Ich bin so frei um Übersendung der beiden hier verzeichneten Bücher durch den Bibliotheks-Diener Grüner zu bitten.1 Sollte das Buch von Schedel bereits an mich abgeschickt worden sein, so verlange ich es natürlich nicht zum zweiten Mal; aber es scheint daß der Zettel, den ich in einem Briefe an Dr. CarlSchröder, meinen Gehülfen, gesendet habe, noch nicht in seine Hände gekommen ist, denn ich habe darauf keine Antwort von ihm erhalten!
Recht unangenehme und ziemliche Peinlichkeit bereitend ist die jetzt erfolgte zweite Abweisung des von unser Facultät vorgeschlagenen ProfessorUsener, über dessen vorzügliche Tüchtigkeit unter allen Männern des Fachs nur eine Stimme ist. Wir sollten nun durchaus einen Bayern vorschlagen und bezeichnet werden uns zwei junge Schulmeister und Schüler Nägelsbachs, die | gewiß, besondersI. Müller, als solche sehr schätzbar sind, von denen wir aber gar nicht wissen, was sie als Docenten leisten werden, da sie sich außerhalb der Schule noch nicht versucht haben, und, was die Hauptsache ist, die auch noch durch keine wissenschaftliche Leistungen der Art sich hervorgethan haben, daß man sie mit gutem Gewissen und Vertrauen für einen akademischen Lehrstuhl, und noch dazu einen solchen, der vorher von Döderlein inne gehabt und der für unsere Universität von großer Wichtigkeit ist, empfehlen kann. Überhaupt ist das Princip sich bei Berufungen auf Bayern zu beschränken, ein höchst bedenkliches und in dieser Weise von dem verstorbenen König Max, wenn er auch in der letzten Zeit mehr darauf zurück kam, nicht urgirt worden. Was dagegen zu sagen ist, brauche ich Ihnen am wenigsten zu wiederholen, und natürlicher Weise würde unsere Universität die Folgen einer principiellen Abschließung sehr bald in der Abnahme des Besuchs auswärtiger Studirender sehr erspüren. Woher kommen dann wohl diese neuen Regierungsmaximen? und vermag unser wohlmeinender und aufgeklärter Herr Minister solche conträren | Einflüsse nicht abzuwenden?? Immer verwunderlicher wird mir auch, daß über die Arbeiten der Historischen Commission, in welcher Weise sie künftighin fortgesetzt werden sollen, noch nichts bestimmt ist: daß die bloße Pietät für das Andenken des verstorbenenKönigs sie sicher stelle, habe ich wenigstens von Anfang an geglaubt und werde ich nicht aufhören zu glauben als bis mir das Gegentheil urkundlich bewiesen wird.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener Carl Hegel.
1Verzeichnis bislang noch nicht aufgefunden.,
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Halm, KarlKarl Halm10015846318091882Halm, Karl (1809–1882), war ein in München geborener und gestorbener Klassischer Philologe, der zunächst als Gymnasiallehrer in München wirkte, bevor er 1856 Ordinarius an der Münchener Universität wurde und zugleich zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek in München, avancierte. Karl Hegel (1813–1901) arbeitete mit ihm vornehmlich im Rahmen seines großen Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München eng zusammen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Grüner, HeinrichHeinrich Grüner-um 17841872Grüner, Heinrich (um 1784–1872), war Bote und Bibliotheksdiener an der Königlich Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek in München, wo er von ca. 1825 bis 1872 beschäftigt war, und kümmerte sich häufig um Versand und Annahme postalischer Ausleihen von Handschriften, Drucken und Büchern Karl Hegels (1813–1901) bei der Bayerischen Staatsbibliothek. Er war Inhaber der silbernen Civil-Verdienst-Medaille und der goldenen Ehrenmünze des königlich bayerischen Ludwig-Ordens.
Schedel, N. N.-Schedel, N. N., Bibliotheksangestellter in der Bayerischen Staatsbibliothek München.
Schroeder, Richard Carl HeinrichRichard Schroeder11707937518381917 Schroeder, Richard Carl Heinrich (1838–1917), in Vorpommern geborener Rechtswissenschaftler und -historiker, der an den Universitäten Göttingen und Berlin Rechtswissenschaften und Sprachwissenschaft studierte und sich 1863 an der Universität Bonn habilitierte, wo er 1866 außerordentlicher und 1870 ordentlicher Professor wurde. In den Jahren 1873, 1882 und 1885 wechselte er jeweils als Ordinarius an die Universitäten Würzburg, Straßburg und Göttingen, bevor er 1888 Nachfolger Otto Friedrich Gierkes (1841–1921) in Heidelberg wurde.
Usener, Friedrich Philipphttps://www.deutsche-biographie.de/sfz83435.html11732185017731867Usener, Friedrich Philipp (1773–1867), war Jurist, Politiker und Historiker.
Nägelsbach, Karl FriedrichKarl Friedrich Nägelsbach11558154518061859Nägelsbach, Karl Friedrich (1806–1859), Gymnasiallehrer und Klassischer Philologe, von 1842 bis 1859 ordentlicher Professor der Klassischen Philologie an der Universität Erlangen.
Müller, Iwan11759726018301917Müller, Iwan (1830–1917), klassischer Philologe und Pädagoge, der von 1864 bis 1893 an der Universität Erlangen wirkte, von 1893 bis 1906 in München; er war zu seinen Lebzeiten einer der führenden Pädagogen und daher aufgrund seiner Reputation von 1890 und 1893 Mitglied des bayerischen Obersten Schulrates.
Döderlein, Ludwig Johann ChristophLudwig Döderlein11888923017911863Döderlein, Ludwig Johann Christoph (1791–1863), Klassischer Philologe, Rektor des Erlanger Gymnasiums Fridericianum und ordentlicher Professor an der Universität Erlangen, Stiefsohn Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) und Halbbruder Julius Niethammers (1798–1882).
Maximilian II. Joseph von Bayern, König von BayernMaximilian II., König von BayernKönig von Bayern11857934718111864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), war von 1848 bis 1864 König von Bayern und Gründer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Koch, Nikolaus (Nicolaus) Ritter vonNikolaus Koch11627320818071866Koch, Nikolaus (Nicolaus) Ritter von (1807–1866), im unterfränkischen Ebern geborener Politiker, der von 1864 bis 1866 königlich bayerischer Staatsminister des Inneren für Kultus und Schulangelegenheiten (Kultusminister) war.
Bayern (Baiern)Das Königreich Bayern bestand von 1806 bis 1918.
GehülfeGehilfe, Assistent, Mitarbeiter.
Philosophische Facultät (Fakultät) der Universität ErlangenDie Philosophische Fakultät an der Universität Erlangen war in zwei Sektionen gegliedert, was in dieser Form innerhalb der Universität nur in der Philosophischen Fakultät existierte. 1881, kurz nachdem alle naturwissenschaftlichen Fächer in die Philosophische Fakultät übergegangen waren, hatte man diese in eine „Philosophisch-historische“ und eine „Mathematisch-naturwissenschaftliche“ Sektion unterteilt. Ab dem Sommersemester 1903 findet sich die Unterteilung in Sektionen auch im akademischen Personalstandsverzeichnis, und 1922 wurde die Bezeichnung „Sektion“ in „Abteilung“ geändert. 1928 wurden die naturwissenschaftlichen Fächer in eine eigene Fakultät ausgegliedert.
SchulmeisterLehrer an Dorfschulen oder anderweitigen niedrigen Schulen in Städten, z. B. Volksschulen.
Docent, DozentLehrender.
wissenschaftlichAuf die Wissenschaft bezogen, ihr zuzuordnen, auf ihr gründend, sie betreffend, zu ihr gehörend, sie beinhaltend.
academisch, akademischAkademisch, hier bezogen auf Universitäten, also auf etwas, das an einer Universität üblich ist, erfolgt, ihr zu eigen ist etc.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
urgiren (urgieren)Aus dem Lateinischen von „urgere“ besonders im Österreichischen und Süddeutschen verwendet für: drängen, auffordern, sich ausbitten. bestehen.
Studierende, StudirendePersonen, die an einer Universität bzw. Hochschule ein Studium absolvieren; Karl Hegel (1813-1901) hat diesen Begriff als Synonym für Studenten bereits im 19. Jahrhundert verwendet.
RegierungsmaximeGrundsätze, Grundprinzipien und Leitgedanken des obersten Organ eines Staates zur Ausübung der Regierungs- und Herrschaftsgewalt.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
KönigAuf das Althochdeutsche zurückgehender Begriff („kuning“ zu „kunni“ für „Geschlecht“) als Bezeichnung für einen Träger des Königstitels in seiner Funktion als höchster (nach dem Kaiser) weltlicher Herrscher oder Repräsentant einer Monarchie.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis