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Karl Hegel an Aloys Schulte, Erlangen, 12. Dezember 1884

Sehr geehrter Herr Doctor!

Höchlich erfreut hat mich Ihre bestimmte Zusage, die ich allerdings in der Erwartung schon für mich angenommen hatte. Ich beantwortete Ihren Brief vom 28. November 18841 nicht sofort, weil ich Ihnen gleich die von Lexer gefertigte Abschrift der Mülich’schen Chronik zuschicken wollte, und ich schrieb deshalb an Frensdorff, der sie seit Jahren in Händen hat.

Ich habe aber bis heute noch keine Antwort, was mich einigermaßen bedenklich macht; hoffentlich ist das Manuscript nicht verloren!

Ich darf also den Beginn Ihrer Arbeit erst im Herbst des nächsten Jahres erwarten. Es versteht sich, daß Ihnen die volle Selbständigkeit, wie die alleinige Ehre der Autorschaft gewahrt bleibt, so wie es bei Frensdorff, Hänselmann, Koppmann, Cardauns, der Fall war. Einen Vertrag brauchen wir nicht zu machen. Ich sichere Ihnen namens der Commission das Autorhonorar vom 35 Mark per Druckbogen zu, versteht sich für Ihre vollständige Arbeit, ich meine, so weit diese nicht bloß zu einer schon halb gethanen, wie durch die Lexer’sche Abschrift und Textesfeststellung, hinzukommt, wo nach Verhältniß der Arbeit, die Sie bei Collationirung und mit Notenzuthaten noch aufwenden, Ihr Honorar zu bestimmen ist. Hierüber läßt sich von vornherein nichts festsetzen; ich werde Ihnen selbst die Bestimmung überlassen. Bei meinem Todesfall wird die Historische Commission für mich eintreten; bei dem Ihrigen, der weniger bald zu erwarten ist, würde, falls Ihre Arbeit nicht schon gedruckt und honorirt wäre, die Commission auf gleiche Weise wie nach dem Tode von Professor Mantels verfahren, d. h. den bezüglichen schriftlichen Nachlaß von Ihren Erben ankaufen. Über alles das vertragsmäßige Bestimmung zu treffen ist völlig unnöthig; die Historische Commission störts nicht und benimmt sich in allen Fällen sehr anständig.

Reisekosten für den Besuch des Augsburger Stadtarchivs der im Herbst nöthig sein wird und wohl noch öfter stattfinden muß, werden Ihnen in der Weise ersetzt, wie ich sonst damit verfahren bin, nämlich mit Verrechnung des Fahrgelds und eines Diätensatzes, den Sie selbst feststellen werden, nach Maßgabe des auf so und so viel Tage vertheilten übrigen Gesammtaufwandes. Nur würde ich bitten, mich bei Zeiten vorher von einer beabsichtigten Reise zu benachrichtigen, damit ich überschlage, ob ich die Mittel dazu aufbringen könne oder mich mit diesen danach einrichte. Denn gar weit reichen sie nicht und sind auch noch von anderer Seite in Anspruch genommen.

Sobald ich das Manuscript von Frensdorff erhalte, werde ich es Ihnen zuschicken; es wäre doch recht gut, wenn Sie sich schon beiläufig mit der Chronik bekannt machen und für deren Bearbeitung vorbereiten könnten.

Hochachtungsvoll und ergebenst
Carl Hegel.