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Karl Hegel an Karl Halm, Erlangen, 26. Juni 1872

Verehrtester Herr College!

Ich ersuche um gütige Zusendung der auf beifolgenden Zetteln1 verzeichneten Bücher.

Wie verhält sich Ihre Universität zu der ungeheuerlichen Gestaltung der Gehaltsverhältnisse in Folge des neuen meiner Auffassung unsinnigen Regulativs? Mich dünkt, es hätte doch noch in der Hand des königlichen Staatsministeriums gelegen, in der Ausführung des letzteren die crasseste Geldverschwendung zu vermeiden, womit zum Beispiel abgelebte außerordentlichen Professoren, welche schon vor 40-50 Jahren ihren Beruf verfehlt und niemals etwas Ersprießliches geleistet haben, mit Zulagen von 1300-1600 florin, gleichsam wie durch ein in der Lotterie glücklich gezogenes Loos, beschenkt werden.

Ich schweige von allen anderen Mißständen, die Jedermann in die Augen springen und unser Universitätswesen wahrhaft schädigen, wie das Minimum von 1500 florin für die außerordentlichen Professoren nebst den Alterszulagen für dieselben womit nur die Unfähigkeit belohnt wird; wie die Zurücksetzung der Ordinarien, welche bereits mehr als 2000 floin haben etc.

Ich erfahre, daß die Universität Würzburg eine Beschwerde an das königliche Staatsministerium abgegeben hat und die unsrige wird nicht umhin können, neben allem schuldigen Dank für die wohlwollende Absicht, das Gleiche zu thun.

Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebenster
Carl Hegel.