Ich bin so frei Ihre Güte in der Angelegenheit der Edition deutscher Städtechroniken und zwar zunächst NürnbergerChroniken1 in Anspruch zu nehmen.
Der Kanzler Johann Peter von Ludewig war im Besitz einiger wie es scheint wichtiger Handschriften Nürnberger Chroniken, von welchen er nur den Meysterlin in den ReliquiaeTomo 8 herausgegeben hat: es liegt mir daran etwas Näheres über die andern Handschriften zu erfahren, auf die er sich in seiner Erläuterung der goldenen Bulle 2 S. 955 Note bezieht, namentlich zu erfahren, wohin sie gekommen sind. Die von ihm hinterlassene reichhaltige Bibliothek ist in Auction verkauft worden; der Katalog wurde gedruckt und als Nachtrag dazu auch das Verzeichniß der Kaufpreise: Cataloges librorum Jo. Petri de Ludewig – auctoreJo. Dav. Michaelis cum praefatioChr. Wolfii Partes IV. 8. Halae 1745.2 Praes. pretia auctionis 8 Oc. 1746. In dem Katalog müßten sich die Nürnberger Chroniken finden, in dem Nachtrag vielleicht außer dem Verkaufszeichen auch Notizen über den Käufer. Möglich wäre es, daß jene Chronikenhandschriften von der HalleschenUniversitäts-Bibliothek erworben worden sind, und in diesem Falle würde ich die erforderlichen Schritte thun, um sie hierher zu bekommen. Nun bitte ich Sie zunächst um gütige Benachrichtigung davon, was der Katalog der Ludewigschen Bibliothek über die Nürnberger Chronikenhandschriften und deren Verkauf aussagt – ich wage es nicht, Sie zu bitten, mir den Katalog selbst zu schicken, – sondern, ob sich dieselben etwa in der Halleschen Universitäts-Bibliothek noch vorfindet und in diesem Fall, welche Schritte ich einzuschlagen hätte, um sie hierher zu bekommen? Vermuthlich würde ich mich deshalb an das königlich
preußische Ministerium des Unterrichts und Cultus wenden müssen, um einen Specialerlaubniß zu erhalten.
Dr. Rößler, mit dem ich heute Mittag bei Stintzing zusammen war, läßt Sie bestens grüßen. Ich darf Sie wohl bitten, Ihre Herren Collegen Leo undMerkel von| mir zu grüßen. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Mühe mache.
Hochachtungsvoll
der Ihrige Carl Hegel.
1Karl Hgel 81813-1901) war für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München Herausgeber der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von denen zu seinen Lebzeiten 27 Bände erschienen. 2Dies entspricht dem Titel des Auktions-Katalogs der Ludewigschen Bibliothek nebst seiner bibliographischen Angaben hinsichtlich Erscheinungsort, Jahr der Publikation und Format.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Dümmler, Ernst LudwigErnst Dümmler
HiKo
11623890918301902Dümmler, Ernst Ludwig (1830–1902), in Berlin geborener Historiker, der nach seinem Studium 1852 an der Universität Berlin promoviert wurde und sich 1858 habilitierte. Er wurde an der Universität Halle außerordentlicher Professor und erhielt 1866 den Lehrstuhl für Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Im Jahre 1876 wurde er Mitglied der Monumenta Germaniae Historica in Berlin und 1888 – nach einer kommissarischen Leitung durch Wilhelm Wattenbach (1819–1897) – in der Nachfolge von Georg Waitz (1813–1886) deren Präsident.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin
: PAW (1812-1945), II-III-121. 123; II-V-53, 64, 77, 153.
BBAW Berlin1000
Ludewig, Johann Peter11952452X16681743Ludewig, Johann Peter (1668–1743), in der Nähe von Schwäbisch Hall geborener Reichspublizist, Historiograph, Jurist und Archivar, der nach seinem Studium an den Universitäten Tübingen und Wittenberg ab 1695 an der Universität Halle nacheinander Professor für Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften war.
Meisterlin (auch: Meysterlin), Sigmund100308309um 1435nach 1497Meisterlin, Sigmund (um 1435–1497), auch: Münsterlin oder Musterlin, Benediktiner Priester und Chronist, der Chroniken von Augsburg und Nürnberg verfasste, die von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben wurden.
Michaelis, Johann David11878372617171791Der aus Halle (Saale) stammende Johann David Michaelis (1717–1791), war Orientalist, Theologe und Polyhistor. Er wirkte als Professor an der Universität Göttingen.
Wolff, Christian11863477116791754Wolff, Christian (1679–1754), geboren in Breslau, war Aufklärer, Philosoph, Jurist, Mathematiker, Physiker und Theologe sowie Regierungsrat und starb als Geheimer Rath, Kanzler und Professor der Friedrichs-Universität in Halle an der Saale.
Rößler (Rössler), Emil Franz Emil Franz Rößler11879092718151863 Rößler (Rössler), Emil Franz (1815–1863), war Jurist, Rechtshistoriker und Bibliothekar an den Universitäten Göttingen (1849–1858) und Erlangen (1858–1862); 1859 heiratete er in Erlangen Bertha Heres († 1881), Tochter des bayerischen Staatsbeamten Karl Friedrich Heres, welcher zwischen ca. 1845 und 1854 Vorstand der bayerischen Steuerkatasterkommission war, 1847/48 Verweser des Staatsministeriums der Finanzen.
