Ich wende mich an Sie mit einer Anfrage bezüglich der Herausgabe der Deutschen
Städtechroniken und mit dem Wunsche, Sie als Mitarbeiter für diese zu gewinnen. Sie haben sich schon so eingehend und mit so anerkanntem Erfolge mit verschiedenen Quellen der mittelalterlichenStädtegeschichte beschäftigt, daß ich meine, es müsse das Anerbieten, welches ich Ihnen machen will, ein bereitwilliges Entgegenkommen von Ihrer Seite finden, gleichwie ich auch wohl annehmen darf, daß es Ihnen erwünscht sein werde, in das Verhältniß eines Mitarbeiters zur Historischen Commission in München einzutreten. Auch ist die Aufgabe, die ich für Sie bereit halte, an sich lohnend genug, und sie liegt Ihren bisherigen Studien und Ihrem jetzigen Aufenthaltsorte am wenigsten fern. | Es handelt sich um die Fortsetzung der AugsburgerChroniken, von welchen, wie Sie wissen, Frensdorff 2 Bände herausgegeben hat. Zunächst kommt die Chronik des Hektor Mülich nebst seinen Fortsetzern in Betracht, so Augsburger Chronik I Einleitung Seite XLI. Frensdorff wollte auch diese noch herausgeben, ist aber nicht mehr dazu gekommen und hat nun definitiv darauf verzichtet. Der Text von Mülich ist längst von Lexer nach dem Original in Augsburg abgeschrieben und befindet sich noch in Frensdorffs Händen. Damit ist bereits ein großer Theil der Arbeit gethan und für den Text nur noch die Collationirung nach der Handschrift in Augsburg und die Vergleichung mit einer andern in Stuttgart nöthig, sieheStälinsWürtembergische
Geschichte Band 3 S. 326 Anmerkung 22. Für die historische Bearbeitung wäre das Stadtarchiv in Augsburg zu benutzen. Ich denke nicht, daß dazu ein sehr langer Aufenthalt dort erforderlich wäre, da man sich auf das nothwendige für die historische Erklärung | beschränken muß und das meiste im gedruckten Quellenmaterial, wie in der historischen Litteratur vorliegt. Für Reisekosten und Diäten kommt die Historische Commission auf; die gefertigte Arbeit wird per Druckbogen anständig honorirt.
Ich habe bereits an Frensdorff geschrieben, daß ich Sie auffordern wolle und er hat sich sehr einverstanden damit erklärt. Sie würden nicht bloß meinen dringenden Wunsch erfüllen, sondern sich auch den Dank der Historischen Commission erwerben, wenn Sie sich uns nicht versagen wollten. Die Fortsetzung der Augsburger Chroniken hängt zur Zeit von Ihrer Entschließung ab.3
Hochachtungsvoll und ergebenst
Carl Hegel.
