Auf die an die Verlagsbuchhandlung gebrachte Beschwerde wegen Bogen 132 nebst dem Ersuchen um jede mögliche Abhilfe erhielt ich heute zur Antwort: ein vollständiges Exemplar des 1 Bandes in Umschlag. Titelblatt geheftet mit Schreiben von Herrn Hirzel, worin er sein herzliches Beileid ausspricht, daß die Druckerei den Bogen gedruckt habe ohne die Revision abzuwarten; doch, meint er, zu ändern sei das jetzt nicht mehr und an den stehen gebliebenen Fehlern würden wohl nur wenige Leser Anstoß nehmen.
Da Herr Hirzel den Revisionsbogen mir geschickt hat, so finde ich allerdings zu meinem Trost, daß der | Schaden weit schlimmer sein könnte und so wie er ist, sich ertragen läßt. Außer dem B statt ß sind eigentliche Fehler nur S. 491 Zeile 2. halsbergös, S. 494 obestag und 496 salwor, welche zu ihrer Berichtigung auf das Glossar im nächsten Bande nun leider warten müssen. Ich glaube, daß Sie sich beruhigen dürfen.
Schreiben Sie mir aber gefälligst noch jetzt gleich, welche Aushängebogen Ihnen fehlen, jedenfalls Bogen 33 und 34, und wohl auch der Dritte Bogen meiner Einleitung? Damit ich diese noch von Hirzel verlange, um unsere Exemplare vollständig zu machen.
Mein Gesuch in dem AugsburgerMagistrat wegen Benutzung des dortigen Archivs und Übersendung einzelner Handschriften aus demselben habe ich vor einigen Tagen abgehen lassen: Es freut mich sehr, daß es Ihnen doch noch möglich geworden ist die Philologenversammlung2 zu besuchen, in Betreff des Archivs aber muß ich die Antwort aus Augsburg erst abwarten. Ich ersuche | Sie deshalb dort vorläufig noch keine weiteren Schritte zu thun, am wenigsten aber von unserem Mißverhältniß zu Herberger etwas verlauten zu lassen. Mein Gesuch, wie ich es gestellt habe, kann mir der Magistrat unmöglich abschlagen oder mir eine ausweichende Antwort, in Rücksicht auf Herberger, darauf ertheilen. Darum ist es besser von unsrer Seite für jetzt jede mündliche und persönliche Aussprache zu vermeiden, womit man sich möglicher Weise einer schriftlichen Erklärung entziehen könnte.
Ihre Adresse in Augsburg wird wohl im ‚Grünen Hause oder Hofe’3 sein? ich bitte mir dies zu bestätigen, damit ich Sie zu finden weiß, wenn etwas kommen sollte.
Lassen Sie doch gefälligst Herrn Dr. Kerler wissen, daß ich ihn am nächsten Mittwoch (24 dieses Monats)4früh in seiner Wohnung aufsuchen werde.
Bis wann gedenken Sie wieder in Nürnberg zu sein? Am 3. October reise ich nach München ab.5
Herzlichst
der Ihrige Hegel.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier speziell auf die Edition der Chroniken von Augsburg; vgl. hierzu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.2Die Philologenversammlung fand 1862 in Augsburg statt. 3Karl Hegel meinte hier wohl den „Grünen Hof“. 4Mittwoch, 24. September 1862. 5Karl Hegel reiste zur vierten Plenarversammlung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach München, die vom 4. bis 6. Oktober stattfand. Vgl. dazu Neuhaus, Karl Hegels Gedenkbuch, S. 188, und Neuhaus, 150 Jahre Historische Kommission, S. 13-16.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Hirzel, Salomon11909851218041877Hirzel, Salomon (1804–1877), in Zürich geborener Verleger aus Schweizer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, der zusammen mit seinem Schwager Karl August Reimer (1801–1858) im Jahre 1830 die seit 1680 bestehende Weidmann‘sche Buchhandlung in Leipzig übernahm. 1853 gründete er in Leipzig den S. Hirzel Verlag, in dem die von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienen.
Herberger, TheodorTheodor Herberger11672820518111870Herberger, Theodor (1811–1870), Archivar in Augsburg.
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Gärten hinter der Veste49.4625747,11.079149Seit 1825 Stadtteil von Nürnberg, nördlich der Nürnberger Burg.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Hirzel-Verlag, Hirzelsche VerlagsbuchhandlungIm Jahre 1853 von Samuel Hirzel (1804-1877) in Leipzig gegründeter Verlag, der 1877 von seinem Sohn Heinrich Hirzel (1836-1894) und 1894 von seinem Enkel Georg Hirzel (1867-1924) übernommen wurde.
Verlagsbuchhandlung, VerlagshandlungEinheit eines Buchgeschäftes mit einem Verlag; teilweise auch Synonym für Verlag.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
RevisionInnerhalb des Druckwesens verwendeter Begriff bezüglich des Durchsehens, Überprüfens eines Druckabzugs auf ordnungsgemäße Ausführungen gewünschter Änderungen bzw. Korrekturen hin; auch Zeitkorrektur bei Abiturprüfungen.
Revisionsbögen, RevisionsbogenIm Zuge der Drucklegung von Manuskripten verwendete(r) Druckbogen/Druckbögen, anhand derer der zu veröffentlichende Text im Vorfeld der Publikation geprüft wurde.
HalsbergösKappe des Panzerhemdes zum Zurückschlagen (Verschließen und Öffnen) des Stehkragens.
obestagDreikönigstag, Oberster Tag nach Weihnachten (aus dem Mittel- bzw. Frühneuhochdeutschen).
salworAus dem Frühneuhochdeutschen für eine Art Kaltschmiede.
GlossarErklärendes Wörterverzeichnis zu einer Textedition.
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
MagistratSpitze der Verwaltung einer Stadt.
Stadtarchiv AugsburgArchiv der Stadt Augsburg, seit ca. dem 16. Jahrhundert bestehend mit bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendem Archivgut.
Philologenversammlung, Philologencongress1837 gegründeter „Verein deutscher Philologen und Schulmänner“ mit dem Ziel, das Studium der Philologie zu fördern auch hinsichtlich seiner Wissenschaftlichkeit sowie seiner Lehrmethodik; seit 1838 hielt er regelmäßig jährliche Philologenversammlungen ab, die an wechselnden Orten stattfanden, der erste 1838 in Nürnberg.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
Grüner HofGasthaus in Oberbayern.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis