Ich lese, indem es mir auf dem Herzen brennt an Dich zu schreiben, Deinen Brief2 wieder – wie viel wäre darauf zu sagen! – Indeß ich Dich vielgeliebter Sohn auf dem Herzen trage und über das was ich Dir nicht geben kann, schweige, und Gott vertraue – kommt eine Glaubens Predigerin nach der andern über Dich – aber wenn sie Dir nur den Kopf warm machen, und der Streit die Gegensätze nur ins äußerste führte wollte ich Du ließest Dich in keinen Streit ein – Aber Du hörst doch gern ein Zeugniß vom Glauben und fühlst Dich angezogen. Dein Vater ist die Philosophie, Deine Mutter der Glaube, wer wird von Beiden recht behalten? werden sie nicht, wenn sie geboren sind aus dem selbigen Geist wieder Eins werden und Dich in alle Wahrheit leiten? – Wenn ich die Gegensätze betrachte die Du Dir hinstellst, so möchte ich sagen, Du redest vom Glauben im Unglauben und hast noch nicht in Deinem Geiste das Zeugniß, das, was Christus vom Glauben sagt, gewiß und wahrhaftig ist – Du willst des Geistes Sinn in andere Worte und Vorstellungen fassen – von diesem Standpunkt aus …3 Du Resignation – Entödtung der Vernunft, die den ganzen Menschen in die Situation der Unwahr heit versetzt „einen starken Glauben“.
O wehe denen von denen solch Aergerniß kommt – solches Maul und Kopf Christenthum, darauf solltest Du nicht hinweisen und das Glauben nennen. In Dir selber aber wird, das hoffe ich zu Gott dieser Wiederspruch sich lösen – Du wirst mit Glaubens Augen noch Gott schauen und die von Gott erleuchtete Vernunft! der in Gott geheiligte Wille! Seine Wahrheit! Ach es ist zu schön, zu herlich, zu selig, was dem Glauben zugesagt und verheißen ist – wers nur erglauben könnte. „Darum sandte Gott seinen Sohn“4 – und Christus sagt: Niemand kommet zum Vater denn durch Mich5 – Aber „von neuem geboren werden“6 will Nicodemus auch nicht glauben. „Die absolute Verzweiflung an unserem inneren Menschen wie wir ihn vorfinden“7 ist auch ein Standpunkt auf den Du Dich nicht versetzen kannst das heißt ich glaube in eigener Vernunft und Kraft durchzukommen. Die Heiden haben ein Gesetz in sich selber und sagen wir sind Gottes Geschlecht, Wie viel mehr schreckt uns der Vater in Christo: Gerechtigkeit Heiligung und Erlösung – Sagtest Du mir nicht einmahl „was ich will thue ich nicht und was ich nicht will thue ich“. Wenn Gott Sünde zurechnet wer wird vor Ihm bestehen! – Darum bedurfte Paulus und wir keinen, der Macht hat Sünde zu vergeben und sagen kann stehe auf und wandle8 – und sagt Paulus nicht ich lebe sondern Christus lebet in mir ohne Selbst Täuschung und Unwahrheit – die Sünde an uns ist den Christen wie ein Fliegen Schwarm, er kämpft dagegen und haßt sie und überwindet – ohne Kampf kein Sieg ohne Kreuz kein Christ – Preis und Anbetung der uns den Sieg gegeben hat – Christus! Ich möchte schweigen und bitten Herr rede Du, gib mir das rechte Wort für meinen lieben Sohn – das alle Zweifel nieder schlägt – die von Gott abgefallene Vernunft mit göttlicher Vernunft erleuchte und reinige. – Eins sey mit Gott! Licht von Seinem Lichte! von einer Klarheit zur andern! mit solchen Augen in die Geschichte und alles Wissen das du erarbeitet hast, hinein schauen – das kannst Du Dir von Gott erbitten, wenn Du um den Heiligen Geist, der Dich in aller Wahrheit leiten …9 von den Seinigen nehmen und Dir geben will im Glauben bittest – Er hats verheißen Er muß es thun – – Lerne beten! fällt es denn dem Kinde so schwer mit seinem Vater zu reden, ihm kindlich alles zu sagen? lehrt uns Christus nicht beten – es bedarf nicht vieler Worte, aber doch nur ein inneres Seufzen ein Sammeln des Geistes und Gemüths in dem Gefühl und der Gewißheit Seines Naheseyns preise und erfahre wie ich es meine, reinige und erleuchte mich.
Ich möchte Dich und Euch alle Ihr Lieben mit hinauf nehmen – und Euch Frieden und Freude im Heiligen Geist von Gott erflehen –. Ich weiß Er erhört mein Gebet zu Seiner Zeit – Gehört erste Lebens Erfahrung und Liebes Klage und der Schmerz der die Geburtsstätte eines neuen Geistes ist, dazu – Gott weiß was Jedem Noth thut – Er wird Euch erziehen und ziehen für sein Himlisch Reich durch Jesum Christus. Er läßt es den Aufrichtigen gelingen und denen, die nach Wahrheit und Erkenntnis im Schweise ihres Angesichts ringen, wird sie nicht verborgen bleiben.
Indem ich diesen Morgen durchlese was ich gestern in stiller Abendstunde geschrieben habe – möchte ich lieber ein neues Blatt nehmen – ich kenne Alles was der Philosoph darauf antwortet – und enthalte mich alles Drängens – und Streitens – Gott weiß wie ich Dich liebe! und Du weißt es auch. – – –
Nun hab ich meinen Manuel wieder hier – aber ich habe bis jetzt nur nicht viel von ihm. Nach den ersten 8 Tagen machte er mit seinem Präsidenten eine Reise um den Leipziger Handels Verkehr in diesem Mittelpunkt kennen zu lernen. Er fand in diesen 8 Tagen die er mit Herrn von Rönne verlebte in ihm einen vortrefflichen Chef, den er herzlich liebt und verehrt – Seit Dienstag ist er wieder hier – macht bei den Ministern seine Visiten und führt Friederikchen zu unseren Freunden – ist heute zum erstenmahl auf dem Handelsamt so seh ich ihn den ganzen Tag nicht wieder10