ kam wegen Usingers schwerer Erkrankung nicht zustande.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Meisterlin (auch: Meysterlin), Sigmund100308309um 1435nach 1497Meisterlin, Sigmund (um 1435–1497), auch: Münsterlin oder Musterlin, Benediktiner Priester und Chronist, der Chroniken von Augsburg und Nürnberg verfasste, die von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben wurden.
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Insel Schütt (Nürnberg)49.4525158,11.0851206Pegnitz-Insel in Nürnberg und Teil der Sebalder Altstadt. Die sogenannte „Insel Schütt“ ist eine kurz vor dem Pegnitzeinfluß vom Nonnenbach und den beiden sich hinter dem Heilig-Geist-Spital wieder vereinigenden Armen des Flusses Pegnitz gebildete Insel, die 1376 als „insula“ und 1596 erstmals als „Schüdt“ belegt ist; für diese Bezeichnung bürgerte sich bald „auf der Schütt“, was als angeschwemmter, also aufgeschütteter Boden gedetuet wird. Die heutige Bezeichnung „Insel Schütt“ wurde 1809/10 amtlich anerkannt. Von der heutigen „Großen Insel Schütt“, die sich in die östlich gelegene „Hintere Insel Schütt“' und die westliche „Vordere Insel Schütt' mit den Bauten des Heilig-Geist-Spitals aufteilt, ist die bis 1955 beim Hohen Steg bestehende, frühere „Kleine Insel Schütt“ zu unterscheiden, welche nach Auffüllung des Flußarms zwischen dieser und dem Nordufer der Pegnitz im Rahmen der Hochwasser-Regulierung heute Teil des Sebalder Uferbereichs am Andreij-Sacharow-Platz. Der Mitarbeiter Karl Hegels bei der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München wohnte während seiner Nürnberger Zeit in den frühen 1860er Jahren, in der er auch mit Unterstützung seines Arbeitgebers an der Universität Erlangen promoviert wurde, auf der „Kleinen Insel Schütt“.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Schütt (Nürnberg)Sich von Westen nach Osten erstreckende Insel Schütt zwischen zwei Pegnitz-Armen.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Historischer MitarbeiterAls Mitarbeiter angestellt oder auf Honorarbasis mitwirkender Historiker bzw. Geschichtswissenschaftler, hier konkret bezogen auf die historische Mitarbeit bei einem geschichtswissenschaftlichen Editionsprojekt im Gegensatz zu einem philologischen Mitarbeiter; auf diese Differenzierung seiner Mitarbeiterschaft vornehmlich hinsichtlich der Aufgabenverteilung legte Karl Hegel (1813-1901) bei seinem Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München größten Wert.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Kritik der Textesiehe: Texteskritik
Münchener, Münchner, MünchnerinZu München gehörend, München zuzuordnen, auf München bezogen; dort lebender bzw. von dort stammender Mensch.
AbsageverzeichnißInnerhalb reichsstädtischer Kanzleien geführtes Verzeichnis über die „Absagen“, also die förmlich erforderlichen Kriegserklärungen zur Eröffnung einer Fehde (rechtlich anerkannter Privatkrieg zwischen Freien und deren Sippen bereits unter den Germanen und im europäischen Mittelalter gängiger Rechtsbegriff, seit dem Spätmittelalter auch auf Städte erweitert, so führte die Freie Reichstadt Nürnberg ein „Fehdeverzeichnis“).
AbsageFörmliche Erforderlichkeit zur Eröffnung einer Fehde (rechtlich anerkannter Privatkrieg zwischen Freien und deren Sippen bereits unter den Germanen und im europäischen Mittelalter gängiger Rechtsbegriff, seit dem Spätmittelalter auch auf Städte erweitert, so führte die Freie Reichstadt Nürnberg ein „Fehdeverzeichnis“), auch als „Aufsage“ oder „Widersage“ bezeichnet, im Sinne einer Kriegserklärung.
Variante, VariantenIm Rahmen einer historisch-kritischen Edition abweichende Lesart einer Textstelle bei mehreren Fassungen eines Textes.
CollationKleine Mahlzeit, Imbiß.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.
Handschrift, HandschriftenIn Handschrift verfasste zumeist ältere historische Quelle(n).
Staatsarchiv NürnbergDas Staatsarchiv Nürnberg, wie es seit 1970 heißt (zuvor: 1806 Königlich Bayerisches Archiv; 1852 Archivkonservatorium, 1875 Kreisarchiv, 1921 Bayerisches Staatsarchiv) ist aus dem Archiv der Reichsstadt Nürnberg hervorgegangen, das 1806 an den bayerischen Staat fiel.
Correctur, CorrecturenKorrektur bzw. Korrekturen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition bzw. Korrekturen im Rahmen einer Drucklegung; auch: Korrekturen von Abiturprüfungen.
RevisionInnerhalb des Druckwesens verwendeter Begriff bezüglich des Durchsehens, Überprüfens eines Druckabzugs auf ordnungsgemäße Ausführungen gewünschter Änderungen bzw. Korrekturen hin; auch Zeitkorrektur bei Abiturprüfungen.