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Karl Hegel an Kuno Fischer, Erlangen, 28. Juli 1898

Hochverehrter Herr Geheimerrat!

Ew.1 Excellenz habe ich aufs neue zu danken für das gütige Geschenk der 1. Werkes2 über Hegel, sowie für die Mitteilung der Aushängebogen 10–14, die ich hiermit zurückschicke.3 Ich finde die Fortsetzung der Lebensbeschreibung Hegels ebenso vortrefflich wie den vorausgehenden Teil, und der innere Anteil, den ich beim Lesen daran genommen, war um so größer, als ich das Erzählte selbst mit erlebt habe.

Ihrer Frau Gemahlin4 bringe ich meine Verehrung entgegen und meine Sympathie, denn Kopenhagen bringt mir die Erinnerung zurück an die genußreichen Tage, die ich dort im Jahr 1843 bei meinem Freunde Professor Martensen, später Bischof von Seeland, verlebte.5 Er machte mich mit dem Ehepaar Heiberg bekannt; die berühmte Schauspielerin und liebenswürdige Frau schenkte mir bei einem gemeinsamen Ausflug in das benachbarte Seebad einen schön leuchtenden himmlischen Stern, damit ich ihrer künftig gedächte.

Das Verhältnis meines Vaters zu Beneke haben Sie gründlich dargelegt. Von einer Schuld ist da doch kaum zu reden; die Sache ist, daß Hegel diesen harmlosen und schwachen Philosophen wenig geachtet hat; allerdings würde man heutzutage anders gegen einen solchen verfahren.

Ew. Excellenz empfehle ich mich
verehrungsvoll
Karl Hegel.