Für Ihren liebenswürdigen Brief1, der mich außerordentlich erfreut hat, sage ich Ihnen meinen aufrichtigsten Dank. Er ist mir eine große Freude nicht blos insofern, als er mir eine hocherfreuliche Nachricht brachte, sondern zugleich auch deshalb, weil er mir ein neuer Beweis Ihres liebenswürdigen Wohlwollens für mich ist. Um nun sogleich Ihre Fragen zu beantworten kann ich zunächst versichern, daß ich vollkommener |Protestant bin, ebenso wie meine Frau, wie ich dann auch auf Bruder Seiten keine anderen als protestantische Verwandte habe. Ebenso kann ich versichern, daß ich eine ordentliche
Berufung nach Erlangensehr gern annehmen2 würde, und daß mir ganz besonders die Aussicht Ihren Verkehr zu genießen, erfreulich ist. Sie werden es ja verstehen, wenn ich mich heute, wo ich sodann Ihren Brief erhalten habe, noch nicht absolut vinkuliere. Aber ich kann jedenfalls sagen, daß mir der Gedanke, in Erlangen leben und tätig sein zu können außerordentlich verlockend ist. Obwohl Ostpreuße von Herkunft, ziehe ich doch die süd- und mitteldeutschenUniversitäten den norddeutschen im allgemeinen vor. Vor allem trage ich gar kein Bedenken, Erlangen statt Münster zu wählen. | Die finanziellen Verhältnisse, für deren freundliche Mittheilung ich Ihnen meinen Dank sagen, bieten, soviel ich bis jetzt urteilen kann, keine Schwierigkeit.
Sollten Sie über mich noch nähere Erkundigungen einzuziehen wünschen, so möchte ich mir erlauben zu bemerken, daß ProfessorLenz und Geheimer RatRitter mich persönlich näher kennen.
Daß ich in Tübingenvorgeschlagen wurde, ist möglich, vielleicht auch wahrscheinlich. Aber an eine Berufung glaube ich nicht. DennEgelhaaf behauptet die Anweisung auf SchäfersProfessur schon in der Tasche zu haben. Und auch abgesehen davon, die Württembergische Regierung wird kaum einen norddeutschen Historiker nehmen, schon bei Schäfers | Berufung bestanden ja die allergrößten Schwierigkeiten.
Also auch von dieser Seite her, würde mich nichts hindern, eine ordentliche Berufung nach Erlangen anzunehmen.
Ich wiederhole nochmals: Ihr liebenswürdiger Brief hat mich mit großer Freude erfüllt. Wenn ich heute meinen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief und Ihr liebenswürdiges Wohlwollen mit in kurzen Worten ausspreche, so geschieht es lediglich deshalb, weil ich meine Antwort auf Ihren Brief gern noch heute Abend absenden möchte.
In größter Verehrung und aufrichtiger Dankbarkeit
Ihr ergebenster Georg von Below.
1Brief bislang noch nicht aufgefunden. 2Doppelt unterstrichen.
Below, Georg Georg Below
HiKo
11865808518581927Below, Georg (1858–1927), in Königsberg geborener Wirtschafts- und Verfassungshistoriker, der an der Universität Bonn studierte und im Jahre 1883 promoviert wurde. Nach seiner Habilitation an der Universität Marburg im Jahre 1886 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität Königsberg, 1891 ordentlicher Professor an der Universität Münster, 1897 in Marburg, 1901 in Tübingen und 1905 in Freiburg im Breisgau. Von 1904 bis 1926 war er in der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach dreijähriger Vakanz in der Nachfolge Karl Hegels Leiter der Abteilung „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Münster51.9625101,7.6251879Etwa 480 Kilometer westlich von Berlin gelegene alte Bischofsstadt und Metropole des Münsterlandes, die im Jahre 1815 infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses ans Königreich Preußen fiel und Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Westfalen wurde.
Lenz, MaxMax Lenz
HiKo
11877950818501932Lenz, Max (1850–1932), war ein in Greifswald geborener Historiker, 1881 wurde er Extraordinarius, 1885 dann Ordinarius an der Universität Marburg. Im Jahre 1890 folgte er einem Ruf nach Berlin, wo er 1911/12 auch das Rektorat bekleidete.
Ritter, Heinrich August11657172117911869Ritter, Heinrich August (1791–1869), Philosoph, 1833 ordentlicher Professor an der Universität Kiel, 1837 an der Universität Göttingen.
Egelhaaf, Gottlob11868799918481934Egelhaaf, Gottlob (1848–1934), war Historiker, Gymnasiallehrer, Schulleiter und Politiker in Württemberg.
