Erlangen, 31. October 1898
Ew. Excellenz spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus für die übersandte 2. Lieferung Ihres vortrefflichen Werkes über Hegel. Den Schluß des Lebens kannte ich schon durch die Aushängebogen. Ich finde es vortrefflich, daß der Lehre die Entwicklungstheorie in ihrem Anfang und Fortgang vorausgeschickt ist. Das ist das punctum saliens, bei dessen Ausführung mein Verständnis noch ganz folgen konnte; nicht immer so bei den feinen Nuancirungen der Lehre in den philosophischen Schriften, die Sie als Meister mit größter Virtuosität darlegen. |
Ew. Excellenz Besuch mit Gattin würde mich außerordentlich erfreut haben, doch sehe ich ihm noch künftig entgegen. Ich begreife, daß Sie und Ihre Gefährtin durch die weit ausgedehnte Reise ermüdet waren. Ich habe mich im August durch einen vierwöchigen Aufenthalt in Steinbach an der Brennerbahn in Begleitung von zwei Töchtern erfrischt.
Ew. Excellenz und Gattin mich bestens empfehlend, verharre ich in größter Verehrung
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Fischer, KunoKuno Fischer11853340118241907Fischer, Kuno (1824–1907), aus Schlesien stammender Philosoph, der von 1844 bis 1847 an den Universitäten Leipzig und Halle Philosophie, Philologie und Theologie studierte und sich 1850 an der Universität Heidelberg habilitierte. Von 1856 bis 1872 war er Philosophie-Professor an der Universität Jena und darnach Ordinarius an der Universität Heidelberg.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
UB Heidelberg
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UB Heidelberg
1000
Karl Hegel
an Kuno Fischer. Sieben Briefe, mitgeteilt von Friedhelm
Nicolin
(Bonn), in: Hegel-Studien 6 (1971), S. 53-64.
Nicolin
, Karl Hegel an Kuno Fischer, S. 53-64
1971
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Fischer, Christiane Louise, geb. Kirchhoff
11653513X18321903Fischer, Christiane Louise, geb. Kirchhoff (1832–1903), zweite Ehefrau des Philosophen Kuno Fischer (1824–1907).
Hegel, Sophia (Sophiechen)Sophie Hegel-18611940Hegel, Sophia (Sophiechen) (1861–1940), vierte und jüngste Tochter Karl und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878); sie blieb unverheiratet und absolvierte Stationen in München und Göttingen in den Haushalten der Schwestern Luise Lommel, geb. Hegel (1853–1924), und Anna Klein, geb. Hegel (1851–1927), später eine ca. 20 Jahre währende Tätigkeit als Lehrerin/Erzieherin an einem englischen Mädchenpensionat in Malvern, ab 1910 wieder in der Familie ihrer schwerhörigen Schwester Anna Klein lebend und dort vor allem in der Erziehung und Krankenpflege helfend; spätere Arbeit im sozialen Bereich in Göttingen.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Steinach (am Brenner)47.0907467,11.4665722Etwa 380 Kilometer südlich von Erlangen und etwa 30 Kilometer südlich von Innsbruck gelegene Marktgemeinde im Wipptal in Tirol.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
Ew./Euer Excellenz (Exzellenz)Ehren-Anrede und Titel für hohe Beamte, v.a. für Minister, höhere Hofbeamte, Geheime Räte etc.
LieferungLieferung hier als Teil eines nach und nach erscheinenden größeren Werkes.
Geschichte der neuern PhilosophieDie mehrbändige „Geschichte der neuern Philosophie“ ist ein Werk des Philosophen Kuno Fischer (1824-1907), welches in der Zeit von 1852 bis 1901 erschien (inklusive diverser Neuauflagen und Jubiläumsbände) und auch Abhandlungen über Karl Hegels (1813-1901) Vater, den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), enthält; seit 1897 erfolgte eine Jubiläums-Ausgabe in elf Bänden (Band 8 aus dem Jahr 1901 beinhaltet eine zweibändige Monographie über „Hegels [des Philosophen] Leben, Werke und Lehre“), über die sich Fischer mit Karl Hegel während ihrer Entstehung auch schriftlich kooperierend austauschte.
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.
punctum saliensAus dem Lateinischen für: springender Punkt.
PhilosophischAuf die Philosophie bezogen, ihr zuzuordnen, auf sie bezogen.
BrennerbahnVon der österreichischen Südbahngesellschaft betriebene, 1867 eröffnete Eisenbahnverbindung über den Brenner-Paß von Innsbruck über Bozen nach Verona, deren nördlicher österreichischer Teil bis zum Brenner in den Jahren 1864 bis 1868 gebaut wurde.