Stintzing, RoderichRoderich Stintzing10127505618251883Stintzing, Roderich (1825–1883), in Altona geborener Rechtswissenschaftler, der von 1841 bis 1848 an den Universitäten Jena, Heidelberg, Berlin und Kiel studierte und 1852 in Heidelberg promoviert wurde. Im Jahre 1854 wurde er ordentlicher Professor für Römisches Recht an der Universität Basel. Nach seinem dortigen Rektorat wechselte er von 1857 bis 1870 an die Universität Erlangen und anschließend bis zu seinem Tode an die Universität Bonn. Wie in Basel war er auch in Erlangen (1864/65) und in Bonn (1875/76) jeweils Rektor bzw. Prorektor.
Leo, HeinrichHeinrich Leo17991878Leo, Heinrich (1799–1878), in Rudolstadt geborener Politiker und Historiker, bis 1827 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Berliner Universität, von 1830 an ordentlicher Professor an der Universität Halle.
Merkel, Paul Johannes10156510018191861Merkel, Paul Johannes (1819–1861), Jurist und Rechtshistoriker, war ein Enkel des Nürnberger Kaufmanns und Politikers Paul Wolfgang Merkel (1756–1820) sowie Sohn des Nürnberger Kaufmanns, Landtagsabgeordneten und Bürgermeisters Johann Merkel (1785–1838); er studierte Rechtswissenschaften in München und Nürnberg. Von 1845 bis 1847 hielt er sich zu Forschungszwecken in Italien auf, nach seiner Rückkehr wurde er noch im selben Jahr über ein rechtshistorisches Thema an der Universität Erlangen promoviert. Im Anschluss daran siedelte er nach Berlin über und wurde Mitarbeiter der MGH, 1848 erfolgte ebenfalls in Berlin seine Habilitation, 1851 wurde er außerordentlicher Professor in Königsberg, 1852 Ordinarius in Halle, was er bis zu seinem Tod 1861 blieb. 1854 war er zum Präses des evangelisch-lutherischen Kirchenvereins der Provinz Sachsen gewählt worden. Innerhalb seiner wissenschaftlichen Vita arbeitete er als Jurist ausschließlich auf rechtshistorischem Gebiet.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Meisterlin’sche Chronik, Meysterlin’sche ChronikChroniken von Augsburg und Nürnberg des Benediktiners und Chronisten Sigmund Meisterlin (um 1435-1497), auch: Münsterlin oder Musterlin, die von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines Chroniken-Editionsunternehmens „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ herausgegeben wurden.
Reliquiae (Ludewig)Zwischen 1720 und 1741 in Frankfurt am Main und Leipzig herausgegebenes Editions-Werk des in Halle an der Saale wirkenden Juristen und Historikers Johann Peter Ludewig (1668-1743) unter dem Titel: Reliquiae manuscriptorum omnis aevi diplomatum ac monumentorum ineditorum adhuc“.
TomoItalienisch für: „Band“ (bei Buchreihen oder Zeitschriften etc.).
Note, NotenHier im Sinne von: Fußnote(n) bzw. Fußnotentext(en) und Anmerkung(en) in Form eines wissenschaftlichen Anmerkungsapparats; auch Abitur-Prüfungsnote(n) bzw. Zensuren im Allgemeinen.
Auction (Auktion)Auktion, Versteigerung
Michaelis (Michaeli)Michaelistag als Fest des heiligen Erzengels Michael und aller Engel nach römisch-katholischer, anglikanischer und teilweise auch protestantischer kirchlicher Tradition am 29. September.
Oktavformat (Octavformat/Octaveformat/Octavo/8°)Das Oktavformat ist ein altes Schreibheft- oder Buchformat, bei dem ein Papierbogen dreimal gefaltet und auf diese Weise in acht Blätter unterteilt wurde. Dieses Papierformat ergibt pro Bogen 16 Seiten, da jedes Blatt zwei Seiten hat.
Ludewigsche Bibliothek (Halle)Privatbibliothek des Juristen und Historikers Johann Peter Ludewig (1668-1743), in der Nähe von Schwäbisch Hall geborener Reichspublizist, Historiograph, Jurist und Archivar, der nach seinem Studium an den Universitäten Tübingen und Wittenberg ab 1695 an der Universität Halle nacheinander Professor für Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften und dort auch Kanzler war.
AuctionskatalogKatalog, der zum Zweck einer Auktion erstellt wird.
Chronikenhandschrift(en), Chroniken-Handschrift(en)Schriftliche historische Quellen, die „Chroniken“ beinhalten.
HallescheZu Halle an der Saale gehörend, auf Halle an der Saale bezogen, Halle an der Saale zuzuordnen.
Universitäts-Bibliothek/Universitätsbibliothek HalleDie heutige Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) wurde im Jahr 1696 als Bibliothek der Universität Halle (Saale) gegründet; nach Fusion der Universitäten von Halle und Wittenberg zur Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg wurden 1817/18 Teile der bereits 1502 gegründeten Universitätsbibliothek Wittenberg in die Universitätsbibliothek Halle überführt.
Universität Halle-WittenbergIm Jahre 1694 auf Veranlassung Kurfürst Friedrichs III. (1657-1713) von Brandenburg, ab 1701 erster König in Preußen, gegründet, wurde die Friedrichs-Universität im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum von Aufklärung und Pietismus. 1817 wurde sie mit der schon 1502 von Kurfürst Friedrich dem Weisen (1463-1525) von Sachsen betriebenen und dem römisch-deutschen König Maximilian I. (1459-1519) gegründeten Universität Wittenberg verbunden zur preußischen „Königlichen Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg“.
Ministerium für Unterricht und Cultus, königlich preußischesKultusministerium des Königsreichs Preußen.
königlichAuf einen König bzw. auf ein Königreich bezogen, dazu gehörend, diesem zuzuordnen.
preußischZu Preußen gehörend, auf Preußen bezogen, sich auf Preußen beziehend.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis