XML PDF

Christoph Friedrich Stälin an Karl Hegel, Stuttgart, 9. April 1864

Verehrter Freund!

Es heimelt mich immer treulich dann wenn ich unter den lieben Münchner Freunden Kunde erhalte. Wenn mir nur auch einmal wieder die Freude zu Theil würde ihn mit seiner verehrten Gattin bei mir zu sehen es will mir zu lange werden bis auf den Herbst1.

Die Codexangelegenheit erledigt sich so, daß ich wohl eine Ausnahme machen und ihn bis zum Ende des nächsten Septembers in Händen Lexers lassen kann. Bis dorthin sollte er aber bestimmt zurückgegeben werden. Ich habe Vormerkung machen lassen daß Lexer deshalb nicht früher mehr behelligt wird. Es freute mich dienen zu können. So viel ich an Sie und unsere Collegen2 denke so hat doch der – wie ein Blitz von hellem Signal eingefallene Hingang Ihres Königs3 und Herrn welchem wir unsern freundlichen Verkehr verdanken mir die Münchner Bilder gerade in den letzten Tagen lebhaft vor die Seele geführt. Wie Sie, so hoffe auch ich, daß wir uns in gerührtem Andenken an unsern Stifter auch künftig werden versammeln.

Führ Ihre Nachrichten über das Fortschreiten Ihres Werkes4, wozu ich herzlichst Glück wünsche, meinen schönsten Dank. Ich selbst schreite im 16. Jahrhundert, für welches ich kürzlich Ihre schätzbare Arbeit über Jörg5, las, allzu langsam fort. Kürzlich coactus volui in die Direction der Monumenta Germaniae Historica einzutreten da mir Freund Pertz keine Ruhe ließ. Dann mündlich; ich befürchte die Sache laufe nicht so glatt ab.

Wenn Sie mit Wegele communicieren versichern Sie ihn meiner innigsten Theilnahme.6 In einer und derselben Sache erhielten wir Freud (von Ranke) und Leid – von Freunden angesagt. Es hat etwas rührendes so gleichsam wie Familie zu bilden.

Leben Sie recht wohl mit Ihrer verehrten Familie und behalten Sie mich lieb!
Treu der Ihrige
Stälin.

P. S. Grüßen Sie Giesebrecht und Weizsäcker sogleich von mir.