So bin ich denn mit meiner lieben Susette auf ewig verbunden, nachdem durch den Segen der Kirche das Band unsrer gegenseitigen innigen Liebe zu einem unauflöslichen geworden ist. Dein lieber inniger Brief, der uns Deinen mütterlichen Segen zum Tage unsrer Verbindung brachte, kam so sehr zur rechten Zeit, daß wir ihn bei unserer Rückkehr aus der Kirche vorfanden. Habe Dank, geliebte Mutter, für Deine innige Mutterliebe, die sich wie immer, so auch jetzt aufs neue gegen mich so rührend und schön bewährt, die mir den Segen des Himmels verheißt. Denn der Segen der Eltern baut der Kinder Häuser, sagte der treffliche Großvater in dem Trinkspruch, den er seiner geliebten Enkelin Susette an unserem Hochzeitsabend in tiefer Bewegung zubrachte, und dieser Segen wird uns auch von Dir im höchsten Maße zu Theil – der Segen nicht nur in Worten der Liebe, sondern auch in der That, in dem herrlichen Vorbild, welches er uns vor die Seele, wie vor Augen, stellt. So wurde auch Deiner an demselben Abend mit herzlichster Liebe gedacht durch Deinen lieben Bruder Gottlieb, der Dich jedoch nicht erst bei uns in Erinnerung brachte, denn viel und oft haben wir Dich unter den schönen Kreis der lieben Geschwister und Anverwandten herbeigewünscht, um Dich als nächste und theilnehmendste Zeugin unseres Glücks bei uns zu sehen. Wie nah Du uns im tiefbewegten Geist und Herzen gewesen bist, wie Deine Seele uns segnend gleichsam umschwebt hat, beweisen auch die liebevollen und rührenden Zeilen, die Du uns an demselben Tage geschrieben und die wir heute morgen empfangen und im Garten gelesen haben. Habe auch dafür den innigsten Dank, theuerste Mutter!
Die nähere Beschreibung unseres Festes wirst Du durch Manuel und Friederike demnächst mündlich erhalten.2 Kaum bliebe mir die Zeit in diesen glücklichen und viel beschäftigten Tagen, sie schriftlich auszuführen, und wie weniges ließe sich davon ungenügend zu Papier bringen! Es genüge für jetzt zu sagen, was Du bald selbst mit Augen sehen wirst, daß Susettchen und ich in unsrer Liebe das vollkommenste Glück genießen, was auf Erden möglich ist. Unsere lieben Eltern hier empfinden dieses Glück mit uns, wenn gleich ihr Glück mehr als das unsrige durch die immer sehr bedenkliche Krankheit ihres Sohnes Gottlieb getrübt wird. Die liebe herrliche Mutter widmet sich unausgesetzt der Pflege ihres Sohnes mitten unter den Besorgungen für ihr Haus und für uns und die lieben Gäste; und muß uns oft ihre Gegenwart entziehen, wo wir sie denn immer schmerzlich vermissen. Glücklich genug, daß Gottliebs Krankheit in diesen Tagen eine einigermaßen bessere Wendung genommen hat; das Fieber, welches bei meiner Ankunft noch sehr heftig war, hat in den letzten Tagen immer mehr nachgelassen und die Geschwulst am Halse konnte heute mit günstigem Erfolg operirt werden, indem viel Eiter hinausgelassen wurde. Die liebe Mutter hat hieraus so viel neue Hoffnung geschöpft, daß sie sich vielleicht entschließen wird, uns morgen nach Simmelsdorf zu begleiten und die Pflege ihres Sohnes an diesem Tage der Tante Sophie zu überlassen.
Schon kommen die zu heute Abend in den Garten geladenen nd drängen mich zum Schluß, da ich Dir noch so viel zu schreiben hätte. – Manuel und Friederike haben ihre Abreise auf Sonnabend3 Mittag festgesetzt und werden Montag4 Mittag wieder bei Dir eintreffen. Die anderen lieben Gäste reisen am Montag, wir zwei am Dienstag, wenn’s möglich ist. Noch weiß ich nicht, welchen Weg wir nehmen und wie lang wir ausbleiben werden, gewiß nicht sehr lang, da es mich zu Dir und nach Rostock treibt; doch glaube ich nicht, daß ich schon an meinem Geburtstage5, wie Susettchen meint, in Berlin sein könnten. –
Gäste uVon Manuel und Friederike, die hoch erfreut über Deine heutigen guten Nachrichten von ihren lieben Kindern sind, die herzlichsten Grüße, nicht minder von Deinen lieben Geschwistern und Anverwandten allen. Wir waren gestern Abend (bis dahin hat Dir Manuel geschrieben) von der lieben Lina nach Rohlederers Garten eingeladen. Heute morgen kam ein Theil im Bratwurstküchel am Lauferschlagthurm zusammen, die Tante Rosenhayn war auch dabei – heute Abend in unserem Garten, morgen nach Simmelsdorf, übermorgen ist Manuels Abreise, und wir machen daneben Abschiedsbesuche, wozu auch noch der Sonntag zu benutzen ist. Am Montag wird die Ausstattung und die reiche Hausschenke eingepackt – eine Pracht von schönen Sachen, die es zu viel wäre einzeln aufzuzählen. NB.
Doch ich werde abgerufen und muß schließen. Lebe wohl, innigstgeliebte Mutter.
NB. Von den Tucherischen Geschwistern und der Tucherischen Gesammtfamilie haben wir ein schweres silbernes Theeservice bekommen, von den lieben Eltern ein schönes weißes Besteck und silberne Eßlöffel für 12 Personen, von den Großeltern einen großen Suppenlöffel und zwei andere große Löffel usw.6