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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 27. April 1892

Hochverehrter Herr Professor!

Verbindlichsten Dank für Ihren liebenswürdigen Brief1.

Die Rezension von Gierke in der Deutschen Litteraturzeitung leistet an Verdrehung des wahren Sachverhalts das menschenmögliche oder vielmehr das Menschen unmögliche. Dennoch habe ich mich über sie sehr gefreut – insofern nämlich, als Gierke hier offen eingesteht, daß die Gildetheoretiker nach einem ganz anderen methodischen Rezept verfahren, als es sonst in historischen Untersuchungen angewandt wird. Ich habe Gierkes Rezension im letzten Winter in einem hiesigen Seminar durchgenommen, um meinen Zuhörern zu zeigen, wie es ein Historiker nicht machen darf.

Die Göttingischen Gelehrten Anzeigen haben mir das Referat über Ihr Werk übertragen. Wie mir die Redaktion mitteilt, kann mein Referat leider erst im Juni erscheinen, aus Raummangel.2 Ich habe in meinem Referat auch Girkes Rezension in der Deutschen Litteraturzeitung3 etwas näher beleuch- tet, worauf er wohl – schweigen wird.

In der allgemeinen Zeitung las ich eine Besprechung von Bendiner4. Sehr gut gemeint; aber es scheint, daß es Bendiner eigentlich unbekannt ist, worum es sich handelt.

Auf die Besprechung von Bendiner und auch auf die von Edgar Loening im Literarischen Centralblatt scheint die Rezension von Gierke etwas Einfluß geübt zu haben. Sonst war die von Edgar Loening ja sehr sachlich. Um so mehr aber scheint es mir notwendig zu sein, Gierkes Verfahren etwas zu analysieren, wie ich es eben in der für die Göttingischen Gelehrten Anzeigen bestimmten An- zeigen getan habe.

Auf der Versammlung des hansischen Geschichtsvereins in Braunschweig wird unter anderem über den Ursprung der deutschen Stadtverfassung verhandelt werden. Ich will dazu auch hingehen.

Mit dem Ausdruck meiner aufrichtigsten Verehrung
Ihr ergebenster Diener
Georg von Below.