Sie erhalten hierneben zwei Exemplare des neuen Bandes, das eine für Sie, das andre für Kern, den ich herzlich zu grüßen bitte.
Ich danke Ihnen für den Ausdruck Ihrer Theilnahme bei dem Todesfall, der sich in meiner Familie ereignet hat; meine Frau besonders hat ihn recht schwer genommen, da sie eine große Zärtlichkeit für das viel versprechende Kind hatte, welche durch die längere Pflege während seiner Krankheit noch vermehrt wurde.2
Es thut mir herzlich leid, daß ich Sie durch meine Erwähnung Ihres Antheils an der Bearbeitung des ersten Bandes der AugsburgerChroniken3 nicht befriedigt habe. Diese Erwähnung konnte in der Vorrede nur eine allgemeine sein, da, was Sie im Besondren für die verschiedenen Texte gethan haben, sich aus den Einleitungen zu diesen ergiebt, wo Sie selbst über die Handschriften berichten und somit auf’s Deutlichste als deren Bearbeiter auftreten.
Und eben hieraus erhellt auch, daß Sie die dritte Chronik nicht bearbeitet haben, weshalb ich nur sagen konnte, daß Sie die Herstellung der Texte in diesem Bande „zum Theil“ besorgt haben. Wie viel oder wie wenig bei diesem Theil an dem Ganzen fehlt, kann jeder leicht sehen.
Dr. Frensdorff hat seine Bemühungen um die kritische Feststellung der Texte nachträglich in solcher Weise gegen mich geltend gemacht, daß ich nicht umhin konnte, deren besonders zu gedenken. Ich habe dies allerdings in anderen Fällen nicht gethan, wie z. B. bei Ulman Stromer, wo Kern das gleiche Recht hätte in Anspruch nehmen können. Das Ihnen gebührende Verdienst wird daran sicher nicht geringer angeschlagen werden.
Von Ihren Vorarbeiten habe ich nicht gesprochen so wenig als von Kern’s oder den meinigen außer in den Berichten, die ich mündlich in der Commission erstattet habe. Ich denke, dies gehört nicht in die Vorrede und würde die Auseinandersetzung alles dessen, was von den Einzelnen geschehen, sehr weit führen und kaum angemessen erscheinen. Am besten zeigen die Resultate der Edition selbst, auf welchen Vorarbeiten sie beruhen.
Daß Sie den Wahraus gefunden haben, hätte in der Einleitung zu diesem | erwähnt werden sollen; ich habe dies selbst übersehen und würde, wenn ich gewußt hätte, daß Sie darauf Gewicht legen, es noch in die Vorrede gethan haben. Es ist mir auch nicht eingefallen, dessen zu gedenken, daß ich selbst die dritte Chronik in Berlin gefunden habe. Es ist natürlich genug, daß man solche findet, wenn man sie sucht.
Frensdorff hätte ohne Zweifel sich auf Sie berufen sollen, wo er eine von Ihnen allein gewonnene Ansicht mittheilt und wird dies bei der ersten passenden Gelegenheit von ihm nachzuholen sein.
Ihren ‚unwillkürlichen Gedanken’, daß man Sie als mit etlichen Geldern für ‚abgelohnt’ betrachte, hätte ich sehr gern unterdrückt gesehen. Sie können doch wohl selbst nicht im Ernst daran glauben und müßten sich sagen, daß eine solche Äußerung auch für mich verletzend sein würde. Und sicher war das doch nicht Ihre Absicht!
In der Angelegenheit des Schmeller’schen Nachlasses habe ich für Sie gethan, was ich konnte – auf Sie aufmerksam zu machen, da man nicht an Sie zu denken schien. Die Sache wurde ganz allein in W.’s4 Hand gelegt; er glaubte aber, daß ein in Bayern lebender Philolog oder ein geborner Bayer der allein geeignete Mann wäre: so wenigstens habe ich ihn verstanden.
Meine Frau erwiedert Ihre Grüße freundlichst und bitte ich mich der Ihrigen zu empfehlen.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 4, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, bearb. von Ferdinand
Frensdorff
, Bd.1, Leipzig 1865. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59551/edition/55553 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 4, Augsburg, Bd. 1
1865
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Hegel, August (Friedrich)August Friedrich Hegel-18641865Hegel, August (Friedrich) (1864–1865), dritter Sohn und insgesamt siebtes Kind Susanna Maria Hegels (1826–1878) und Karl Hegels.
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Stromer (Stromeir, Stromeyr), Ulman11893325613291407Stromer, Ulman (1329–1407), auch Stromeir oder Stromeyr, Nürnberger Ratsherr, Kaufmann und Chronist, legte die Gründungsgeschichte des Stromerschen Unternehmens in seinem seit 1385 niedergeschriebenen „Püchel von mein geslecht und von abentewr“ dar, welche zur ersten Familienchronik in deutscher Sprache avancierte. Dieses „Püchel“ wurde von Karl Hegel (1813–1901) in seinem umfangreichen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gleich im ersten Band dieser Edition im Jahr 1862 herausgegeben und mit einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers selbst versehen.
Wahraus, Erhard104358106um 1375/801454 oder 1455Wahraus, Erhard (um 1375/80–1454/55), Kaufmann und Chronist, wohl ursprünglich aus Eichstätt stammend, seit 1409 als Bürger Augsburgs erwähnt, war einer der ältesten Chronisten Augsburgs. Seine Chronik umfasst die Jahre 1126–1445; sie ist gedruckt in Karl Hegels (1813–1901) „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, und wurde historisch in weiten Teilen von Ferdinand Frensdorff (1833–1931) bearbeitet.
Schmeller, Johann AndreasJohann Andreas Schmeller11860853317851852Schmeller, Johann Andreas (1785–1852), war Mundartforscher, Germanist und Bibliothekar in München und gilt als Begründer der modernen Mundartforschung in Deutschland. Er war überdies seit 1823 außerordentliches, seit 1829 ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und trat insbesondere mit seinem vierbändigen „Bayrischen Wörterbuch“ hervor.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Bayern (Baiern)Das Königreich Bayern bestand von 1806 bis 1918.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Schmeller’scher NachlaßNachlass des Münchener Sprachwissenschaftlers und Bibliothekars Johann Andreas Schmeller (1785-1852), der sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befindet; vgl. dazu das entsprechende Repertorium der „Schmelleriana“, s.v. https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV042004829 .
Philolog/-eWissenschaftlicher, der sich unter literatur- und sprachwissenschaftlichen Aspekten mit klassischen und/oder modernen Sprachen befasst auch unter komparatistischen Prämissen und hier vornehmlich als entsprechender sprachgelehrter Mitarbeiter bei einem historischen Editionsunternehmen zu verstehen, worauf Karl Hegel (1813-1901) als Projektleiter der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften größten Wert legte.
Baier, BayerEinwohner des Landes Baiern/Bayern.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis