Sey mir am Morgen Deines Geburtstags2, an dem Du durch den lieben Freund Eggers dieses Brieflein erhalten wirst, aufs innigste gegrüßt und geküßt – Was Dir das Mutterherz wünscht und von Gott erbitten möchte und wie Dein Wohlergehen unzertrennlich von dem Meinigen, das weißt Du, und weißt es vielleicht auch nicht in seinem ganzen Umfang – Genug Du weißt daß Du ein Mutterherz noch auf dieser Welt hast das Dich liebt und das heute mit ganz besonderen Geburtstäglicher Mutterliebe und Freude und mit Dank gegen Gott an Dich denkt. Dieß Brieflein sollte eigentlich der Begleiter einiger kleiner Geburtstags Geschenke seyn – aber es enthält nur die Verheißung das sie die Mutter selbst mitbringen wird – und daß der Geburtstag eigentlich die Mutter und zwar die von den Freunden Eggers und Advokat Schweden eingeladene Mutter bringen sollte. Diese lieben Freunde haben mich nach Deinem Geburtstag gefragt und meinten erst ich sollte ihnen meine Geschenke schicken, sie sollten die Jubel Ouvertüre zum Festtage seyn – In einem zweiten Brief laden sie mich selbst zu Deinem Geburtstag, so überaus herzlich ein, daß ichs mit Freuden zugesagt habe, wenn auch 1 oder 2 Tage später –
Ich weiß es ist Dir diese Einladungs Karte und meine Meldung daß ich diese liebe Einladung, die Du in Deinem heutigen lieben Brief3 mir auch machst – auch eine Geburtstagsfreude – Du siehst daraus wie Dich die lieben Freunde lieb haben und wie gern ich komme und daß ich Gottlob wieder so einen Ausflug wagen kann – Nur bin ich durch meine Mathilde die lebensgefährlich vor 8 Tagen an einer Herzbeutel und Unterleibs Entzündung erkrankt ist, die ich bis heute mit einer Krankenwärterin selbst verpflegt habe und die ich so eben ins Kranken Haus gebracht habe, weil diese confuse Wirthschaft mich aufreiben würde – und durch den Besuch der Tholuck die heute Abend bei mir ankommen und 2 Tage bei mir bleiben will – gebunden. Ich muß um nicht ganz ermattet zu seyn noch 1 oder 2 Ruhetage haben, dann aber soll es um so wohlthuender und erquicklicher seyn, mein Haus zu schließen und mich 8 –14 Tage bei Dir in der Stille auszuruhen – Du wirst es so einrichten daß ich den lieben Wirthsleuten nicht zur Last falle, wir könnten miteinander aus dem Speisehaus essen – und es halten wie in Rostock.
Ich freue mich unsäglich darauf, Du Du guter lieber Engel! mal wieder so ganz bei Dir zu seyn – muß auch nach Deiner Junggesellen Wirthschaft sehen und nachhelfen was fehlt – Mögte der nächste Geburtstag Dich um den Schatz den ich Dir vor allem wünsche, bereichert finden – Nun so Gott will findest Du ihn! Für heute nimm also mit diesem Meldebrief in dem ich mich selbst mitbringe aber den Geburtstag verlege – (wohl bis Sonnabend4) vorlieb – Jedenfalls schreib ich noch Tags vorher wann ich komme.
Deinen lieben Brief werd ich Manuel heute noch schicken – Friederike vereint ihre Glückwünsche mit den Meinen – Mariechens Geburtstag war der 21. Mai – den hat der gute Skalley mit einem Fest Pikenick und schönem Geschenk celebrirt – ich hätte Dich zeitig genug davon avertiren5 sollen, daß Du Dich brieflich wenigstens bei den glücklichen Eltern eingefunden hättest am Geburtstag dieses so ganz vorzüglich lieblichen Kindes –
Nun freut sich mein Patriotisch Herz wieder über diesen glorreichen Umschlag – dieß vielgeschmähten Ministerpräsidenten Brandenburg wie gerechtfertigt steht er da –
Nun mündlich mehr von Politika und Anderm! Gott segne und behüte Dich mein theuerer Sohn. Er erleuchte Dich und liebe Dich in Seiner Wahrheit – Daß Du den Weg die Wahrheit und das Leben6 in Ihm d. h. in Christo findest amen! ja amen!