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Karl Hegel an Aloys Schulte, Erlangen, 18. November 1884

Geehrter Herr Doctor!1

Sie haben mir in Ihrem Brief vom 15.2 so gute Hoffnung auf Ihre Mitarbeit gemacht, daß ich keine Absage mehr erwartete. Freilich besorge ich, daß die Straßburger Herren Ihre Hülfe nicht werden entbehren wollen.3 Diesen aber können Sie doch sagen, daß Sie Ihr redliches Theil schon gethan haben und daß Sie sich nicht festnageln lassen wollen, Sie selbst fassen die litterarische Aufgabe in Straßburg von der patriotischen Seite auf. Das ist gewiß recht schön und gibt der Arbeit eine höhere Weihe. Allein ist es nicht eine Illusion, von einer rein gelehrten Arbeit zu erwarten, daß sie dazu beitragen werde, die Elsässer wieder deutsch zu machen? Diejenigen, und es sind vorläufig noch sehr wenige, die überhaupt von ihr Kenntniß nehmen, wissen gut genug, daß ihre Vorfahren Deutsche und deutsch Gesinnte waren, sind aber darum doch, gleichwie religiöse Convertiten, die ärgsten Franzosen – z. B. Charles Schmidt, Rodolphe Reuß! An denen ist Hopfen und Malz verloren! Man muß dem Elsässer Volk auf andere Weise beikommen und einige Menschenalter abwarten. Geben Sie mir doch bald eine gute definitive Antwort!

Hochachtungsvoll
Carl Hegel.