Erfurt, 23. März 1850.
Geliebteste Mutter!
Da bin ich denn heute schon den fünften Tag in Erfurt und habe bereits die vierte Sitzung des Volkshauses hinter mir. Ich berichte nichts über unsere Parlamentsverhandlungen, da Ihr hierüber das Ausführliche in den Zeitungen finden werdet; auch ist nicht viel davon zu sagen, da bis heute nur Wahlprüfungen vorkamen, deren man sich so schnell als möglich erledigte. Ich beschränke mich also hauptsächlich auf das, was mich persönlich betrifft und auf die persönlichen Eindrücke, die ich empfangen habe.
Ich reiste zusammen mit Beseler, Droysen, Goßler in demselben Coupé bis Halle; dort traf ich noch den Regierungs-Rath Karsten aus Schwerin, welcher direct über Wittenberge gekommen war; und auch Vincke, Patow, Gerlach, Stahl und andere Abgeordnete aus Preußen waren mit demselben Zuge. In Erfurt angekommen, verfügte ich mich sofort in meine Wohnung in der Augustinerstraße, wo ich von den Wirthsleuten, einem Schullehrer Große und
Frau, sehr freundlich bewillkommnet wurde und mein Wohnzimmer geheizt fand. Dieses ist, ebenso wie das Schlafzimmer, sehr einfach eingerichtet, aber mit allen nöthigen Bequemlichkeiten versehen und gut warm, was bei dem kalten Schneewetter, das wir bisher hatten, nicht unwesentlich ist. Im Gasthof zum Kaiser, wohin ich dann ging, fand ich sogleich mehrere Bekannte, Dahlmann, Kierulff u. a. Die Abgeordneten waren dort sehr zahlreich versammelt. Andern Tages machte ich einige Besuche, las Zeitungen in dem vereinigten Lesezimmer vom Casino und
Ressource, wo Mittags im Gasthof bei Silber, in der Nähe des Bahnhofs, wo eine große Zahl von Abgeordneten, ebenso wie im Kaiser, um 3 Uhr speisten, und freute mich, daß es am folgenden | Tage zur Eröffnung des Parlaments kommen sollte, weil mir dies geschäftige Nichtsthun doch im Grunde wenig behagte.
Am 20. März Morgens läuteten die Glocken, auch die große Susanna (um mich an Susette zu erinnern) vom Dom. Wir gingen in die evangelische Kirche, wo der Superintendent
Scheiber eine recht passende eindringliche Predigt hielt. Doch war meine Stimmung sonst eben nicht feierlich oder besonders gehoben. Man hat zu viel Täuschungen erfahren, um leicht wieder Vertrauen fassen zu können; doch ist es vielleicht gut für das Gelingen, daß man dies mal so nüchternen Sinnes ans Werk geht. Die Botschaft des Verwaltungsraths hatte ganz denselben nüchternen Charakter. Von dem Regierungsgebäude, wo sie vorgetragen wurde, gingen wir in die Augustinerkirche, wo sich die Sitzungslocale der beiden Häuser befinden. Dise sind außerordentlich schön und geschmackvoll eingerichtet, das Staatenhaus im hohen Chor mit schön gemalten Fenstern, das Volkshaus im Schiff der Kirche. Die Wahl des Alterspräsidenten und der Schriftführer, wozu die jüngsten Mitglieder genommen werden – ich war keiner von diesen, die nur 34 Jahre zählten – machten den gewöhnlichen Anfang. Unser Alterspräsident von
Frankenberg, der sich mir später als einen nahen Freund des Flottwellschen Hauses bekannt machte, benimmt sich so ungeschickt wie die meisten Alterspräsidenten; doch soll ihn Eichhorn im Staatenhause noch bei weitem übertroffen haben durch die lächerlichste Unbeholfenheit. Am folgenden Morgen formirten sich die Abtheilungen, wie sie durch das Loos zusammengeworfen worden. Ihr werdet gesehen haben, daß ich in der 4. Abtheilung mit Graf
Schwerin, Gerlach, Duncker, Kierulff u. A. zusammengekommen bin. Schwerin wurde hier, nicht durch das Loos, zum Vorsitzenden, ich zum Schriftführer gewählt – die Ehre ist nicht groß, aber ich finde doch etwas dabei zu thun durch die Abfassung der Protokolle über die Sitzungen der Abtheilung. Auch durch mehrere Wahlprüfungen der Abtheilung wurde ich beschäftigt. – |
Mit Freuden begrüßte ich Deinen lieben Brief, den ich zu Hause vorfand. Also meine Wäsche ist glücklich angekommen und Du hast ihr sogar, Du liebes Mütterchen, einen gewissen … Reiz von Erinnerungen abgewonnen. Auch wäre ich durch das, was Du mir über Dein Befinden schreibst, nach den Umständen vollkommen befriedigt, wenn mich nicht der neue Unfall Mathildens befürchten ließe, daß Du dadurch doch sehr erschreckt sein möchtest. Doch wie danke ich dem Himmel, daß er Dir in der guten Elise gerade jetzt einen sichern Beistand geschenkt! Nichtsdestoweniger wünsche ich sehr, daß Du auch Mathilden behalten könntest.
Auf einen Brief von Susettchen warte ich noch immer mit Schmerzen und kann mir ihr Schweigen wirklich nicht anders erklären, als daß sie consequent erst einen neuen Brief von mir aus Erfurt abwarten wollte. Da ich selbst aber immer noch wartete, so habe ich erst vorgestern an sie geschrieben und werde nun wohl noch mindestens bis morgen auf die Antwort warten müssen; indessen wirst Du wohl über die Ankunft des Kistchens benachrichtigt sein. Wegen Mariechens Krankheit bin ich aber auch in Sorgen. –
Außer den öffenlichen Sitzungen haben auch schon mehrere Privatversammlungen von Abgeordneten zur Besprechung über unsere nächste und weitere Aufgabe statt gefunden. Die Parteien der vorausgehenden und nachfolgenden Revision fangen an sich zu scheiden: ich gehöre natürlich der letzteren mit allen meinen Freunden an. Wir kommen in einem Saale des Bahnhofgebäudes zusammen und hatten dort gestern eine sehr lebhafte und interessante Discussion über ein von dem Minister
Bodelschwingh vorgelegtes Programm, welches „die Annahme der Verfassung vor der Revision“ zum Ziel hatte. Bodelschwingh sprach mit großer Kraft und vieler Wirkung; außer ihm ließen sich die renommirtesten parlamentarischen Größen vernehmen: Vincke, Beseler, Beckerath, Stedmann, Wippermann, Camphausen, welcher den Vorsitz führte, und andere. Das | Programm wurde unverändert angenommen und unter großem Gedränge unterzeichnet. Es umfaßt verschiedene Meinungsnuancen, nur die Revisionspartei Gerlach, Stahl und Consorten ist ausgeschlossen. Es wird nun drauf ankommen, ob die Partei der Annahme en bloc auch bei der Präsidentenwahl zusammenhalten wird, worüber morgen Abend eine Vorverhandlung stattfinden soll. Gewiß würde Gagern alle Stimmen auf sich vereinigen, aber er ist noch nicht eingetroffen und will sich absichtlich der Präsidentenwahl entziehen; es handelt sich nun um Simson oder Bodelschwingh. –
Diese Wahl, so wie die des übrigen Bureaus findet am Montage statt, am Dienstage vermuthlich die Wahl des Verfassungs=Ausschusses. Davor hat das Volkshaus vorläufig nichts weiter zu thun und ist zu erwarten, daß es sich auf 8 Tage über das Osterfest vertagen wird. Was ich in diesem Falle zu thun habe, ist wohl nicht zweifelhaft: ich rutsche sofort nach Nürnberg zu meinem Susettchen ab, leider freilich noch nicht zur Hochzeit, welche die lieben Eltern sich nicht so über Hals und Kopf gefallen lassen werden, aber doch zum wonnevollen Wiedersehen. Ich schreibe Dir dann von Nürnberg; dorthin habe ich von meinen Absichten noch nichts kundgegeben. –
Bei der Wäsche fiel mir ein, daß wenn es Deine gütige Absicht sein sollte, – wie ich jedoch nicht glaube, weil es überflüssig wäre, – mir noch mehr Handtücher machen zu lassen (Susettchens Ausstattung wird diesen Artikel gewiß reichlich genug bedenken) ich sie etwa zwei Hand breit länger wünschte. –
Nun leb wohl, liebste Mutter; tausend Grüße an Manuel und
Friederike. Für Manuel habe ich Quartier, wenn er etwa kommen sollte, was mir eine sehr große Freude machen würde. Ich verkehre hier mit diesem und jenem; vorzugsweise mit Niemand; die Frankfurter, selbst Beseler, schließen sich einigermaßen untereinander ab und haben ihre besonderen Vereine, in die ich mich nicht eindränge. – Noch einmal lebt wohl und schreibt mir bald wieder.
In herzlicher Liebe
Euer Karl.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Erfurt50.9777974,11.0287364Am Südrand des Thüringer Beckens gelegene, ehemals kurmainzische Stadt, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Preußen fiel.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Die Brautbriefe Susanna Maria von Tuchers an Karl Hegel. Aus der Familiengeschichte der Nürnberger Patrizierfamilie Tucher von Simmelsdorf 1848/50, (= Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 97), Wien, Köln 2022.
Neuhaus
, Brautbriefe Susanna Maria von Tuchers an Karl Hegel
2022
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Droysen, Johann GustavJohann Gustav Droysen11852755X18081884Droysen, Johann Gustav (1808–1884), in Westpommern geborener Lehrer, Historiker und Politiker, der von 1835 bis 1840 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Berlin und von 1840 bis 1851 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Kiel war, dann bis 1859 an der Universität Jena und von 1859 bis 1884 an der Universität Berlin. Er war Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, schied aber im Jahre 1871 wieder aus. 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Goßler, Johann Heinrich127421175118051879Goßler, Johann Heinrich (1805–1879), Hamburger Kaufmann und Senator, später Teilhaber des Bankhauses „Joh. Berenberg, Goßler & Co“, war 1850 in Erfurt als Vertreter der Freien und Hansestadt Hamburg Mitglied des Staatenhauses des Unionsparlaments.
Karsten, Detloff Ludolf EobaldDetloff Karsten12090763117871879Karsten, Detloff Ludolf Eobald (1787–1879), Advokat und Prokurator in Rostock, von 1811 bis 1846 in verschiedenen Funktionen als Senator, Syndikus, Bürgermeister und Erster Bürgermeister in Diensten der Hansestadt mit abschließender Ehrung als Ehrenbürger, 1846 Regierungsrat in Schwerin, 1848/49 war er Mecklenburger Bevollmächtigter bei der provisorischen deutschen Zentralgewalt in Frankfurt am Main. Er war ein Bruder des Mineralogen und Metallurgen Karl Johann Bernhard Karsten (1782–1853). Als Bruder des Mineralogen Carl Karsten (1782–1853) war er Onkel von Georg Beselers (1809–1888) Frau Emilie Beseler (1816–1900), geb. Karsten.
Vincke, Karl Friedrich10404749618001869Vincke, Karl Friedrich (1800–1869), preußischer Offizier und Politiker, 1850 Abgeordneter der preußischen Provinz Schlesien im Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments. Ab 1858 gehörte er ein gutes Jahrzehnt dem Preußischen Abgeordnetenhaus an.
Patow, Robert Erasmus11605866818041890Patow, Robert Erasmus (1804–1890), im Spreewald geborener Jurist und einflußreicher Politiker, der nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin, Heidelberg und Leipzig zunächst in den preußischen Justizdienst ging. Er wurde 1848/49 Oberpräsident der preußischen Provinz Brandenburg und war 1850 für das Königreich Preußen Mitglied des Staatenhauses des Erfurter Unionsparlaments. Von 1858 bis 1862 war er preußischer Finanzminister, von 1866 bis1869 Mitglied der Zweiten Kammer (Herrenhaus) des preußischen Landtages.
