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Karl Hegel an Kuno Fischer, Erlangen, 31. Oktober 1898

Hochverehrter Herr Geheimerrat!

Ew.1 Excellenz spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus für die übersandte 2. Lieferung Ihres vortrefflichen Werkes2 über Hegel. Den Schluß des Lebens kannte ich schon durch die Aushängebogen. Ich finde es vortrefflich, daß der Lehre die Entwicklungstheorie in ihrem Anfang und Fortgang vorausgeschickt ist. Das ist das punctum saliens3, bei dessen Ausführung mein Verständnis noch ganz folgen konnte; nicht immer so bei den feinen Nuancirungen der Lehre in den philosophischen Schriften, die Sie als Meister mit größter Virtuosität darlegen.

Ew. Excellenz Besuch mit Gattin würde mich außerordentlich erfreut haben, doch sehe ich ihm noch künftig entgegen. Ich begreife, daß Sie und Ihre Gefährtin durch die weit ausgedehnte Reise ermüdet waren. Ich habe mich im August durch einen vierwöchigen Aufenthalt in Steinbach an der Brennerbahn in Begleitung von zwei Töchtern erfrischt.4

Ew. Excellenz und Gattin mich bestens empfehlend, verharre ich in größter Verehrung

 Karl Hegel.