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Karl Hegel an Ernst Dümmler, Erlangen, 3. Februar 1861

Sehr geehrter Herr College!

Ich bin so frei Ihre Güte in der Angelegenheit der Edition deutscher Städtechroniken und zwar zunächst Nürnberger Chroniken1 in Anspruch zu nehmen.

Der Kanzler Johann Peter von Ludewig war im Besitz einiger wie es scheint wichtiger Handschriften Nürnberger Chroniken, von welchen er nur den Meysterlin in den Reliquiae Tomo 8 herausgegeben hat: es liegt mir daran etwas Näheres über die andern Handschriften zu erfahren, auf die er sich in seiner Erläuterung der goldenen Bulle 2 S. 955 Note bezieht, namentlich zu erfahren, wohin sie gekommen sind. Die von ihm hinterlassene reichhaltige Bibliothek ist in Auction verkauft worden; der Katalog wurde gedruckt und als Nachtrag dazu auch das Verzeichniß der Kaufpreise: Cataloges librorum Jo. Petri de Ludewig – auctore Jo. Dav. Michaelis cum praefatio Chr. Wolfii Partes IV. 8. Halae 1745.2 Praes. pretia auctionis 8 Oc. 1746. In dem Katalog müßten sich die Nürnberger Chroniken finden, in dem Nachtrag vielleicht außer dem Verkaufszeichen auch Notizen über den Käufer. Möglich wäre es, daß jene Chronikenhandschriften von der Halleschen Universitäts-Bibliothek erworben worden sind, und in diesem Falle würde ich die erforderlichen Schritte thun, um sie hierher zu bekommen. Nun bitte ich Sie zunächst um gütige Benachrichtigung davon, was der Katalog der Ludewigschen Bibliothek über die Nürnberger Chronikenhandschriften und deren Verkauf aussagt – ich wage es nicht, Sie zu bitten, mir den Katalog selbst zu schicken, – sondern, ob sich dieselben etwa in der Halleschen Universitäts-Bibliothek noch vorfindet und in diesem Fall, welche Schritte ich einzuschlagen hätte, um sie hierher zu bekommen? Vermuthlich würde ich mich deshalb an das königlich preußische Ministerium des Unterrichts und Cultus wenden müssen, um einen Specialerlaubniß zu erhalten.

Dr. Rößler, mit dem ich heute Mittag bei Stintzing zusammen war, läßt Sie bestens grüßen. Ich darf Sie wohl bitten, Ihre Herren Collegen Leo und Merkel von mir zu grüßen. Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Mühe mache.

Hochachtungsvoll
der Ihrige
Carl Hegel.