Nachdem so eben Dr. Lexer in meinem Auftrage die auf Augsburg bezüglichen Handschriften der Hofbibliothek in München untersucht und einige derselben als sofort für unsere Benutzung nothwendig bezeichnet hat erlaube ich mir durch die beiliegenden Zettel2 um die Übersendung derselben zu bitten.
Meine vor acht Tagen abgegangene Bücher- |sendung an Ihre Adresse (unfrankiert nach Ihrer gefälligen Anweisung) wird hoffentlich richtig eingetroffen sein. Mit derselben bat ich zugleich um:
welcher Bücher ich dringend bedarf. Sollten diese noch nicht abgegangen sein, so bitte ich sie den erbetenen Handschriften beilegen zu lassen. Herr Grüner wird die Verpackung besorgen, dies Mal unter Adresse: ProfessorHegel in Nürnberg bei Freiherr von Tucher, Vorstadt Wöhrd, wo ich zwischen Weihnachten und Neujahr | mich aufhalten werde.
Ich wünsche frohe Weihnachten und glückliches Neujahr! – Heute ist der Herr Minister von Zwehl hier angekommen, um sich unsere mangelhaften Institute anzusehen: mit der Vertheilung der uns bewilligten Gelder sind wir noch nicht im Reinen, und sehr schwierig ist noch die Ausgleichung zwischen Personal- und Quellbedürfnissen, um so mehr als die wenn gleich ansehnlichen Bewilligungen durchaus für die letzteren bei weitem nicht ausreichen; denn wir bedürfen einer neuen Anatomie, neuer Gewächshäuser, einer Erweiterung des Krankenhauses, einer erhöhnten Dotation für die Bibliothek usf. usf.
Döderlein hat vorgestern seinen 70. Geburtstag nach vollendetem 70. Lebensjahr bei rüstiger Gesundheit und bestem Humor (wie immer) gefeiert.
Hochachtungsvoll und ergebenst
der Ihrige Hegel
1Ort und Datum stehen am Ende des Briefes linksbündig. 2Bislang noch nicht aufgefunden.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Halm, KarlKarl Halm10015846318091882Halm, Karl (1809–1882), war ein in München geborener und gestorbener Klassischer Philologe, der zunächst als Gymnasiallehrer in München wirkte, bevor er 1856 Ordinarius an der Münchener Universität wurde und zugleich zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek, der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek in München, avancierte. Karl Hegel (1813–1901) arbeitete mit ihm vornehmlich im Rahmen seines großen Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München eng zusammen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bayerische Staatsbibliothek (BSB), München
: Döllingeriana II.
BSB München1000
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Rupp, Jacobus (Rupp Jakab Rupp von Nyilhegy)1026427819 18001879Der österreichisch-ungarische Historiker, Archäologe und Archivar Jacobus Rupp (1800–1879) publizierte zwischen 1841 und 1846 auf Lateinisch das in zwei Bänden unter dem vollen Titel erschienene Werk „Numi Hungariae hactenus Cogniti, quos delineatos ac e monumentis historico-numariis illustratus“, das von Karl Hegel (1813–1901) rezipiert wurde.
Schönwiesner, Stephan11688942X17381815Der Archäologe und Numismatiker Stephan Schönwiesner (Namensvarianten Nachname: Schoenvisner, Schoenwisner, Schönwisner; Namensvarianten Vorname: Stephano, Stephanus, István), war Jesuit, erlangte die philosophische Doktorwürde und wurde Custos und Professor für Numismatik an der königlichen Universitäts-Bibliothek in Buda (Ofen).
Grüner, HeinrichHeinrich Grüner-um 17841872Grüner, Heinrich (um 1784–1872), war Bote und Bibliotheksdiener an der Königlich Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek in München, wo er von ca. 1825 bis 1872 beschäftigt war, und kümmerte sich häufig um Versand und Annahme postalischer Ausleihen von Handschriften, Drucken und Büchern Karl Hegels (1813–1901) bei der Bayerischen Staatsbibliothek. Er war Inhaber der silbernen Civil-Verdienst-Medaille und der goldenen Ehrenmünze des königlich bayerischen Ludwig-Ordens.