Gerlach, Ernst Ludwig11869078717951877Gerlach, Ernst Ludwig (1795–1877), war 1848 Mitbegründer der sog. Kreuzzeitung (Neue Preußische Zeitung) und von 1842 bis 1877 Mitglied des preußischen Staatsrates; in Erfurt war er 1850 Mitglied des Volkshauses des Unionsparlaments für die Provinz Pommern.
Stahl, Friedrich Julius11861664118021861Stahl, Friedrich Julius (1802–1861), in Heidingsfeld bei Würzburgs geborener, zum Luthertum konvertierter Jude, Jurist, Rechtsphilosoph und Politiker, der von 1834 bis 1840 ordentlicher Professor für Staats- und Kirchenrecht an der Universität Erlangen, dann von 1840 bis zu seinem Tode ordentlicher Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Kirchenrecht an der Universität Berlin war. Von 1849 bis 1854 war er Mitglied der Ersten Kammer des preußischen Landtages, 1850 im Erfurter Unionsparlament Mitglied des Volkshauses.
Große, Johann Friedrich Christoph-17891858Große, Johann Friedrich Christoph (1789–1858), war Lehrer, Kirchner und Kirchenrendant der Erfurter Augustiner-Kirchengemeinde und wohnte mit seiner Ehefrau Martha Barbara Große, geb. Platz (1808–1882), in der Augustiner Straße Nr. 857, wo sich das Schulhaus der Johannes-Pfarrkirche befand und Karl Hegel (1813–1901) während seiner Erfurter Abgeordnetenzeit im Jahre 1850 wohnte.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Kierulff, Johann Friedrich MartinJohann Friedrich Martin Kierulff11616908718061894Kierulff, Johann Friedrich Martin (1806–1894), Jurist und Politiker, 1842/43 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Rostock, ab 1843 Oberappellationsgerichtsrat, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, 1852/53 Vizepräsident des mecklenburgischen Oberappellationsgerichts in Rostock, von 1853 bis 1879 Präsident des gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte des Deutschen Bundes in Lübeck.
Scheibe, Friedrich Ludwig11719301118091884Scheibe, Friedrich Ludwig (1809–1884), war von 1837 bis 1863 Pfarrer der Reglerkirche in Erfurt, dann bis 1883 Oberpfarrer von St. Andreas in Eisleben und Superintendent, 1845 Superintendent und Senior des „Evangelischen [Geistlichen] Ministeriums Erfurt“ als Gesamtvertretung der Pfarrerschaft des städtischen evangelisch-lutherischen Kirchenwesens, 1846 Konsistorialrat.
Frankenberg, Wolff Sylvius Leopold11753611317851878Frankenberg, Wolff Sylvius Leopold (1785–1878), Jurist und Parlamentarier, von 1832 bis 1848 Präsident des Oberappellationsgerichts Posen, ab 1835 zugleich Präsident des dortigen Oberlandesgerichts, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments für die preußische Provinz Schlesien und anfangs dessen Alterspräsident.
Flottwell, Eduard HeinrichEduard Heinrich Flottwell11663107417861865Flottwell, Eduard Heinrich (1786–1865), preußischer Staatsmann, Minister und oftmaliger Oberpräsident, u. a. von 1841 bis 1844 Oberpräsident der Provinz Sachsen, 1849/50 Oberpräsident der Provinz Preußen, 1850 Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Schwiegervater Immanuel Hegels (1814–1891).
Eichhorn, Johann Albrecht FriedrichJohann Albrecht Friedrich Eichhorn10433526217791856Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779–1856), in Wertheim geborener Staatsmann, der von 1840 bis 1848 preußischer Staatsminister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten war; in Erfurt war er 1850 im Unionsparlament für das Königreich Preußen Mitglied des Staatenhauses und dessen Alterspräsident.
