XML PDF

Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 21. Juli 1891

Lieber Sigmund!

Du hast eine unangenehme Erfahrung mit einer schlechten Hausfrau gemacht und wirst künftig vorsichtiger mit derartigen Leuten umgehen, um nicht geprellt zu werden. Ich wünsche nur, daß Du es in Deiner neuen Wohnung besser finden möchtest. Wo ist denn das Patentamt?

An Urlaub ist natürlich für Dich nicht zu denken. Du wirst es an heißen Sommertagen nicht angenehm in Berlin finden.

Wir werden am 1. August auf vier Wochen nach Traunstein gehen, wo ich bereits zu Pfingsten1 ein paar gut gelegene und geräumige Zimmer für uns mietete. Unsere Adresse ist Brauerei Hutter. Wir erwarten dort unsere Sophie. Sie hat sehr interessante Erlebnisse in London gehabt, wohin sie von einer befreundeten Dame eingeladen war, um das deutsche Kaiserpaar zu sehen2; sie war in dem großen Concert in Alberthall, wo sie die beste Gelegenheit dazu hatte. Auch wird Wegele mit Familie in demselben Hause mit uns zusammenwohnen, so daß wir uns gute Unterhaltung versprechen dürfen.

Georg besuchten wir an seinem Geburtstage3 in Bamberg; er hat eine angenehme Wohnung Amalienstraße 1, die er sich sehr elegant eingerichtet hat. Er ist seit einigen Wochen Compagniechef infolge Erkrankung seines Hauptmanns und hofft es auch noch im Manöver zu bleiben.

Dr. Knoblauch hat sich vor einigen Tagen als Privatdozent bei uns habilitiert.

Ich grüße meinen lieben Bruder und Schwägerin und werde ihnen noch vor meiner Abreise schreiben. Marie grüßt Dich herzlichst.

Dein Vater Hegel