Hier schicke ich die unterschriebenen Empfangsscheine und einen Brief an Dr. Mehmel, welchen ich Sie ersuche denselben persönlich auf den Bureau der Handelskammer (Kern wird Ihnen das Haus zeigen) zu übergeben. Für den Fall, wenn noch eine besondere Eingabe an den Handelsvorstand nöthig wäre, werden Sie es von ihm erfahren; für den andern Fall liegt mein Empfangsschein bei.2
Da Ihr Austritt aus dem Verhältniß eines Mitarbeiters bei Herausgabe der Chroniken nunmehr feststeht3, so ist jetzt nöthig, daß wir uns über den Termin Ihres Austritts und die bis dahin noch zu vollendenden Arbeiten verständigen. | Ich denke, es wird Ihnen erwünscht sein, unser Verhältniß nicht früher als bis Ende September zu lösen. Länger würde es keinen Falls fortdauern können.
Ich verlange von Ihnen unter dieser Voraussetzung nichts weiter als Folgendes: 1. Die Textesbearbeitung der ‚Etlichen Geschicht’, 2. die Textescorrecturen für den Druck (nicht 1. correctur der Abhandlungen), 3. das Glossar zum 2 Bande, welches Sie in der Hauptsache nach Abdruck der Ordnungen werden vollenden können: nöthigen Falls könnte selbst von dem Rest für das Glossar ganz abgesehen werden, ausgenommen die Beschreibung der Pillenreuter Schlacht nach A. Sollten Sie gleich während Ihres Aufenthalts in Nürnberg nicht vollenden können, wegen Verzögerung des Drucks (was ich natürlich selbst sehr ungern sehen würde), (Juli/August) erst nach Ihrem Austritt aus Ihrem gegenwärtigen Verhältniß an die letzte Ausarbeitung desselben gehen können, so würde ich diese Arbeit nicht besonders honoriren, indem ich sie zu derjenigen rechne, oder als eine | solche ansehen würde, welche Sie mir aus diesen letzten Monaten, in denen ich Sie sehr wenig in Anspruch nehme, noch schuldig geblieben sind.
Ich sehe Ihre gefällige Erklärung über diese Propositionen entgegen.
Von Kerler werden Sie erfahren haben, wie viel Sorge und Noth4 ich in der letzten Zeit gehabt habe und noch gegenwärtig habe. Dr. Kern bitte ich bestens zu grüßen; Weech’sche Abhandlung ist wohl noch nicht wieder zurück? es wird mir lieb sein von ihm selbst zu erfahren, in welcher Weise seine Beilage fortschreitet und ob Aussicht auf baldige Beendigung vorhanden ist? ich werde die Beschleunigung des Drucks betreiben, sobald ich die Weech’sche Abhandlung an die Buchhandlung einsende.
Aufrichtig ergebenst
der Ihrige C. Hegel.
1Dieser Brief ist undatiert und erhält auch keinen Ort. Aufgrund des Überlieferungskontextes und Konvoluts lässt er sich auf Sommer 1863 (Juli/August) zeitlich einordnen. 2Liegt nicht mehr bei. 3Matthias Lexer (1830-1892) stand vor seinem Wechsel an die Universität Freiburg im Breisgau als außerordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur. 4Im Hegel’schen Haus in Erlangen wütete die Krankheit „Typhus“, welche ein neues Kindermädchen aus Nürnberg mitgebracht hatte; auch Karl Hegel selbst (1813-1901) war zuletzte noch davon betroffen, während seine Frau im Wochenbett mit den beiden jüngeren Kindern verschont blieb. Vgl. dazu Neuhaus, Karl Hegels Gedenkbuch, S. 189, sowie zur Familie Karl Hegels die Genealogie s.v. DB .
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Wolfermann, LudwigDer Kaufmann Ludwig Wolfermann war Inhaber einer Spezereihandlung (Gemischtwarenhandlung) in Nürnberg im 19. Jahrhundert.
Mehmel, N. N. Dr.- -Mehmel, Dr. N. N. war Mitwirkender bzw. Sekretär der Handelskammer in Nürnberg in den 1860er/70er Jahren, Sohn des Erlanger Philosophen und Bibliothekars Gottlieb Ernst August Mehmel (1761–1840) (?).
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
BureauAus dem Französischen für: Büro, Amts- oder Arbeitszimmer etc.
EmpfangsscheinEmpfangsbestätigung (schriftlicher Beleg, Bescheinigung, Quittung) im Kontext des Leihverkehrs mit Archiven und Bibliotheken; Quittung.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Etliche Geschicht, auch: Geschicht von 1488Gemeint ist hier die 1874 in Leipzig im Rahmen des fünften Bandes mit Nürnberger Chroniken und Band 11 der Gesamtreihe des von Karl Hegel (1813-1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München geleiteten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienene Nürnberger Chronik „‚Etliche Geschicht’ oder wie wir sagen würden: Denkwürdigkeiten aus den Jahren 1488-1491“.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Correctur, CorrecturenKorrektur bzw. Korrekturen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition bzw. Korrekturen im Rahmen einer Drucklegung; auch: Korrekturen von Abiturprüfungen.
GlossarErklärendes Wörterverzeichnis zu einer Textedition.
Pillenreuter SchlachtSchlacht an den Weihern des Klosters Pillenreuth (ehemaliges Kloser der Augustinerchrofrauen in der Diözese Eichstätt, heute Stadtteil von Nürnberg in der südöstlichen Außenstadt) im Kontext des sogenannten ersten Markgrafenkrieges (1449-1450)
honorirenentlohnen
PropositionVorschlag, Angebot.
Weech'sche Abhandlung1863 erschienener Beitrag des Historikers und ehemaligen Mitarbeiters Karl Hegels (1813-1901) Friedrich Weech (1837-1905) für die „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert: „Der Zug nach Lichtenburg (Lichtenberg) 1444“ im zweiten Band mit Nürnberger Chroniken, zugleich Band 2 der Gesamtreihe, Leipzig 1864, S. 55–92.
Hirzel-Verlag, Hirzelsche VerlagsbuchhandlungIm Jahre 1853 von Samuel Hirzel (1804-1877) in Leipzig gegründeter Verlag, der 1877 von seinem Sohn Heinrich Hirzel (1836-1894) und 1894 von seinem Enkel Georg Hirzel (1867-1924) übernommen wurde.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis