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Georg Waitz an Karl Hegel, Göttingen, 5. Mai 1861

Verehrtester Freund!

Sie werden gütigst die Verzögerung dieser Antwort2 entschuldigt haben und auch ferner entschuldigen, daß die Anlage3 nicht von meiner Hand. Das Ereigniß, das Ihnen Schelling mitgetheilt, hat mich doch die letzen Wochen, gerade am Anfang der Vorlesungen, etwas aus der rechten Ordnung gebracht. Übrigens darf ich ja Gott danken, daß er mir noch einmal zu4 meinen alten und neuen5 Verhältnissen das Glück einer leidensfähigen vollen Liebe gegeben, und für mich und meine Lieben einen vollen Segen hoffen. Sehr denke ich auch daran6 diesmal Ihr gutes Beispiel von vorigem Jahr aufzunehmen, und würde mich freuen, wenn Sie es wiederholten und so die Freundschaft der Collegen sich auch auf das Collegium ausdehnte.

Die einliegenden allerdings etwas kurz ausgefallenen Notizen von Dr. Beringer7 scheinen mir zu zeigen, daß diese Handschriften für Sie vorläufig keinerlei Werth und Bedeutung haben. Wenn es leidet, bin ich natürlich zu jeder näheren Nachricht und weiteren Auskunft gern bereit. Der Druck der Forschungen geht fort, aber leider sehr langsam, und leider ledern. – Den von Hirsch, Heinrich II, der laenger bearbeitet, hoffen wir bald aufnehmen zu können. – Vor Liliencron war Dr. Bechstein hier und hat eine nicht unbedeutende Ausbeute, wie vorher in Wolfenbüttel so auch hier, in alten Drucken und Handschriften gefunden. Mir scheint ja die Sache nur noch nicht mit der rechten Vernünftigkeit angefaßt zu sein; Liliencron will die Sachen zu schnell machen.

Für die freundliche Berücksichtigung der Verfassungs-Geschichte danke ich im voraus.8 Das Heft läßt lange auf sich warten. An Band IV wird gedruckt und er soll hoffentlich bis zum Herbst fertig werden.9

Die besten Grüße an Ihre Frau Gemahlin und alle Kinder; Schelling dürfen Sie vorher vorläufig meinen Dank für seinen herzlichen Brief sagen; ich schreibe ihm später wieder.

Freundschaftlichst
ganz Ihr
Georg Waitz