Recht gern habe ich die Gelegenheit genommen, Ihnen in der gewünschten Weise gefällig zu sein. –
Das Matrikelbuch unserer Universität ist allerdings vollständig vorhanden und beginnt mit der Eröffnung der Universität 12 Nov. 1419 – ein schwerfälliger cod. pergam.1 in 4° mit einem in Wasserfarben gemalten Christus am Kreuze auf der ersten Seite.2 War es Ihnen auch nur um eine ungefähr Angabe über den Besuch der Schleswig-Holsteiner in dem bezeichneten Zeitraum zu thun, so mußte ich doch alle Namen und Heimatswörter aufmerksam durchgehen (um so aufmerksamer, als die Handschrift oft sehr unleserlich ist), und war es dann nur eine geringe Mühe weiter, die genaueren Notizen zu nehmen, die Sie in dem einliegenden Concept3 finden werden. Es war zuerst meine Absicht, Ihnen nur die verlangten Resultate mitzutheilen, doch glaubte ich nachher, es könnte Ihnen erwünscht sein, auch die Einzelheiten, die ich notirt habe, kennen zu lernen, und schicke ich Ihnen deshalb das Concept, so wie es ist, dessen unreinliches Aussehen Sie entschuldigen wollen. –
Das Jahr habe ich von Frühling zu Frühling genommen; ich hätte es eben so gut mit dem Herbst beginnen können, denn das Rectorat wechselte mit jedem Semester. Die Summen der in beiden Semestern Immatriculirten habe ich daneben gesetzt und daneben die Zahl der Schleswig-Holsteiner. Die mir irgend bemerkenswerth scheinenden Namen habe ich notirt, doch mögen manche von Bedeutung übergangen sein. Da ferner in der Regel nur der Heimatsort angegeben ist, seltener auch das Land oder nur dieses, so war ich bei Oldenburg, Neustadt, Neukirchen oft zweifelhaft, ob die holsteinischen Orte gemeint seien4 (die bei den letzteren gibt es auch in Mecklenburg) und habe ich sie nur denen hierher gezogen wenn eine Nebenbezeichnung sie als Holsteiner kenntlich machte. Es kann aber sein, daß ich aus diesem Grunde hier und da einen Holsteiner zu wenig gerechnet habe. Aus Schleswig finden sich besonders viel Husumer, aus Holstein sehr viele Ditmarscher. –
Sehr hätte es mich gefreut, wenn Sie im vorigen Herbst Ihre Absicht unsere Universität zu besuchen, ausgeführt hätten. Thöl hatte nur davon gesagt und ich erwartete Sie halb und halb. Statt Ihrer selbst war mir jedoch auch Ihr erster Band Schleswig-Holsteinische Geschichte höchst willkommen; nur mit dem völligen Weglassen alles literarischen Apparats kann ich mich nicht einverstanden erklären: Die nöthige Zuthat davon ist doch dem Gelehrten immer sehr nützlich und beruhigend, dem andern Publicum kann sie kaum beschwerlich fallen. Ich habe für meine Sachen schon öfter den Gedanken gehegt, eine mecklenburgische Landesgeschichte herauszugeben, die ich für den Zweck der Vorlesungen großentheils durchgearbeitet habe. Leider fehlt nur dem Stoff, mit Ausnahme einiger Abschriften, alles höher liegende, allgemeinere Interesse und, ich fürchte eine undankbare Mühe daran zu verschwenden. Ich versuche es daher lieber erst mit einer einzelnen Parthie, die mit der allgemeinen Deutschen Geschichte noch am meisten verflochten ist. – Grüßen Sie doch gefälligst Thöl unddie Seinigen, Hansen5 und Baum.