Tucher, Johann Sigmund KarlJohann Sigmund Karl TucherOnkel Karl Hegels101896764817941871Tucher, Johann Sigmund Karl (1794–1871), Ehemann Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876) und Vater Susanna Maria Tuchers (1826–1878); zumeist „Sigmund“ genannt; Geschlechtsältester; erster Chef der seit 1855 bestehenden Freiherrlich von Tucher’schen Brauerei in Nürnberg.
Zwehl, Theodor Karl Johann Nepomuk116000791 11600079118001875Zwehl, Theodor Karl Johann Nepomuk (1800–1875), im mittelrheinischen Vallendar geborener bayerischer Politiker, der nach seinem Studium der Rechtswissenschaften von 1818 bis 1826 an den Universitäten Würzburg und Heidelberg in königlich bayerische Ministerialdienst trat. Von 1849 bis 1852 war er Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, dann bis 1859 Kultusminister, und beendete sein Berufsleben von 1864 bis 1868 als Regierungspräsident von Oberfranken in Bayreuth und von 1870 bis 1875 als Regierungspräsident von Oberbayern in München.
Döderlein, Ludwig Johann ChristophLudwig Döderlein11888923017911863Döderlein, Ludwig Johann Christoph (1791–1863), Klassischer Philologe, Rektor des Erlanger Gymnasiums Fridericianum und ordentlicher Professor an der Universität Erlangen, Stiefsohn Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) und Halbbruder Julius Niethammers (1798–1882).
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Wöhrd49.45454545,11.090729827459015Das Gartengelände bei Wöhrd – später Cramer-Klett-Park – lag nördlich der Pegnitz und östlich der Nürnberger Stadtmauer und wurde 1825 in die ehemalige Reichsstadt eingemeindet. Die Gartenwohnung der Familie Tucher hatte die Adresse „Im Tucherischen Garten vor dem Wöhrder Thore“ oder „Vor dem Wörhder Thore“ in Nürnberg.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
Numi HungariaePublikation des österreichisch-ungarischen Historikers, Archäologen und Archivars Jacobus Rupp (= Jakab Rupp von Nyilhegy, 1800-1879), das auf Lateinisch in zwei Bänden zwischen 1841-1846 unter dem vollen Titel „Numi Hungariae hactenus Cogniti, quos delineatos ac e monumentis historico-numariis illustratus“ erschien (auch auf Ungarisch).
Notitia Hungaricae rei NumariaePublikation des Jesuiten, Archäologen und Kustos Stephan Schoenvisner (1738-1815), unter dem vollen Titel: „Notitia Hungaricae Rei Numariae Ab Origine Ad Praesens Tempus“ 1801 in Wien veröffentlicht.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
AnatomieAnatomisches Institut, in welcher Leichen nach ihrer Todesursache, zu Forschungszwecken etc. untersucht bzw. seziert werden.
Universitäts-Krankenhaus (Gebäude, Erlangen)Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begonnener Bau des Universitätskrankenhauses am separierten Ostteil des Schlossgartens, welches zum Wintersemester 1823/24 mit 25 Betten sowie einer medizinischen und chirurgischen Abteilung seinen Betrieb aufnahm; 1863 erfolgte die Aufstockung um ein weiteres Geschoss.
DotationHier gebraucht im Sinne von finanzieller Zuwendung oder Haushaltszuschuss.
Universitätsbibliothek, Universitäts-Bibliothek ErlangenDie Erlanger Universitätsbibliothek wurde 1743 zusammen mit der Gründung der Universität durch den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1711-1763) gegründet und verfügt heute über mehrere Standorte sowie Teilbibliotheken, die sich teilweise auch aus Fusionierungen der Universität und Neugründungen von Fakultäten im weiteren Verlauf der Universitätsgeschichte ergaben.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis