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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 30. Mai 1864

Sehr geehrter Herr Doctor!1

Das Geld werden Sie aus München zugesendet erhalten. Nachdem Sie den ersten Sturm von Herbergers Unwillen2 überstanden und auf Freundlichkeit seiner Seite ohnehin nicht mehr zu rechnen war, werden Sie hoffentlich Ihre Arbeiten im Archiv ungehindert haben fortsetzen können. Und im Übrigen finden Sie sich für den Mangel an freundlicher Ansprache dort durch den angenehmen Verkehr, den Sie sonst angetroffen haben, hinlänglich entschädigt.

Es freut mich zu hören, daß Sie mit dem Zink rasch voran kommen und nicht daran denken wollen, das archivalische Material weiter auszubeuten, als es unmittelbar für die Erklärung des Autors dient. Sie bemerken sehr richtig, da dieser selbst bei seiner Art des Vortrags in ausführlicher Erzählung eine andere Art der Bearbeitung verlangt, als die eigentlichen kurz gefaßten Chroniken.

Was Sie mir sodann von Wahraus geschrieben, interessirt mich in mehr als einer Beziehung, und da ich geradeauch auf diesen durch eine Untersuchung über eine in Nürnberg geschriebene Weltchronik aus der Mitte des 15 Jahrhunderts hingeführt worden bin, so liegt es mir dringend an, den Text von Wahraus wenn auch nur auf zwei Tage hierher zu bekommen, und ersuche ich Sie deshalb ihn mir möglichst vor Ende dieser Woche zu schicken; bis Montag3 sollen Sie ihn dann wieder zurückbekommen.

Ihre Grüße habe ich bestellt und werden bestens erwiedert. Weizsäcker geht es gut; er liest über griechische Geschichte vor einer genügenden Zahl von Zuhörern und ist außerdem mit den Reichstags-Acten beschäftigt. Kern sah ich öfter; er fühlt sich sehr nach Erlangen gezogen, da es ihm in Nürnberg an ansprechendem Umgang fehlt; erst gestern und vorgestern war er wieder hier. Unser dritter Band, der den Meisterlin4 und was dazu gehört, bringt, ist im Druck erst bis zum 6. Bogen fortgeschritten, doch soll der Druck von nun an beschleunigt werden. Schreiben Sie mir bald wieder, wie es Ihnen geht.

Hochachtungsvoll und ergebenst

Carl Hegel.