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Karl Hegel an Sophie Hegel, Erlangen, 2. Juni 1883

Liebes Sophiechen!

Ich habe Dir gestern das Geld – 120 Mark – geschickt, das Du wie Du schreibst für die Reise nach Düsseldorf und von dort hierher brauchen wirst. Ich will wünschen, daß es reiche. Es freut mich, daß Du so viel Freundlichkeit und Liebe im Hause der Schwester und im Kreise Deiner Bekannten, besonders bei Thiersch, erfährst und so viel Schönes und Gutes genießest. Empfiehl mich bestens im Hause Thiersch. Annas Brief1 war mir sehr lieb; sie gab darin zum voraus Nachricht von den Vergnügungen, die Dir in den nächsten Tagen bevorstünden. Es würde zu viel sein, wenn es längere Zeit so fortdauerte. Darum ist es gut, daß Du durch Deine Abreise am 4. Juni, Montag, selbst ein Ende machst. In Düsseldorf wirst Du eine ruhige Zeit haben. Daß Du vor Ende Juni wieder hieher zurückkommst, erwarte ich sicher. Grüße die Eltern Klein nebst Sohn und Tochter aufs beste von mir.

Du wirst Dich wundern zu hören, daß Sigmund seit gestern Abend hier ist. Es hat ihn in München keine Ruhe gelassen, das Jahresfest der Ansbacher von fern vorübergehen zu sehen. Seine Kameraden dort sind hierher gekommen und er natürlich mit ihnen. Gestern Abend war Commers und heute ist Gartenfest auf der Windmühle. Das Wetter ist schön und sehr warm; wir beide, Marie und ich, wollen auch hin. Die Offiziere bleiben aus, weil etwas bei der Einladung übersehen worden ist! Es wird auch ohne sie gehen. Schon morgen reist Sigmund wieder nach München zurück; so hat er doch wenigstens an Vorlesungen und Laboratorium nichts versäumt.

Mit Luisens Befinden geht es Gottlob fortdauernd gut, sie hat schon Besuche empfangen und zeigt sich sehr unterhaltungsbedürftig. Der Kleine sieht recht munter aus und ist mit seiner Nahrung Milch und Zuckerwasser bis jetzt ganz zufrieden.2

Mögest Du mit Deinem lieben Pflegekind glücklich in Düsseldorf ankommen!

Herzlich grüßend

Euer Vater.