Schwerin, Maximilian11742253318041872Schwerin, Maximilian (1804–1872), Jurist und Politiker, 1847 Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, 1848 preußischer Kultusminister, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1849–1855 Mitglied und Präsident der Zweiten Kammer des preußischen Landtages, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Provinz Pommern.
Duncker, Maximilian Wolfgang11868123018111886Duncker, Maximilian Wolfgang (1811–1886), Historiker, Politiker und Journalist, war von 1842 bis 1857 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Halle und von 1857 bis 1859 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Tübingen, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, in Erfurt 1850 Mitglied des Volkshauses des Unionsparlaments für die preußische Provinz Sachsen; von 1859 bis 1866 war er Ministerialbeamter im Preußischen Staatsministerium in Berlin, von 1867 bis 1874 Direktor des Preußischen Staatsarchivs.
EliseElise-Elise, Kindermädchen in der Familie Karl Hegels (1813–1901) in Erlangen nach 1856.
Bodelschwingh, Ernst Albert Karl11866047017941854Bodelschwingh, Ernst Albert Karl (1794–1854), in Westfalen geborener Rechts- und Kameralwissenschaftler, der preußischer Staatsminister verschiedener Ressorts u. a. als preußischer Finanzminister von 1842 bis 1844 Vorgänger Eduard Heinrich Flottwells (1786–1865) war sowie 1849/50 Vorsitzender des Verwaltungsrates der Erfurter Union wurde; im Erfurter Unionsparlament war er Mitglied des Volkshauses und Vorsitzender des Verfassungsausschusses.
Beckerath, Hermann11610566618011870Beckerath, Hermann (1801–1870), Bankier und Politiker, 1848 Reichsfinanzminister, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1849 Mitglied der Zweiten Kammer des preußischen Landtages, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Rheinprovinz.
Stedmann, Carl Johann Wilhelm11875292818041882Stedmann, Carl Johann Wilhelm (1804–1882), Jurist, 1847/48 Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, 1848/49 Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung, Reichskommissar für Schleswig-Holstein und Lauenburg, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Rheinprovinz.
Wippermann, Karl Wilhelm11741165518001857Wippermann, Karl Wilhelm (1800–1857), Jurist und kurhessischer Politiker, in Erfurt war er im Jahr 1850 Mitglied des Volkshauses für Kurhessen.
Camphausen, Gottfried Ludolf11851870418031890Camphausen, Gottfried Ludolf (1803–1890), Kaufmann, Bankier und Politiker, war 1848 preußischer Ministerpräsident und 1849 Bevollmächtigter des Königreichs Preußen bei der Provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt am Main; in Erfurt war er 1850 Mitglied des Volkshauses des Unionsparlaments für die preußische Rheinprovinz.
Gagern, Heinrich Wilhelm11868915017991880Gagern, Heinrich Wilhelm (1799–1880), Jurist, Beamter und Politiker, 1848/49 Präsident der Frankfurter Nationalversammlung, Reichsministerpräsident und Reichsminister des Äußeren und Innern der Provisorischen Zentralgewalt in Frankfurt am Main; in Erfurt war er 1850 Mitglied des Volkshauses des Unionsparlaments für das Großherzogtum Hessen.
Simson, Eduard11861458418101899Simson, Eduard (1810–1899), Rechts- und Kameralwissenschaftler, war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 und zeitweise ihr Erster Vizepräsident und ihr Präsident; in Erfurt war er 1850 für die Provinz Preußen Mitglied des Volkshauses des Unionsparlaments und für wenige Woche sein Präsident.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Halle51.4825041,11.9705452Universitätsstadt an der Saale, nordwestlich von Leipzig gelegen, 1680-1701 kurbrandenburgisch, dann Stadt des Königreiches Preußen.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
Wittenberge52.9983723,11.7507204Die Stadt an der Elbe hatte seit 1846 eine Bahnstation an der Strecke von Berlin nach Hamburg.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Volkshaus (Erfurt)Aus den gewählten Abgeordneten der Staaten des Deutschen Bundes, die zur Erfurter Union gehörten, bestehender Teil des Erfurter Unionsparlamentes des Jahres 1850.
