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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Rippoldsau, 25. August 1879

Lieber Mundel!

Ich habe Deinen Brief aus Simmelsdorf am 19. dieses Monats mit Vergnügen erhalten.1 Denn es freut mich zu hören, daß Du, wenn auch nach mancherlei Hindernissen, glücklich dort angekommen und freundlich aufgenommen worden bist. Doch muß ich Dich wegen Deiner Ungeduld tadeln, daß Du nicht auf meine Antwort und Erlaubniß zur Reise gewartet hast, und mache es Dir zum ernstlichen Vorwurf, daß Du meinen Kleiderschrank hast aufbrechen lassen. Hättest Du noch einen Tag gewartet, so hättest Du auch meine Antwort erhalten und den Reisesack von Lommels bekommen, und noch andere Umstände zu Deiner Reise günstiger gefunden. Doch dies zur Warnung und Danachachtung für ein anderes mal.

Jetzt wünsche ich Dir recht vergnügte Tage in dem schönen Simmelsdorf; denn ich nehme an, daß Du jetzt noch dort bist und auch noch länger bis zum 1. September bleibst, falls der Vetter Theodor und Frau Josephine Dich noch bis dahin behalten wollen.

Ich selbst gedenke mit Sophiechen bis zum 3. oder 4. September wieder in Erlangen einzutreffen.

Wir sind jetzt schon über 2 Wochen in Rippoldsau, welches in einem engen Waldthal an dem Flüßchen Wolf liegt, und haben hier eine sehr angenehme Gesellschaft gefunden. Sophiechen trinkt Brunnen und unterhält sich vortrefflich mit anderen jungen Mädchen. Ende dieser Woche gedenke ich Rippoldsau zu verlassen und Sophiechen nach Schaffhausen zum Rheinfall und an den Bodensee zu bringen,

Aus Erlangen und Ebenhausen bei München haben wir gute Nachrichten.2

Grüße den Vetter Theodor und Frau Josephine und sage ihnen, daß ich ihnen für Deine Aufnahme bestens danke, und grüße die Vettern Karl und Max und die liebe Susanna sowie unbekannter Weise auch die schöne Malteserin.

Schreibe mir nach hieher – aber sogleich, wenn mich der Brief erreichen soll – über Dein Treiben und Bleiben in Simmelsdorf. Wenn Du von dort weggehst, gieb 1 Mark Trinkgeld.

Dein treuer Papa.