1Dieser Brief steht im Kontext der Erarbeitung der Chroniken von Augsburg unter Leitung von Karl Hegel (1813-1901) im Rahmen seines Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. In dieses Projekt einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff., zu den Augsburger Chroniken insbesondere auch S. 246 ff.2Der dritte Band erschien 1856. 3Zu Karl Hegels Lebzeiten erschienen fünf Bände mit Chroniken der Stadt Augsburg; die hier genannte Chronik des „Hektor Mülich“ ist enthalten im dritten Band, Band 22 der Gesamtreihe, welcher 1892 veröffentlicht wurde; die beiden vorangegangenen Bände 1 und 2 erschienen 1865 und 1866 als Bände 4 und 5 der Gesamtreihe, die Bände 4 und 5 mit Chroniken von Augsburg, zugleich Bände 23 und 25 der Gesamtreihe, folgten 1894 und 1896.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Schulte, AloysAloys Schulte11912718018571941Schulte, Aloys (1857–1941), war Historiker und Archivar. Er wirkte als Professor an den Universitäten Breslau (1896–1903) und Bonn (1903–1928). Von 1901 bis 1903 leitete er überdies das Königlich Preußische Historische Institut in Rom.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
ULB Bonn
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ULB Bonn1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Mülich, Hektor (Hector)Hector Mülich11873735Xum 14201489 oder 1490Mülich, Hektor (Hector) (ca. 1420–1489/1490), war Augsburger Chronist, Bürger, Kramer, Zunftmeister, Ratsherr und Historiker, dessen Chronik über Augsburg von Karl Hegel (1813–1901) im Rahmen seiner umfangreichen Städtechroniken-Edition im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München im Jahr 1865 herausgegeben wurde.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Stälin, Christoph FriedrichChristoph Friedrich Stälin
HiKo
11720279718051873Stälin, Christoph Friedrich (1805–1873), in Calw geborener Bibliothekar und Historiker, der von 1821 bis 1825 an den Universitäten Tübingen und Heidelberg Philosophie, Theologie und Philologie studierte und danach in den Dienst der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Stuttgart eintrat, deren Direktor er 1869 wurde. Im Jahre 1858 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Stuttgart, auch: Stuttgard48.7784485,9.1800132Am Neckar gelegene Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg.
Würt(t)embergVon 1806 bis 1918 Königreich, ab 1815 im Deutschen Bund, ab 1871 im Deutschen Reich.
Doctor, DoktorDoktor als höchster akademischer Grad und Bezeichnung für jemanden, der einen Doktor-Titel trägt.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Quelle(n), historischeTexte als Quellen und andere Zeugnisse wie Sachquellen, Bildquellen, auch Zeitzeugenberichte und Ähnliches sowie abstrakte Quellen, die die vergangene Geschichte unmittelbar erleuchten und dabei helfen, bei historisch-kritischer Behandlung, die Vergangenheit entsprechend zu beleuchten, zu rekonstruieren, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen sowie einordnen und bewerten zu können; eindeutig abgegrenzt werden die Quellen von der fachwissenschaftlichen Literatur in Form sogenannter Darstellungen, in der Germanistik auch als Sekundärliteratur im Gegensatz zur Primärliteratur bezeichnet.
mittelalterlichAuf das Mittelalter bezogen, ihm zuzuordnen, zu ihm gehörend.
Städtegeschichte, StädtegeschichtenVon Karl Hegel (1813-1901) und seinen Kollegen in seiner Korrespondenz, aber auch in seinen Forschungen und wissenschaftlichen Publikationen als Synonym für Stadtgeschichte aus vergleichender Perspektive für die Geschichte bzw. Geschichten als historische Abhandlung(en) mehrerer Städte gebraucht.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
AugsburgerZu Augsburg gehörend, Augsburg betreffend, auf Augsburg bezogen; in Augsburg lebender Mensch bzw. lebende Menschen.
Würtembergische Geschichte (Stälin)Unter dem Titel „Wirtembergische Geschichte“ in Stuttgart erschienene vierbändige Publikation des Historikers und Archivars Christoph Friedrich von Stälin (1805-1873) zwischen 1841 und 1873.
Würt(t)embergisch, würt(t)emberger, Würt(t)embergerZu Württemberg gehörend, Württemberg zuzuordnen, auf Württemberg bezogen; in Württemberg lebender oder von dort stammender Mensch.
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
Stadtarchiv AugsburgArchiv der Stadt Augsburg, seit ca. dem 16. Jahrhundert bestehend mit bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendem Archivgut.
Lit(t)eratur, Lit(t)eraturenLiteratur, Plural: Literaturen, im Verständnis des 19. Jahrhunderts Synonym und Oberbegriff für alle sprachlichen (mündlich oder schriftlich fixierten) Zeugnisse; im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts auch bereits verwendet als Synonym für „wissenschaftliche Fachliteratur“.
ReisekostenHier gebräuchlich für Kosten, die während einer Dienstreise entstehen, wozu auch das Fahrgeld, Tagegeld und weitere anfallenden Kosten zählen.