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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 8. Mai 1881

Theurer Freund!

Sie haben in Ihrem Bericht über die letzte Plenarversammlung die 3 Verbrüderungsbücher erwähnt, welche in den Monumenten herausgegeben werden sollen.1 Ich bemerkte schon in der Sitzung, daß Dr. Albrecht Wagner, Privatdocent hier, das von Reichenau abgeschrieben habe und ediren wolle. Dieses ist das umfänglichste und das bedeutendste von den genannten; schwerlich hat es der Dr. Piper schon abgeschrieben, denn Wagner würde das in Zürich erfahren haben, wo er zweimal längere Zeit mit dieser mühsamen Arbeit beschäftigt war. Das Buch erstreckt sich über die Verbindungen von circa 90 Klöstern und Kirchen und enthält gegen 40000 Namen. Ich habe Einsicht genommen von Wagners Abschrift; sie ist mit größter Sorgfalt gemacht und kann Ihnen, wenn Sie es wünschen, vorgelegt werden: Wagner ist ein gut geschulter Philolog und hat für meinen Band bairischer Chroniken2 das Glossar gemacht und wird auch dies für die Mainzer Chronik3 anfertigen. Er fragt sich, ob Sie von seiner Arbeit für die Monumenta Germaniae historica Gebrauch machen können, oder ob Sie für dieselbe bereits mit Dr. Piper engagiert sind? Zum letzteren Falle würde Wagner seine Publication, wie er beabsichtigte, für sich machen. Doch würde ich für ihn wünschen, daß ihm die Ehre der Herausgabe in den Monumenten zutheil würde. Und warum sollte dieselbe Arbeit noch einmal, und schwerlich besser, von Dr. Piper mit neuen Kosten zu Lasten der Monumenta Germaniae historica ausgeführt werden? Auch mit der Ausgabe des Verbrüderungsbuchs von Pfäfers ist nun Birlinger in seiner Alemannia dem Dr. Piper zuvorgekommen, infolge von dessen Ankündigung, daß er die beiden Verbrüderungsbücher von Pfäfers und Sankt Gallen herausgeben wolle – des dritten von Reichenau hat er dabei nicht gedacht. Von unserem Zusammensein in Nürnberg4 werden Sie durch Wattenbach gehört haben. Schade daß Sie nicht dabei waren!

Mit herzlichem Gruß
der Ihrige
Carl Hegel.