Schäfer, Dietrich11879484118451929Schäfer, Dietrich (1845–1929), war Historiker und politischer, nationalistisch gesinnter Publizist in Tübingen.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Tübingen48.5236164,9.0535531Stadt am Neckar im Königreich Württemberg mit 1477 gegründeter Universität, etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Bohlweg (Münster)Straße innerhalb der Altstadt Münsters in Westfalen, die östlich aus dieser herausführt.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
ProtestantAngehöriger einer protestantischen Kirche oder Glaubensgemeinschaft.
protestantischDem protestantischen, hier bezogen auf den evangelisch-lutherischen Glauben des Christentums angehörend, auf ihn bezogen, ihm zuzuordnen; hier auch gebraucht in Bezug auf die „Protestation der „Göttinger Sieben“.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
OstpreußeAus Ostpreußen (ehemalige, im Nordosten Europas gelegene Provinz Preußen) stammender Mensch, dort geboren, dort lebend.
Süddeutsch, Süddeutsche, SüddeutscherBegriff für den südlich gelegenen Teil des deutschen Gebietes bzw. der Menschen, die darin leben, welcher in verschiedenen Kontexten (geographisch, linguistisch, historisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch etc.) Verwendung findet; dieses Gebiet zeichnet sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher politischer, historischer, geographischer, religiöser, sprachlicher und kultureller Aspekte aus, insbesondere auch durch eine dementsprechende Vielfältigkeit unterschiedlicher deutscher Sprachen bzw. Mundarten und Dialekte.
Mitteldeutsch, Mitteldeutsche, MitteldeutscherBegriff für den mittleren, also zentral gelegenen Teil des deutschen Gebietes bzw. der Menschen, die darin leben, welcher in verschiedenen Kontexten (geographisch, linguistisch, historisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch etc.) Verwendung findet, ohne dass dabei das Gebiet eindeutig bzw. auch hinsichtlich des jeweiligen wissenschaftlichen Gebrauchs einheitlich definiert ist; es kommt daher auch zu Überscheidungen mit anderen Definitionen innerhalb des deutschen Raumes (Nord-, Süd-, West-, Ostdeutschland).
Universität, UniversitätenGemeinschaft von Lehrenden und Lernenden der Fächer Theologie, Juristprudenz sowie der vorbereitenden Studien der „artes liberales“ gegen Ende des 12. Jahrhunderts in Europa (Paris, Bologna, Oxford), Medizin folgte bald darauf als Fach, womit „Universität“ als Gemeinschaft aller Wissenschaften galt („studium generale“); heute in mehrere Fakultäten gegliederte die Gesamtheit der Wissenschaften umfassende Lehr- und Forschungsstätte für wissenschaftliche Ausbildung und Forschung.
Norddeutsch, Norddeutsche, NorddeutscherBegriff für den nördlich gelegenen Teil des deutschen Gebietes bzw. der Menschen, die darin leben, welcher in verschiedenen Kontexten (geographisch, linguistisch, historisch, kulturell, wirtschaftlich, politisch etc.) Verwendung findet, ohne dass dabei das Gebiet eindeutig bzw. auch hinsichtlich des jeweiligen wissenschaftlichen Gebrauchs einheitlich definiert ist; es kommt daher auch zu Überscheidungen mit anderen Definitionen innerhalb des deutschen Raumes (z. B. mit Mittel-, West-, Ostdeutschland); oftmals bezieht sich dieser Begriff auch auf das Norddeutsche Tiefland, wo früher allgemein die niederdeutsche Sprache gesprochen wurde.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Professur, ProfeßurLehramt an einer Universität oder Hochschule.
Regierung, württembergische, auch: Staatsregierung, würt(t)embergischeHöchste Institution eines Staates, die die Politik sowohl nach Innen wie nach Außen leitet, lenkt und beaufsichtigt, wobei Regierung allgemein für die Tätigkeit des Herrschens, die Ausübung der Staatsgewalt steht – hier bezogen auf die württembergische Herrschaftsgewalt; Württemberg war von 1806 bis 1918 ein als Königreich unter der Dynastie des Hauses Württemberg bestehender Staat im Südwesten Deutschlands.
Regierung, RegirungHöchste Institution eines Staates, die die Politik sowohl nach Innen wie nach Außen leitet, lenkt und beaufsichtigt, wobei Regierung allgemein für die Tätigkeit des Herrschens, die Ausübung der Staatsgewalt steht.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
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Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis