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Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 12. Mai 1860

Hochgeehrter Herr!

Hierdurch beehrte ich mich anzuzeigen, daß ich einen zweiten Mitarbeiter für die Herausgabe deutscher Städtechroniken in der Person des Herrn Matthias Lexer, geb. aus Kärnten, angestellt habe. Herr Lexer ist als Deutscher Philolog von Herrn Professor Jacob Grimm, Herrn Professor Müllenhoff in Berlin und Herrn Dr. Frommann in Nürnberg bestens empfohlen worden. Nachdem er bereits zwei Jahre lange als kaiserlich königlicher Gymnasiallehrer in Kärnten fungirt hatte, wurde derselbe von der österreichischen Regierung zu seiner weiteren Ausbildung in den deutschen Geschichtswissenschaften nach Berlin geschickt. Von dort zurückgekehrt, fand er sich mit der verheißenen Anstellung an einer österreichischen Universität hingehalten, und nahm daher eine (mit 1000 florin honorirten) Hofmeisterstelle bei dem ungarischen Grafen Hunyady in Wien an. Außer verschiedenen von ihm herausgegebenen litterarischen Arbeiten hat Herr Matthias Lexer in der letzten Zeit noch ein kärntnisches Wörterbuch für den Druck vollendet und bei der k. k. Akademie in Wien eingereicht. Derselbe hat meine Berufung mit einer jährlichen Remuneration von 700 Gulden, zahlbar in monatlichen Raten zu 58 florin 20 Kreuzer, angenommen: er ist anfangs dieses Monats in Nürnberg von Wien her eingetroffen und hat aus den noch in meinen Händen befindlichen Geldmitteln der historischen Commission die Summe von 50 florin als Reisegeld erhalten.

Ich ersuche Ew. Hochwohlgeboren, nach Ablauf des Monats Mai an Herrn Matthias Lexer die erste fällige monatliche Remuneration zum Betrage von 58 florin 20 Kreuzer gegen von ihm einzusendende Quittung, in derselben Weise wie bisher schon an Herrn Dr. von Kern, in Nürnberg auszahlen zu lassen. –

Über den Erfolg meines an den Herrn Director des ungarischen Nationalmuseums, Herrn k. k. Kämmerer Augustin von Kubinyi in Pesth gerichteten und durch die Vermittlung des Bureaus der historischen Commission übersandten Schreibens bitte ich mich gefälligst benachrichtigen zu wollen, damit ich nicht etwa vergeblich noch weitere Schritte in derselben Angelegenheit versuche.

Mit ausgezeichneter Hochachtung
ganz ergebenst
Professor Dr. Hegel.