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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 6. April 1885

Theurer Freund!

Ich fand leider nicht mehr die Zeit, mich von Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, wie ich wollte, persönlich zu verabschieden, nachdem ich meine Ankunft bei meiner Tochter in Leipzig bereits zum bestimmten Termin angemeldet hatte.1 Ich wollte Ihnen noch einmal, wie ich hiermit thue, meinen herzlichen Dank aussprechen für die viele Mühe, die Sie sich bei der Correctur meiner Edition des Chronicon Moguntinum gemacht und womit Sie viel zu deren Verbesserung hinzugethan haben. Ich erkenne darin ein warmes Freundschaftsstück, welches Ihnen einigermaßen zu vergelten ich gern die Gelegenheit finden möchte.

Ich erwarte noch die versprochenen Freiexemplare von der Buchhandlung, durch deren Versendung ich mich auch nach anderen Seiten hin erkenntlich beweisen möchte und frage deshalb an, ob Dr. von Heinemann bereits ein solches erhalten hat? im anderen Falle würde ich ihm eines von hier aus zuschicken. (Wie ist seine Adresse?)

Ich wollte Ihnen auch eine, freilich unbedeutende, Berichtigung übergeben, die ich hier beilege. Daß die fragliche Urkunde unecht ist, darüber besteht wohl kein Zweifel, wie wohl die Schrift, die nach dem Facsimile in das 9. Jahrhundert zu setzen ist, dies nicht allein beweisen, nur wahrscheinlich machen kann.

Sie werden jetzt mit dem Bericht über unsere Plenarversammlung beschäftigt sein. Die Frage, ob sich für die Monumenta Germaniae Historica kein Ende absehen lasse, wurde von dem hier in Erlangen verstorbenen sächsischen Bundesgenossen von Nostitz-Wallwitz auch an mich gestellt, woraus ich entnehme, daß sie im Bundesrath ventiliert worden sei.

Mit herzlichem Gruß
Der Ihrige
Carl Hegel.

Berichtigung.

2

P. S. Sie werden angenehme Tage in Kiel verlebt haben. Ich habe darüber noch nichts in unsern süddeutschen Zeitungen gelesen. In derselben Zeit, in der Pfingstwoche, war Kluckhohn seiner kranken Tochter wegen, die in der Behandlung von Leube ist, hier in Erlangen. Er ist recht zufrieden mit seinem Anfang in Göttingen. Von den eingegangenen Preis-Arbeiten für die historische Commission werden Sie durch Wattenbach gehört haben. Ich bin mit diesem und Dümmler einerlei Meinung, daß eine derselben den ganzen Preis verdienen würde, wenn sie fertig wäre; da sie dies aber nicht ist, möchte ich ihr vorläufig nur den halben Preis zuerkennen und die andere Hälfte in Aussicht stellen, wenn sie aufs neue, vollendet, vorgelegt würde. Mit Druck der Lübecker Chroniken3 geht es äußerst langsam voran: während eines halben Jahrs sind nur 7 Bogen gedruckt worden und seit einiger Zeit ist völliger Stillstand. Sie werden Koppmann wohl in Kiel gesehen und von ihm gehört haben, was ihn hindert: seine Arbeitskraft ist leider durch zu vielerlei in Anspruch genommen. Von den Monumenta Germaniae Historica habe ich mit Freude den dicken Band Epistolae Pontificum und den schmalen der Limburger Chronik enthalten. Herzlich grüßend Carl Hegel