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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 9. Oktober 1891

beantw[ortet] 18 Oct[ober]

Hochgeehrter Herr Professor!

Indem ich mir erlaube, Ihnen anbei eine Besprechung aus den GGA.1 zu übersenden, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen meinen aufrichtigsten Glückwunsch zu dem – wie ich aus einer Buchhändlerischen Anzeige schließe – bald bevorstehenden Erscheinen Ihres Werkes über die Stadtrechte des Mittelalters2 auszusprechen. Es war mir eine sehr große Freude, als ich jene Ankündigung las, und ich sehe dem Erscheinen des Werkes mit höchster Spannung entgegen.

Ich habe mich in der letzten Zeit wieder mehr mit Städtegeschichte beschäftigt und zwei Aufsätze ausgearbeitet, von welchen der eine sich mit der Nitzsch’schen Kaufmannsgildetheorie3 auseinandersetzt, während der andere sich gegen Sohms Marktrechtstheorie4 wendet.5 Ich finde, die Nitzsch’sche Kaufmannsgilde ist ebenso wunderlich wie sein Hofrecht6. In seinem Buche über „Ministerialität und Bürgertum7 steckt doch aber wenigstens noch eine gewisse Gelehrsamkeit, während man dies von den Aufsätzen über die Gilde in den Monatsberichten der Berliner Akademie8 nicht einmal sagen kann. – Sohm scheint mir seine Theorie auf zu geringer eigener Quellenkenntnis aufzubauen. Ich kann nicht finden, daß das Marktrecht alles erklärt. Immerhin ist viel Schönes in Sohms Buch.9 Doch habe ich so gut wie alle seine speciellen Anschauungen ablehnen zu müssen geglaubt. –

Indem ich Sie bitte, den Ausdruck meiner aufrichtigsten Verehrung entgegenzunehmen, zeichne ich

Ihr ganz gehorsamer Diener
Georg von Below.