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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 14. Dezember 1892

Mein Sohn Georg!

Ich kann mir denken, daß Du lebhaftesten Anteil an den gegenwärtigen Parlamentsverhandlungen über die Militärvorlage nimmst. Besonders in der gestrigen Sitzung wurden bedeutungsvolle Reden von Bennigsen und Caprivi gehalten.1 Zum Verständniß der letzteren würdest Du mir den nötigen Commentar geben können. Dazu ist die beste Gelegenheit gegeben, wenn Du, worauf ich sicher rechne, zu Weihnachten zu uns herüber kommst.

Sigmunds Kommen ist leider unwahrscheinlich. Ich will ihn auch nicht drängen, da die jetzige Jahreszeit und die kurze Frist, die ihm gegeben werden würde, die Reise nicht rathsam erscheinen lassen.

Falls Du einen besonderen Weihnachtswunsch hast, wollest Du ihn mir mitteilen.

Es ist mir erfreulich, daß Du von Deinem Rheumatismus befreit bist. Du wirst darauf Bedacht nehmen, Dich vor Rückfällen zu hüten.

Uns geht es gut. Gestern hörten wir treffliche Musik von dem Waltherquartett.2 Heute Abend steht uns ein Vortrag von Professor Geiger bevor.

Du wirst gelesen haben, daß Professor Hölder einem Ruf nach Leipzig folgt.

Mit herzlichen Grüßen von mir und Marie

Dein Vater Hegel