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Karl Hegel an Aloys Schulte, Erlangen, 17. Oktober 1882

Geehrter Herr Doctor!

Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Zusendung, die ich sofort mit Interesse gelesen habe.1 Von dem Neuen, was Sie zur Lebensgeschichte Königshofens bringen, kann ich nun leider nicht mehr Gebrauch machen in meinem Artikel über Königshofen in der Allgemeinen deutschen Biographie2, da er bereits gedruckt ist. Von der Auffindung der Handschrift A hörte ich durch Baumgarten in München und habe davon noch in der Correctur mit: ‚wie man hört’ kurz Erwähnung gethan. Ich bin weit entfernt Ihre Polemik3 gegen mich übel zu nehmen. Wir Älteren müssen es uns gefallen lassen, daß die Jüngeren auf unseren Schultern stehen, und zufrieden sein, wenn sie uns nur einigermaßen gerecht werden: Letzteres, finde ich, ist von Ihnen nicht genug geschehen, wenn Sie auf Ihren letzten 3 Seiten meine mit vielem Bedacht ausgeführte Ansicht über das Verhältniß der Texte mit Hülfe einiger wenig gesicherter Daten über den Haufen werfen wollen. Auf das innere Verhältniß der Texte untereinander, auf welches ich bei meiner Begründung das Hauptgewicht gelegt habe, sind Sie gar nicht einmal eingegangen. Sie sagen, ich hätte keine genaue Auskunft über Verschiedenheiten der Handschriften in C gegeben. Ich verstehe nicht, wie ich sie hätte genauer geben können als S. 212 geschehen ist.4 Unterschiede in der eigenhändigen Schrift Königshofens habe ich eben nicht wahrgenommen, außer daß sie in seinen letzten Lebensjahren unsicher geworden ist, und genau angegeben habe ich, wo fremde Hände mit Interpolationen oder Fortsetzungen eingetreten sind.

Meine flüchtigen Notizen5 vermache ich Ihnen gern für immer, vorausgesetzt, daß Sie keine Kritik daran üben wollen. Für mich sind sie weiter von keinem Nutzen.

Hochachtungsvoll
Carl Hegel.