XML PDF

Karl Hegel an Ernst Dümmler, Erlangen, 19. Juni 1896

Verehrter Herr College!

Mein trefflicher College von Bezold hat den Ruf nach Bonn angenommen und einen anderen nach Tübingen abgelehnt, nachdem die bairische Staatsregierung nichts gethan hat, um ihn unserer Universität und dem Lande zu erhalten, obwohl er ein geborener und guter Baier ist. An mir liegt es zunächst Vorschläge zur Wiederbesetzung seiner Stelle zu machen. In dieser Absicht wende ich mich an Sie mir der Bitte um gefällige Auskunft. Wir brauchen einen protestantischen Historiker. Dies ist der erste Gesichtspunkt. Ich denke an mehrere ältere und einige jüngere Docenten. Die älteren, Meyer von Knonau und von Below, kenne ich hinlänglich und von den jüngeren sind mir unbekannt Carl Rodenberg, außerordentlicher Professor in Kiel, Lothar von Heinemann, seit kurzen außerordentlicher Professor in Halle. Können Sie mir vielleicht über diese beiden etwas näheres sagen, nicht von ihren Schriften, die mir bekannt sind, aber von ihrer Documentenwirksamkeit, ihrem Lehrerfolg und ihrer Persönlichkeit. Rodenberg ist Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica und Lothar von Heinemann wurde kurze Zeit von Waitz zugezogen. Sie kennen wohl beide. Heinemann ist ein Sohn des Wolfenbüttler Bibliothekars Otto von Heinemann, nicht wahr? Woher stammt Rodenberg? er ist doch hoffentlich kein Jude? Ich denke auch an Eduard Heyck in Heidelberg; er hat ein gutes Buch über die Zäringer geschrieben.

Durch eine baldige Antwort werden Sie mich zu besonderem Dank verpflichten.

Mit herzlichem Gruß
Ihr treu ergebener
Karl Hegel.