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Georg Beseler an Karl Hegel, Rostock, 8. August 1841

Lieber Hegel!

es ist ja recht schlimm, daß Deine Wiederherstellung sich so verzögert: hoffentlich geht es nun aber immer schneller damit. Daß Du unter diesen Umständen bei der bevorstehenden Ankunft Deines Bruders erst Ende September hier her kommst, finde ich natürlich. – Ich beantworte jetzt Deine verschiedenen Anfragen.

An Herrn von Both mußt Du doch wohl schreiben; die Höflichkeit erfordert es, wie mir scheint, und der Geschäftsgang. Du kannst Dich ja kurz faßen, ihm für seine Bemühungen danken, wegen der Vorlesungen2 auf eine Anzeige Dich berufen, und die Zeit Deiner Herkunft anzeigen.

Meine frühere Wohnung kannst Du für 90 Thaler Silbergroschen 2/3 erhalten, wohlfeiler nicht. Sie ist dafür sehr preißwürdig, die einzige, die Dir ganz genehm seyn würde. Ich rathe Dir, sie dafür zu nehmen, und bitte um baldige Resolution. – Sie ist gut meublirt; doch mußt Du Dir ein vollständiges Bett anschaffen, und zwar in Berlin, so wie einige Bücherschränke, die Du Dir hier ja schnell machen laßen kannst. Sonst rathe ich zu keiner Anschaffung von Meublen.3

Geld hat hier keinen festen Cours; dasselbe richtet sich im Wesentlichen nach der Hamburger Börse; Preußische Friedrichsdors werden nach dem Werth bezahlt. – Der Zinsfuß ist hier 3½ Procent, doch kann man auch gegen gute Sicherheit zuweilen 4 Procent erhalten, – mehr nie. –

Wegen der zahlreichen Einfuhr Deiner Effecten brauchst Du keine weiteren Schritte zu thun, da hier kein Grenzzoll, sondern nur eine Accise ist. Wenn Du Deine Sachen an mich addreßirst, so werde ich schon das Weitere besorgen. – Auch will ich Dir später einen zuverläßigen Fuhrmann zur Übernahme der Fracht zusenden. –

Damit sind ja wohl Deine Desiderata erledigt. – Ich bin in den letzten Wochen auch nicht ganz wohl gewesen, – abgespannt, arbeitsunlustig; jetzt geht es mir wieder beßer. Ich freue mich sehr auf Dein Kommen.

Noch eine Mittheilung ganz confidentiale. Es ist bei mir im Auftrage des Ministers4 angefragt worden, ob ich einem Ruf nach Greifswalde folgen würde, – unter sehr ehrenvollen Bedingungen. Ich habe indeßen verneinend geantwortet, da ich hier warten will, bis sich mir eine nur ganz zusagende Veränderung darbietet. In diesem Sinn habe ich ausgesprochen. Was habe ich in Greifswald mehr als hier? Außer dem Gelde, was mir wenigstens nicht dringend nöthig ist. – Laß aber Niemanden von dieser Mittheilung etwas erfahren, auch Schultzen nicht; hörst Du aber sonst etwas davon, namentlich darüber, wie meine Antwort ist aufgenommen worden, so melde es mir.

Meine Frau grüßt freundlichst.
Dein GeorgBeseler