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Georg Beseler an Karl Hegel, Rostock, 17. Juni 1838

Lieber Hegel!

Du erhältst hier den Brief v.1 zurück, der allerdings sehr ledern ist. Auch will ich ihm noch nicht darauf antworten, weil ich ihm jetzt Manches Harte sagen würde, z. B. über die Art mit der er seinen Antheil an der Subscription2 ablehnt. Das Einfachste wäre doch gewesen, und das allein Richtige und Zarte, unter Berufung auf seine Mittel, darauf zum Besten der Anderen etwa Grimms3 und Dahlmanns4 in Jena5, zu verzichten. Wozu jetzt diese Ostentation in der Ablehnung? Überhaupt scheint mir unser Freund durch die Göttinger Glorie ein wenig benebelt zu seyn, und die Ruhe und Stätigkeit, die er im Vergleich zu seinem früheren fahrigen Wesen gewonnen hatte, wieder etwas verloren zu haben. Du, der Du ihn bald nahe hast, mußt dagegen wirken.6 – In Basel wünscht man ihn allerdings; (Dahlmann hat abgelehnt) ich bin aber noch zweifelhaft, ob er sich dort wohlfühlen wird: wenigstens gehört dazu, daß er sich einer bloß wißenschaftlichen Bearbeitung der Verhältnisse hingiebt, und vor allem Flugblätterwesen und dergleichen absteht. Darüber muß Gervinus sich klar werden. Bevor er annimmt, oder ablehnt, wünsche ich, daß er mir noch darüber schreibt. – Wozu überhaupt dieß Flugblätterverbreiten (ohne Censur?), da er seine Sachen ja auch einfach in Basel hätte drucken laßen können? Schreib ihm auch, daß ich mich von „rabbulistischem Wesen“ frei fühle und daß ich zu den Weibern meine alte Stellung, die nur vorübergehend gefährdet ward, wieder eingenommen habe, das heißt d ich mich von ihnen fern halte.

Zu Pfingsten7 konnte ich nicht kommen, da wir dann keine Ferien haben; im Sommer haben wir aber vom 23ten Juli – 23ten August frei; und ich habe eigentlich Lust, Dich und Dahlmanns dann zu besuchen. Schreibe mir daher, wann Du nach Italien gehst, und ob ich Dich in jener Zeit in Berlin treffe, so wie, ob wir eine gemeinschaftliche Fahrt zu Dahlmanns unternehmen können, – von denen ich übrigens noch nicht weiß, wann sie von […] zurückkehren; wahrscheinlich aber wohl diesen Monat. – Daß ich komme, kann ich übrigens noch nicht gewiß sagen, da mein Bruder mich vielleicht um jene Zeit besucht, den ich indeßen wohl mitziehen könnte. –

An Gans habe ich meine Schrift geschickt und einen sehr freundlichen Brief von ihm erhalten; grüß ihn, wenn Du ihn siehst. – Gestern sagte der Vicekanzler mir, der Minister habe ihm gesagt, daß er eine Beschwerde von Hannover gegen meine Schrift erwarte, worauf der Vicekanzler ihm geantwortet: er freue sich darauf, dann auch seine Meinung über diese Sache sagen zu können. Er hat mir nämlich das Imprimatur gegeben. Doch dieß ganz unter uns.

Antworte mir bald, lieber Hegel, namentlich auch über jene Anfrage wegen der Zeit, damit ich mich einrichten kann. Ich schreibe Dir dann jedenfalls noch ausführlich. An Gervinus bestelle die herzlichsten Grüße; mit Dir werde ich jedenfalls weitläuftig an ihn schreiben. Aber jetzt fehlt mir die Zeit und Stimmung.

Grüße die Deinen.
Dein GB.