Gasthof zum Kaiser (Erfurt)Das „Hôtel zum Römischen Kaiser“ lag am zentralen Platz Erfurts unweit des Bahnhofes: Nr. 1526.
Casino und Ressource (Erfurt)Versammlungsorte der Geselligkeit für das gebildete Bürgertum, Kaufleute, Militär und Beamte Erfurts; das Lesezimmer war ein Saal im ehemaligen Wigberti-Kloster, Regierungsstraße 74.
Gasthof von Silber (Erfurt)Wohl in der Bahnhofstraße gelegen. Silber war eine alteingesessene Erfurter Gastwirts- und Postmeisterfamilie, die etwa ab 1832 durch Heinrich Wilhelm Silber (*1796) die Gastwirtschaft „Zum römischen Kaiser“ auf dem Anger unterhielt.
Erfurter ParlamentUnionsparlament, das im Frühjahr 1850 in Erfurt tagte.
Dom (Erfurt)Der Erfurter Dom ist der älteste Kirchenbau der Stadt und steht unmittelbar neben der Severikirche auf dem Domberg. Seine Anfänge liegen im 8. und dann am Beginn des 12. Jahrhunderts. Lange Zeit war er Sitz des Kollegiats St. Marien, weshalb der Dom auch eine Marienkirche war.
Barfüßerkirche (Erfurt)Die Bettelordenkirche im Stadtzentrum Erfurts wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts als ein Werk der Hochgotik vollendet.
Verwaltungsrathssitzung (Erlangen)Der Verwaltungsausschuß bzw. Verwaltungsrat war das für die nichtakademischen Belange zuständige Gremium der Universität Erlangen, das in regelmäßigen Abständen tagte.
Regierungsgebäude (Erfurt)Auf dem Gelände der frühneuzeitlichen Kurmainzischen Statthalterei gelegenes, von Preußen ab 1816 umgebautes Gouvernementsgebäude. Die alte Kurmainzische Statthalterei war im Jahre 1808 Ort des vom französischen Kaiser Napoleon I. Bonaparte veranstalteten Erfurter Fürstenkongresses, auf dem er u. a. am 2. Oktober auch Johann Wolfgang Goethe empfing (1749-1832).
Augustinerkirche (Erfurt)Vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete Kirche des Klosters der Augustiner-Eremiten, in das der spätere Reformator Martin Luther im Jahre 1505 als Mönch eintrat. Sie wurde für die Sitzungen des Erfurter Unionsparlaments ab 20. März 1850 umgebaut und nach dessen Beendigung 1854 neu geweiht. Hegel erinnerte sich in seinen Memoiren: Die Sitzungslokale „waren in der Augustinerkirche, einem schönen gothischen Bau, hergerichtet. Der hohe Chor, mit prächtigen Glasmalereien verziert, bildete das Staatenhaus, ein Teil des Schiffes das Volkshaus. Beide Häuser, geschmackvoll dekoriert, waren durch eine Mauerwand vollständig voneinander getrennt“ (Hegel, Leben und Erinnerungen, S. 156).
Staatenhaus (Erfurt)Aus den Vertretern der beteiligten Staaten des Deutschen Bundes bestehender Teil des Erfurter Unionsparlamentes von 1850.
AbtheilungenNach der allgemeinen Geschäftsordnung für das Staatenhaus und das Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments von 1850 waren zur Prüfung der Entsendung der Delegierten beziehungsweise der Wahlen der Abgeordneten jeweils mehrere Ausschüsse zu bilden, die ihre Ergebnisse dem jeweiligen Plenum vorzulegen hatten.
Bahnhofsgebäude (Erfurt)Das Erfurter Bahnhofsgebäude wurde ab 1846 innerhalb der Festungsmauern der Stadt gebaut und 1847 – noch ohne das erst 1852 fertiggestellte Empfangsgebäude – eröffnet.