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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 19. Juni 1896

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Für Ihren liebenswürdigen Brief1, der mich außerordentlich erfreut hat, sage ich Ihnen meinen aufrichtigsten Dank. Er ist mir eine große Freude nicht blos insofern, als er mir eine hocherfreuliche Nachricht brachte, sondern zugleich auch deshalb, weil er mir ein neuer Beweis Ihres liebenswürdigen Wohlwollens für mich ist. Um nun sogleich Ihre Fragen zu beantworten kann ich zunächst versichern, daß ich vollkommener Protestant bin, ebenso wie meine Frau, wie ich dann auch auf Bruder Seiten keine anderen als protestantische Verwandte habe. Ebenso kann ich versichern, daß ich eine ordentliche Berufung nach Erlangen sehr gern annehmen2 würde, und daß mir ganz besonders die Aussicht Ihren Verkehr zu genießen, erfreulich ist. Sie werden es ja verstehen, wenn ich mich heute, wo ich sodann Ihren Brief erhalten habe, noch nicht absolut vinkuliere. Aber ich kann jedenfalls sagen, daß mir der Gedanke, in Erlangen leben und tätig sein zu können außerordentlich verlockend ist. Obwohl Ostpreuße von Herkunft, ziehe ich doch die süd- und mitteldeutschen Universitäten den norddeutschen im allgemeinen vor. Vor allem trage ich gar kein Bedenken, Erlangen statt Münster zu wählen. Die finanziellen Verhältnisse, für deren freundliche Mittheilung ich Ihnen meinen Dank sagen, bieten, soviel ich bis jetzt urteilen kann, keine Schwierigkeit.

Sollten Sie über mich noch nähere Erkundigungen einzuziehen wünschen, so möchte ich mir erlauben zu bemerken, daß Professor Lenz und Geheimer Rat Ritter mich persönlich näher kennen.

Daß ich in Tübingen vorgeschlagen wurde, ist möglich, vielleicht auch wahrscheinlich. Aber an eine Berufung glaube ich nicht. Denn Egelhaaf behauptet die Anweisung auf Schäfers Professur schon in der Tasche zu haben. Und auch abgesehen davon, die Württembergische Regierung wird kaum einen norddeutschen Historiker nehmen, schon bei Schäfers Berufung bestanden ja die allergrößten Schwierigkeiten.

Also auch von dieser Seite her, würde mich nichts hindern, eine ordentliche Berufung nach Erlangen anzunehmen.

Ich wiederhole nochmals: Ihr liebenswürdiger Brief hat mich mit großer Freude erfüllt. Wenn ich heute meinen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief und Ihr liebenswürdiges Wohlwollen mit in kurzen Worten ausspreche, so geschieht es lediglich deshalb, weil ich meine Antwort auf Ihren Brief gern noch heute Abend absenden möchte.

In größter Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit
Ihr ergebenster
Georg von Below.