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Karl Hegel an Kuno Fischer, Erlangen, 17. Juli 1900

Hochverehrter Herr Geheimerrat!

Empfangen Sie meinen besten Dank für die Sendung der Lieferung Ihres vortrefflichen Werkes über Hegel1 über Hegel und Ihren werten Brief.2 Auch die V. Lieferung ist mir in diesen Tagen zugekommen, nachdem ich deshalb an die Wintersche Buchhandlung, die die Sendung versäumt hatte, geschrieben. Überaus erfreulich ebenso wie überraschend ist der starke Absatz des schwierigen und teuern Werkes, da die Hegel’sche Philosophie in Deutschland nur wenig mehr geschätzt schien; sie wieder zu Ehren gebracht zu haben, ist allein Ihr großes Verdienst.

Die Ernennung Hayms zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie und gerade jetzt mit Auszeichnung bei der Jubiläumsfeier3 hat auch mich in Erstaunen versetzt. Ich weiß mir sie nicht anders zu erklären als wegen seines Buches über Wilhelm von Humboldt4 , denn das über Hegel5 verdient sie gewiß nicht über Wilhelm. Persönliche Zuneigung oder Abneigung einzelner Berliner Akademiker scheint nicht selten bestimmend zu sein. Der Historiker Max Lehmann den Sybel zum ordentlichen Mitglied machte, als er seine historische Zeitschrift redigierte, paradiert jetzt neben Zeller unter den wenigen Ehrenmitgliedern!

Sehr interessant war mir Ihre nicht gehaltene Rede6, für deren gefällige Mitteilung ich ebenfalls bestens danke; gern hätte ich meinen Vater in der Festsitzung in Erinnerung gebracht gehört.

In der Hoffnung Ew.7 Excellenz bei anderer Gelegenheit näher zu sprechen, empfehle ich mich verehrungsvoll

Karl Hegel.